Feld, darunter der Consul Lucius Paullus, der Proconsul Gnaeus Servilius, zwei Drittel der Stabsoffiziere, achtzig Män- ner senatorischen Ranges. Nur den Consul Marcus Varro rettete sein rascher Entschluss und sein gutes Pferd nach Venusia und er ertrug es zu leben. Auch die Besatzung des römischen Lagers, 10000 Mann stark, ward grösstentheils kriegsgefangen; nur einige tausend Mann, theils aus diesen Truppen, theils aus der Linie, entkamen nach Canusium. Ja als sollte in diesem Jahr durchaus mit Rom ein Ende gemacht werden, fiel noch vor Ablauf desselben die nach Gallien ge- sandte Legion in einen Hinterhalt und wurde mit ihrem Feld- herrn Lucius Postumius, dem für das nächste Jahr ernannten Consul, von den Galliern gänzlich vernichtet.
Dieser beispiellose Erfolg schien nun endlich die grosse politische Combination zu reifen, um deren willen Hannibal nach Italien gegangen war. Er hatte seinen Plan wohl zu- nächst auf sein Heer gebaut; allein in richtiger Erkenntniss der ihm entgegenstehenden Macht sollte dies in seinem Sinn nur die Vorhut sein, mit der die Kräfte des Westens und Ostens allmählich sich vereinigen würden um der stolzen Stadt den Untergang zu bereiten. Zwar diejenige Unterstützung, die die gesichertste schien, die Nachsendungen von Spanien her hatte das kühne und feste Auftreten des dorthin gesandten römischen Feldherrn Gnaeus Scipio ihm vereitelt. Nach Hanni- bals Uebergang über die Rhone war dieser nach Emporiae gesegelt und hatte sich zuerst der Küste zwischen den Pyre- näen und dem Ebro, dann nach Besiegung des Hanno auch des Binnenlandes bemächtigt (536). Er hatte im folgenden Jahr (537) die karthagische Flotte an der Ebromündung völlig geschlagen, hatte, nachdem sein Bruder Publius, der tapfere Vertheidiger des Pothals, mit Verstärkung von 8000 Mann zu ihm gestossen war, sogar den Ebro überschritten und war vorgedrungen bis gegen Sagunt. Zwar hatte Hasdrubal das Jahr darauf (538), nachdem er aus Africa Verstärkungen erhal- ten, den Versuch gemacht dem Befehl seines Bruders nachzu- kommen und ihm eine Armee zuzuführen; allein die Scipionen verlegten ihm den Uebergang über den Ebro und schlugen ihn vollständig, etwa um dieselbe Zeit, wo in Italien Hannibal bei Cannae siegte. Die mächtige Völkerschaft der Celtiberer und zahlreiche andere spanische Stämme hatten den Scipionen sich zugewandt; diese beherrschten das Meer und die Pyrenäen- pässe und durch die zuverlässigen Massalioten auch die galli-
DRITTES BUCH. KAPITEL V.
Feld, darunter der Consul Lucius Paullus, der Proconsul Gnaeus Servilius, zwei Drittel der Stabsoffiziere, achtzig Män- ner senatorischen Ranges. Nur den Consul Marcus Varro rettete sein rascher Entschluſs und sein gutes Pferd nach Venusia und er ertrug es zu leben. Auch die Besatzung des römischen Lagers, 10000 Mann stark, ward gröſstentheils kriegsgefangen; nur einige tausend Mann, theils aus diesen Truppen, theils aus der Linie, entkamen nach Canusium. Ja als sollte in diesem Jahr durchaus mit Rom ein Ende gemacht werden, fiel noch vor Ablauf desselben die nach Gallien ge- sandte Legion in einen Hinterhalt und wurde mit ihrem Feld- herrn Lucius Postumius, dem für das nächste Jahr ernannten Consul, von den Galliern gänzlich vernichtet.
