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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855.

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see an die Seine verschlagen waren *. Aber auch die vereinigten
Schaaren vermochten den tapfern Widerstand der Belgen nicht
zu überwältigen. Die Führer entschlossen sich daher mit der also
angeschwollenen Menge den schon mehrmals berathenen Zug nach
Italien nun allen Ernstes anzutreten. Um nicht mit dem bisher
zusammengeraubten Gut sich zu schleppen, wurde dasselbe hier
zurückgelassen unter dem Schutz einer Abtheilung von 6000
Mann, aus denen später nach mancherlei Irrfahrten die Völker-
schaft der Aduatuker an der Sambre erwachsen ist. Indess, sei
es wegen der schwierigen Verpflegung auf den Alpenstrassen, sei
es aus andern Gründen, die Massen lösten sich wieder auf in
zwei Heerhaufen, von denen der eine, die Kimbrer und die Tigo-
riner, über den Rhein zurück und durch die schon im J. 641
erkundeten Pässe der Ostalpen, der andere, die neuangelangten
Teutonen, die Toygener und die schon in der Schlacht von
Arausio bewährte kimbrische Kernschaar der Ambronen, durch
das römische Gallien und die Westpässe nach Italien eindringen
sollte. Diese zweite Abtheilung war es, die im Sommer 652
abermals ungehindert die Rhone überschritt und am linken Ufer
derselben mit den Römern den Kampf nach fast dreijähriger
Pause wieder aufnahm. Marius erwartete sie in einem wohlge-
wählten und wohlverproviantirten Lager am Einfluss der Isere
in die Rhone, in welcher Stellung er die beiden einzigen damals
gangbaren Heerstrassen nach Italien, die über den kleinen Bern-
hard und die an der Küste, zugleich den Barbaren verlegte. Die
Teutonen griffen das Lager an, das ihnen den Weg sperrte; drei
Tage nach einander tobte der Sturm der Barbaren um die römi-
schen Verschanzungen, aber der wilde Muth scheiterte an der
Ueberlegenheit der Römer im Festungskrieg und an der Beson-
nenheit des Feldherrn. Nach hartem Verlust entschlossen sich
die dreisten Gesellen den Sturm aufzugeben und am Lager vor-
bei fürbass nach Italien zu marschiren. Sechs Tage hinter ein-
ander zogen sie daran vorüber, ein Beweis mehr noch für die
Schwerfälligkeit ihres Trosses als für ihre ungeheure Zahl. Der

* Diese Darstellung beruht im Wesentlichen auf dem verhältnissmässig
zuverlässigsten livianischen Bericht in der Epitome (wo zu lesen ist: re-
versi in Galliam in V ellocassis se Teutonis coniunxerunt
) und bei Obse-
quens, mit Beseitigung der geringeren Zeugnisse, die die Teutonen schon
früher, zum Theil schon, wie Appian Celt. 13, in der Schlacht von Noreia,
neben den Kimbrern auftreten lassen. Damit sind verbunden die Notizen
bei Caesar b. G. 1, 33. 2, 4. 29, da mit dem Zug der Kimbrer in die römi-
sche Provinz und nach Italien nur die Expedition von 652 gemeint sein kann.

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see an die Seine verschlagen waren *. Aber auch die vereinigten
Schaaren vermochten den tapfern Widerstand der Belgen nicht
zu überwältigen. Die Führer entschlossen sich daher mit der also
angeschwollenen Menge den schon mehrmals berathenen Zug nach
Italien nun allen Ernstes anzutreten. Um nicht mit dem bisher
zusammengeraubten Gut sich zu schleppen, wurde dasselbe hier
zurückgelassen unter dem Schutz einer Abtheilung von 6000
Mann, aus denen später nach mancherlei Irrfahrten die Völker-
schaft der Aduatuker an der Sambre erwachsen ist. Indeſs, sei
es wegen der schwierigen Verpflegung auf den Alpenstraſsen, sei
es aus andern Gründen, die Massen lösten sich wieder auf in
zwei Heerhaufen, von denen der eine, die Kimbrer und die Tigo-
riner, über den Rhein zurück und durch die schon im J. 641
erkundeten Pässe der Ostalpen, der andere, die neuangelangten
Teutonen, die Toygener und die schon in der Schlacht von
Arausio bewährte kimbrische Kernschaar der Ambronen, durch
das römische Gallien und die Westpässe nach Italien eindringen
sollte. Diese zweite Abtheilung war es, die im Sommer 652
abermals ungehindert die Rhone überschritt und am linken Ufer
derselben mit den Römern den Kampf nach fast dreijähriger
Pause wieder aufnahm. Marius erwartete sie in einem wohlge-
wählten und wohlverproviantirten Lager am Einfluſs der Isere
in die Rhone, in welcher Stellung er die beiden einzigen damals
gangbaren Heerstraſsen nach Italien, die über den kleinen Bern-
hard und die an der Küste, zugleich den Barbaren verlegte. Die
Teutonen griffen das Lager an, das ihnen den Weg sperrte; drei
Tage nach einander tobte der Sturm der Barbaren um die römi-
schen Verschanzungen, aber der wilde Muth scheiterte an der
Ueberlegenheit der Römer im Festungskrieg und an der Beson-
nenheit des Feldherrn. Nach hartem Verlust entschlossen sich
die dreisten Gesellen den Sturm aufzugeben und am Lager vor-
bei fürbaſs nach Italien zu marschiren. Sechs Tage hinter ein-
ander zogen sie daran vorüber, ein Beweis mehr noch für die
Schwerfälligkeit ihres Trosses als für ihre ungeheure Zahl. Der

