Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.VIERTES BUCH. KAP. III. DIE REVOL. U. G. GRACCHUS. den von Camillus geweihte Altar (I, 194) und andere bei ähnli-chen Veranlassungen errichtete Heiligthümer der Eintracht sich befanden, wurden diese kleinen Kapellen niedergerissen und aus dem Vermögen der getödteten oder verurtheilten Hochverräther, das bis auf die Mitgift ihrer Frauen hin confiscirt ward, nach Beschluss des Senats von dem Consul Lucius Opimius ein neuer glänzender Tempel der Eintracht mit dazu gehöriger Halle er- richtet; es war allerdings zeitgemäss die Zeichen der alten Ein- tracht zu beseitigen und eine neue zu inauguriren über den Lei- chen der drei Enkel des Siegers von Zama, die nun alle, zuerst Tiberius Gracchus, dann Scipio Aemilianus, endlich der jüngste und gewaltigste von ihnen Gaius Gracchus von der Revolution verschlungen worden waren. Der Gracchen Andenken blieb of- ficiell geächtet; nicht einmal das Trauergewand durfte Cornelia um den Tod ihres letzten Sohnes anlegen; allein die leidenschaft- liche Anhänglichkeit, die gar viele im Leben für die beiden edlen Brüder und vornämlich für Gaius empfunden hatten, zeigte sich in rührender Weise auch nach ihrem Tode in der fast religiösen Verehrung, die die Menge ihrem Andenken und den Stätten, wo sie gefallen waren, allen polizeilichen Vorkehrungen zum Trotz fortfuhr zu zollen. VIERTES BUCH. KAP. III. DIE REVOL. U. G. GRACCHUS. den von Camillus geweihte Altar (I, 194) und andere bei ähnli-chen Veranlassungen errichtete Heiligthümer der Eintracht sich befanden, wurden diese kleinen Kapellen niedergerissen und aus dem Vermögen der getödteten oder verurtheilten Hochverräther, das bis auf die Mitgift ihrer Frauen hin confiscirt ward, nach Beschluſs des Senats von dem Consul Lucius Opimius ein neuer glänzender Tempel der Eintracht mit dazu gehöriger Halle er- richtet; es war allerdings zeitgemäſs die Zeichen der alten Ein- tracht zu beseitigen und eine neue zu inauguriren über den Lei- chen der drei Enkel des Siegers von Zama, die nun alle, zuerst Tiberius Gracchus, dann Scipio Aemilianus, endlich der jüngste und gewaltigste von ihnen Gaius Gracchus von der Revolution verschlungen worden waren. Der Gracchen Andenken blieb of- ficiell geächtet; nicht einmal das Trauergewand durfte Cornelia um den Tod ihres letzten Sohnes anlegen; allein die leidenschaft- liche Anhänglichkeit, die gar viele im Leben für die beiden edlen Brüder und vornämlich für Gaius empfunden hatten, zeigte sich in rührender Weise auch nach ihrem Tode in der fast religiösen Verehrung, die die Menge ihrem Andenken und den Stätten, wo sie gefallen waren, allen polizeilichen Vorkehrungen zum Trotz fortfuhr zu zollen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="118"/><fw place="top" type="header">VIERTES BUCH. KAP. III. DIE REVOL. U. G. GRACCHUS.</fw><lb/> den von Camillus geweihte Altar (I, 194) und andere bei ähnli-<lb/> chen Veranlassungen errichtete Heiligthümer der Eintracht sich<lb/> befanden, wurden diese kleinen Kapellen niedergerissen und aus<lb/> dem Vermögen der getödteten oder verurtheilten Hochverräther,<lb/> das bis auf die Mitgift ihrer Frauen hin confiscirt ward, nach<lb/> Beschluſs des Senats von dem Consul Lucius Opimius ein neuer<lb/> glänzender Tempel der Eintracht mit dazu gehöriger Halle er-<lb/> richtet; es war allerdings zeitgemäſs die Zeichen der alten Ein-<lb/> tracht zu beseitigen und eine neue zu inauguriren über den Lei-<lb/> chen der drei Enkel des Siegers von Zama, die nun alle, zuerst<lb/> Tiberius Gracchus, dann Scipio Aemilianus, endlich der jüngste<lb/> und gewaltigste von ihnen Gaius Gracchus von der Revolution<lb/> verschlungen worden waren. Der Gracchen Andenken blieb of-<lb/> ficiell geächtet; nicht einmal das Trauergewand durfte Cornelia<lb/> um den Tod ihres letzten Sohnes anlegen; allein die leidenschaft-<lb/> liche Anhänglichkeit, die gar viele im Leben für die beiden edlen<lb/> Brüder und vornämlich für Gaius empfunden hatten, zeigte sich<lb/> in rührender Weise auch nach ihrem Tode in der fast religiösen<lb/> Verehrung, die die Menge ihrem Andenken und den Stätten, wo<lb/> sie gefallen waren, allen polizeilichen Vorkehrungen zum Trotz<lb/> fortfuhr zu zollen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
VIERTES BUCH. KAP. III. DIE REVOL. U. G. GRACCHUS.
den von Camillus geweihte Altar (I, 194) und andere bei ähnli-
chen Veranlassungen errichtete Heiligthümer der Eintracht sich
befanden, wurden diese kleinen Kapellen niedergerissen und aus
dem Vermögen der getödteten oder verurtheilten Hochverräther,
das bis auf die Mitgift ihrer Frauen hin confiscirt ward, nach
Beschluſs des Senats von dem Consul Lucius Opimius ein neuer
glänzender Tempel der Eintracht mit dazu gehöriger Halle er-
richtet; es war allerdings zeitgemäſs die Zeichen der alten Ein-
tracht zu beseitigen und eine neue zu inauguriren über den Lei-
chen der drei Enkel des Siegers von Zama, die nun alle, zuerst
Tiberius Gracchus, dann Scipio Aemilianus, endlich der jüngste
und gewaltigste von ihnen Gaius Gracchus von der Revolution
verschlungen worden waren. Der Gracchen Andenken blieb of-
ficiell geächtet; nicht einmal das Trauergewand durfte Cornelia
um den Tod ihres letzten Sohnes anlegen; allein die leidenschaft-
liche Anhänglichkeit, die gar viele im Leben für die beiden edlen
Brüder und vornämlich für Gaius empfunden hatten, zeigte sich
in rührender Weise auch nach ihrem Tode in der fast religiösen
Verehrung, die die Menge ihrem Andenken und den Stätten, wo
sie gefallen waren, allen polizeilichen Vorkehrungen zum Trotz
fortfuhr zu zollen.
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