Dieser beispiellose Erfolg schien nun endlich die groſse politische Combination zu reifen, um deren willen Hannibal nach Italien gegangen war. Er hatte seinen Plan wohl zu- nächst auf sein Heer gebaut; allein in richtiger Erkenntniſs der ihm entgegenstehenden Macht sollte dies in seinem Sinn nur die Vorhut sein, mit der die Kräfte des Westens und Ostens allmählich sich vereinigen würden um der stolzen Stadt den Untergang zu bereiten. Zwar diejenige Unterstützung, die die gesichertste schien, die Nachsendungen von Spanien her hatte das kühne und feste Auftreten des dorthin gesandten römischen Feldherrn Gnaeus Scipio ihm vereitelt. Nach Hanni- bals Uebergang über die Rhone war dieser nach Emporiae gesegelt und hatte sich zuerst der Küste zwischen den Pyre- näen und dem Ebro, dann nach Besiegung des Hanno auch des Binnenlandes bemächtigt (536). Er hatte im folgenden Jahr (537) die karthagische Flotte an der Ebromündung völlig geschlagen, hatte, nachdem sein Bruder Publius, der tapfere Vertheidiger des Pothals, mit Verstärkung von 8000 Mann zu ihm gestoſsen war, sogar den Ebro überschritten und war vorgedrungen bis gegen Sagunt. Zwar hatte Hasdrubal das Jahr darauf (538), nachdem er aus Africa Verstärkungen erhal- ten, den Versuch gemacht dem Befehl seines Bruders nachzu- kommen und ihm eine Armee zuzuführen; allein die Scipionen verlegten ihm den Uebergang über den Ebro und schlugen ihn vollständig, etwa um dieselbe Zeit, wo in Italien Hannibal bei Cannae siegte. Die mächtige Völkerschaft der Celtiberer und zahlreiche andere spanische Stämme hatten den Scipionen sich zugewandt; diese beherrschten das Meer und die Pyrenäen- pässe und durch die zuverlässigen Massalioten auch die galli-
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DRITTES BUCH. KAPITEL V.
Feld, darunter der Consul Lucius Paullus, der Proconsul
Gnaeus Servilius, zwei Drittel der Stabsoffiziere, achtzig Män-
ner senatorischen Ranges. Nur den Consul Marcus Varro
rettete sein rascher Entschluſs und sein gutes Pferd nach
Venusia und er ertrug es zu leben. Auch die Besatzung des
römischen Lagers, 10000 Mann stark, ward gröſstentheils
kriegsgefangen; nur einige tausend Mann, theils aus diesen
Truppen, theils aus der Linie, entkamen nach Canusium. Ja
als sollte in diesem Jahr durchaus mit Rom ein Ende gemacht
werden, fiel noch vor Ablauf desselben die nach Gallien ge-
sandte Legion in einen Hinterhalt und wurde mit ihrem Feld-
herrn Lucius Postumius, dem für das nächste Jahr ernannten
Consul, von den Galliern gänzlich vernichtet.
Dieser beispiellose Erfolg schien nun endlich die groſse
politische Combination zu reifen, um deren willen Hannibal
nach Italien gegangen war. Er hatte seinen Plan wohl zu-
nächst auf sein Heer gebaut; allein in richtiger Erkenntniſs
der ihm entgegenstehenden Macht sollte dies in seinem Sinn
nur die Vorhut sein, mit der die Kräfte des Westens und
Ostens allmählich sich vereinigen würden um der stolzen Stadt
den Untergang zu bereiten. Zwar diejenige Unterstützung,
die die gesichertste schien, die Nachsendungen von Spanien
her hatte das kühne und feste Auftreten des dorthin gesandten
römischen Feldherrn Gnaeus Scipio ihm vereitelt. Nach Hanni-
bals Uebergang über die Rhone war dieser nach Emporiae
gesegelt und hatte sich zuerst der Küste zwischen den Pyre-
näen und dem Ebro, dann nach Besiegung des Hanno auch
des Binnenlandes bemächtigt (536). Er hatte im folgenden
Jahr (537) die karthagische Flotte an der Ebromündung völlig
geschlagen, hatte, nachdem sein Bruder Publius, der tapfere
Vertheidiger des Pothals, mit Verstärkung von 8000 Mann zu
ihm gestoſsen war, sogar den Ebro überschritten und war
vorgedrungen bis gegen Sagunt. Zwar hatte Hasdrubal das
Jahr darauf (538), nachdem er aus Africa Verstärkungen erhal-
ten, den Versuch gemacht dem Befehl seines Bruders nachzu-
kommen und ihm eine Armee zuzuführen; allein die Scipionen
verlegten ihm den Uebergang über den Ebro und schlugen ihn
vollständig, etwa um dieselbe Zeit, wo in Italien Hannibal bei
Cannae siegte. Die mächtige Völkerschaft der Celtiberer und
zahlreiche andere spanische Stämme hatten den Scipionen sich
zugewandt; diese beherrschten das Meer und die Pyrenäen-
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/438>, abgerufen am 24.11.2024.
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