Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.VIERTES BUCH. KAPITEL IV. rücken zu um den Feind von demselben herunterzuwerfen. Indessdieser Marsch in der Ebene drohte das Verderben des Heeres zu werden; denn während numidische Infanterie im Rücken der Rö- mer die Gebirgsdefileen besetzte, wie diese sie räumten, sah sich die römische Angriffscolonne auf allen Seiten von den feindlichen Reitern umschwärmt, die von dem Hügelrücken herab angriffen. Das stete Anprallen der feindlichen Schwärme hinderte den Vor- marsch und die Schlacht drohte sich in eine Anzahl verwirrter De- tailgefechte aufzulösen; während gleichzeitig Bomilkar mit seiner Abtheilung das Corps unter Rufus festhielt um es zu hindern der schwer bedrängten römischen Hauptarmee zu Hülfe zu eilen. Je- doch gelang es Metellus und Marius mit ein paar Tausend Soldaten den Fuss des Hügelrückens zu erreichen; und das numidische Fussvolk, das die Höhen vertheidigte, lief trotz der Ueberzahl und der günstigen Stellung fast ohne Widerstand davon, als die Legio- nare den Berg hinauf chargirten. Ebenso schlecht hielt sich das numidische Fussvolk gegen Rufus: es ward bei dem ersten Angriff zerstreut und die Elephanten in dem durchschnittenen Terrain alle getödtet oder gefangen. Spät am Abend trafen die beiden römischen Heerhaufen, jeder für sich Sieger und jeder besorgt um das Schicksal des andern, zwischen den beiden Wahlplätzen zusammen. Es war eine Schlacht, die für Jugurthas ungemeines militärisches Talent ebenso zeugte wie für die unverwüstliche Tüchtigkeit der römischen Infanterie, welche allein die strategische Niederlage in einen Sieg umgewandelt hatte. Jugurtha sandte nach der Schlacht einen grossen Theil seiner Truppen heim und be- schränkte sich auf den kleinen Krieg, den er mit derselben Ge- wandtheit leitete. Die beiden römischen Colonnen, die eine von Metellus geführt, die andere von Marius, der, obwohl von Geburt und Rang der geringste, seit der Schlacht am Muthul unter den Corpschefs die erste Stelle einnahm, durchzogen das numidische Gebiet, besetzten die Städte und machten, wo eine Ortschaft Wi- derstand geleistet hatte, die erwachsene männliche Bevölkerung derselben nieder. Allein in der wichtigsten Stadt im Thal des Bagradas, in Zama stiessen die Römer auf ernsthaften Wider- stand, den der König lebhaft unterstützte und sogar mit Erfolg einen Ueberfall des römischen Lagers ausführte; so dass sich Metellus endlich genöthigt sah die Belagerung aufzuheben. Der Subsistenz wegen verlegte er mit Zurücklassung von Besatzun- gen in den eroberten Städten das Winterquartier wieder in die römische Provinz. Zugleich ward auch wieder statt der Waf- fen das Rüstzeug der Intriguen von den Römern hervorge- VIERTES BUCH. KAPITEL IV. rücken zu um den Feind von demselben herunterzuwerfen. Indeſsdieser Marsch in der Ebene drohte das Verderben des Heeres zu werden; denn während numidische Infanterie im Rücken der Rö- mer die Gebirgsdefileen besetzte, wie diese sie räumten, sah sich die römische Angriffscolonne auf allen Seiten von den feindlichen Reitern umschwärmt, die von dem Hügelrücken herab angriffen. Das stete Anprallen der feindlichen Schwärme hinderte den Vor- marsch und die Schlacht drohte sich in eine Anzahl verwirrter De- tailgefechte aufzulösen; während gleichzeitig Bomilkar mit seiner Abtheilung das Corps unter Rufus festhielt um es zu hindern der schwer bedrängten römischen Hauptarmee zu Hülfe zu eilen. Je- doch gelang es Metellus und Marius mit ein paar Tausend Soldaten den Fuſs des Hügelrückens zu erreichen; und das numidische Fuſsvolk, das die Höhen vertheidigte, lief trotz der Ueberzahl und der günstigen Stellung fast ohne Widerstand davon, als die Legio- nare den Berg hinauf chargirten. Ebenso schlecht hielt sich das numidische Fuſsvolk gegen Rufus: es ward bei dem ersten Angriff zerstreut und die Elephanten in dem durchschnittenen Terrain alle getödtet oder gefangen. Spät am Abend trafen die beiden römischen Heerhaufen, jeder für sich Sieger und jeder besorgt um das Schicksal