* Diese Darstellung beruht im Wesentlichen auf dem verhältniſsmäſsig
zuverlässigsten livianischen Bericht in der Epitome (wo zu lesen ist: re-
versi in Galliam in V ellocassis se Teutonis coniunxerunt
) und bei Obse-
quens, mit Beseitigung der geringeren Zeugnisse, die die Teutonen schon
früher, zum Theil schon, wie Appian Celt. 13, in der Schlacht von Noreia,
neben den Kimbrern auftreten lassen. Damit sind verbunden die Notizen
bei Caesar b. G. 1, 33. 2, 4. 29, da mit dem Zug der Kimbrer in die römi-
sche Provinz und nach Italien nur die Expedition von 652 gemeint sein kann.
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[174/0184] VIERTES BUCH. KAPITEL V. see an die Seine verschlagen waren *. Aber auch die vereinigten Schaaren vermochten den tapfern Widerstand der Belgen nicht zu überwältigen. Die Führer entschlossen sich daher mit der also angeschwollenen Menge den schon mehrmals berathenen Zug nach Italien nun allen Ernstes anzutreten. Um nicht mit dem bisher zusammengeraubten Gut sich zu schleppen, wurde dasselbe hier zurückgelassen unter dem Schutz einer Abtheilung von 6000 Mann, aus denen später nach mancherlei Irrfahrten die Völker- schaft der Aduatuker an der Sambre erwachsen ist. Indeſs, sei es wegen der schwierigen Verpflegung auf den Alpenstraſsen, sei es aus andern Gründen, die Massen lösten sich wieder auf in zwei Heerhaufen, von denen der eine, die Kimbrer und die Tigo- riner, über den Rhein zurück und durch die schon im J. 641 erkundeten Pässe der Ostalpen, der andere, die neuangelangten Teutonen, die Toygener und die schon in der Schlacht von Arausio bewährte kimbrische Kernschaar der Ambronen, durch das römische Gallien und die Westpässe nach Italien eindringen sollte. Diese zweite Abtheilung war es, die im Sommer 652 abermals ungehindert die Rhone überschritt und am linken Ufer derselben mit den Römern den Kampf nach fast dreijähriger Pause wieder aufnahm. Marius erwartete sie in einem wohlge- wählten und wohlverproviantirten Lager am Einfluſs der Isere in die Rhone, in welcher Stellung er die beiden einzigen damals gangbaren Heerstraſsen nach Italien, die über den kleinen Bern- hard und die an der Küste, zugleich den Barbaren verlegte. Die Teutonen griffen das Lager an, das ihnen den Weg sperrte; drei Tage nach einander tobte der Sturm der Barbaren um die römi- schen Verschanzungen, aber der wilde Muth scheiterte an der Ueberlegenheit der Römer im Festungskrieg und an der Beson- nenheit des Feldherrn. Nach hartem Verlust entschlossen sich die dreisten Gesellen den Sturm aufzugeben und am Lager vor- bei fürbaſs nach Italien zu marschiren. Sechs Tage hinter ein- ander zogen sie daran vorüber, ein Beweis mehr noch für die Schwerfälligkeit ihres Trosses als für ihre ungeheure Zahl. Der * Diese Darstellung beruht im Wesentlichen auf dem verhältniſsmäſsig zuverlässigsten livianischen Bericht in der Epitome (wo zu lesen ist: re- versi in Galliam in V ellocassis se Teutonis coniunxerunt) und bei Obse- quens, mit Beseitigung der geringeren Zeugnisse, die die Teutonen schon früher, zum Theil schon, wie Appian Celt. 13, in der Schlacht von Noreia, neben den Kimbrern auftreten lassen. Damit sind verbunden die Notizen bei Caesar b. G. 1, 33. 2, 4. 29, da mit dem Zug der Kimbrer in die römi- sche Provinz und nach Italien nur die Expedition von 652 gemeint sein kann.

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 2: Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod. Leipzig, 1855, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische02_1855/184>, abgerufen am 29.11.2024.