des andern, zwischen den beiden Wahlplätzen zusammen. Es war eine Schlacht, die für Jugurthas ungemeines militärisches Talent ebenso zeugte wie für die unverwüstliche Tüchtigkeit der römischen Infanterie, welche allein die strategische Niederlage in einen Sieg umgewandelt hatte. Jugurtha sandte nach der Schlacht einen groſsen Theil seiner Truppen heim und be- schränkte sich auf den kleinen Krieg, den er mit derselben Ge- wandtheit leitete. Die beiden römischen Colonnen, die eine von Metellus geführt, die andere von Marius, der, obwohl von Geburt und Rang der geringste, seit der Schlacht am Muthul unter den Corpschefs die erste Stelle einnahm, durchzogen das numidische Gebiet, besetzten die Städte und machten, wo eine Ortschaft Wi- derstand geleistet hatte, die erwachsene männliche Bevölkerung derselben nieder. Allein in der wichtigsten Stadt im Thal des Bagradas, in Zama stieſsen die Römer auf ernsthaften Wider- stand, den der König lebhaft unterstützte und sogar mit Erfolg einen Ueberfall des römischen Lagers ausführte; so daſs sich Metellus endlich genöthigt sah die Belagerung aufzuheben. Der Subsistenz wegen verlegte er mit Zurücklassung von Besatzun- gen in den eroberten Städten das Winterquartier wieder in die römische Provinz. 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VIERTES BUCH. KAPITEL IV.
rücken zu um den Feind von demselben herunterzuwerfen. Indeſs
dieser Marsch in der Ebene drohte das Verderben des Heeres zu
werden; denn während numidische Infanterie im Rücken der Rö-
mer die Gebirgsdefileen besetzte, wie diese sie räumten, sah sich
die römische Angriffscolonne auf allen Seiten von den feindlichen
Reitern umschwärmt, die von dem Hügelrücken herab angriffen.
Das stete Anprallen der feindlichen Schwärme hinderte den Vor-
marsch und die Schlacht drohte sich in eine Anzahl verwirrter De-
tailgefechte aufzulösen; während gleichzeitig Bomilkar mit seiner
Abtheilung das Corps unter Rufus festhielt um es zu hindern der
schwer bedrängten römischen Hauptarmee zu Hülfe zu eilen. Je-
doch gelang es Metellus und Marius mit ein paar Tausend Soldaten
den Fuſs des Hügelrückens zu erreichen; und das numidische
Fuſsvolk, das die Höhen vertheidigte, lief trotz der Ueberzahl und
der günstigen Stellung fast ohne Widerstand davon, als die Legio-
nare den Berg hinauf chargirten. Ebenso schlecht hielt sich das
numidische Fuſsvolk gegen Rufus: es ward bei dem ersten Angriff
zerstreut und die Elephanten in dem durchschnittenen Terrain
alle getödtet oder gefangen. Spät am Abend trafen die beiden
römischen Heerhaufen, jeder für sich Sieger und jeder besorgt
um das Schicksal des andern, zwischen den beiden Wahlplätzen
zusammen. Es war eine Schlacht, die für Jugurthas ungemeines
militärisches Talent ebenso zeugte wie für die unverwüstliche
Tüchtigkeit der römischen Infanterie, welche allein die strategische
Niederlage in einen Sieg umgewandelt hatte. Jugurtha sandte nach
der Schlacht einen groſsen Theil seiner Truppen heim und be-
schränkte sich auf den kleinen Krieg, den er mit derselben Ge-
wandtheit leitete. Die beiden römischen Colonnen, die eine von
Metellus geführt, die andere von Marius, der, obwohl von Geburt
und Rang der geringste, seit der Schlacht am Muthul unter den
Corpschefs die erste Stelle einnahm, durchzogen das numidische
Gebiet, besetzten die Städte und machten, wo eine Ortschaft Wi-
derstand geleistet hatte, die erwachsene männliche Bevölkerung
derselben nieder. Allein in der wichtigsten Stadt im Thal des
Bagradas, in Zama stieſsen die Römer auf ernsthaften Wider-
stand, den der König lebhaft unterstützte und sogar mit Erfolg
einen Ueberfall des römischen Lagers ausführte; so daſs sich
Metellus endlich genöthigt sah die Belagerung aufzuheben. Der
Subsistenz wegen verlegte er mit Zurücklassung von Besatzun-
gen in den eroberten Städten das Winterquartier wieder in die
römische Provinz. Zugleich ward auch wieder statt der Waf-
fen das Rüstzeug der Intriguen von den Römern hervorge-
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