Mühe gelang es dem tüchtigen Statthalter die wenigen Römer, die diesem Schicksal sich entzogen und eine vorläufige Zuflucht auf dem Berge Garizim gefunden hatten, von den dort sie blokirt haltenden Insurgenten zu erretten und nach mehreren hart be- strittenen Feldschlachten und langwierigen Belagerungen den Auf- stand zu bewältigen. In Folge dessen ward die Hohenpriester- monarchie abgeschafft und das jüdische Land, wie einst Make- donien, in fünf selbstständige von optimatisch geordneten Regie- rungscollegien verwaltete Kreise aufgelöst, auch Samareia und andere von den Juden geschleifte Ortschaften wiederhergestellt, um als Gegengewicht gegen Jerusalem zu dienen, endlich den Juden ein schwererer Tribut auferlegt als den übrigen syrischen Unterthanen Roms.
Noch ist es übrig auf das Königreich Aegypten nebst dem letzten ihm von den ausgedehnten Eroberungen der Lagiden noch verbliebenen Nebenland, der schönen Insel Kypros, einen Blick zu werfen. Aegypten war der einzige noch wenigstens dem Na- men nach unabhängige Staat des hellenistischen Ostens; eben wie einst, als die Perser an der östlichen Hälfte des Mittelmeers sich festsetzten, Aegypten ihre letzte Eroberung war, säumten auch die mächtigen Eroberer aus dem Westen am längsten mit der Ein- ziehung dieser reichen und eigenartigen Landschaft. Es war das auffallend genug. Aegypten war ungefähr eben so machtlos wie Syrien und bereits im J. 673 in aller Form Rechtens der römi- schen Gemeinde angestorben (S. 45); das am Hofe von Alexan- dreia herrschende Regiment der königlichen Garde, welche Minister und gelegentlich Könige ein- und absetzte, für sich nahm was ihr gefiel und, wenn ihr die Erhöhung des Soldes verweigert ward, den König in seinem Palast belagerte, war im Lande oder viel- mehr in der Hauptstadt -- denn das Land mit seiner Ackerscla- venbevölkerung kam überhaupt kaum in Betracht -- ganz und gar nicht beliebt und wenigstens eine Partei daselbst wünschte die Einziehung Aegyptens durch Rom und that sogar Schritte um sie herbeizuführen. Allein je weniger die Könige Aegyptens daran denken konnten mit den Waffen gegen Rom zu streiten, desto ener- gischer setzte das aegyptische Gold gegen die römischen Reunions- pläne sich zur Wehre; und in Folge der eigenthümlichen despotisch- communistischen Centralisation der aegyptischen Volkswirthschaft waren die Einkünfte des Hofes von Alexandreia der römischen Staatseinnahme selbst nach deren Vermehrung durch Pompeius noch ungefähr gleich. Dem Gemeinwesen freilich wäre die Ein- ziehung Aegyptens vortheilhaft gewesen; allein der Begehrlichkeit
Röm. Gesch. III. 10
POMPEIUS UND DER OSTEN.
Mühe gelang es dem tüchtigen Statthalter die wenigen Römer, die diesem Schicksal sich entzogen und eine vorläufige Zuflucht auf dem Berge Garizim gefunden hatten, von den dort sie blokirt haltenden Insurgenten zu erretten und nach mehreren hart be- strittenen Feldschlachten und langwierigen Belagerungen den Auf- stand zu bewältigen. In Folge dessen ward die Hohenpriester- monarchie abgeschafft und das jüdische Land, wie einst Make- donien, in fünf selbstständige von optimatisch geordneten Regie- rungscollegien verwaltete Kreise aufgelöst, auch Samareia und andere von den Juden geschleifte Ortschaften wiederhergestellt, um als Gegengewicht gegen Jerusalem zu dienen, endlich den Juden ein schwererer Tribut auferlegt als den übrigen syrischen Unterthanen Roms.
Noch ist es übrig auf das Königreich Aegypten nebst dem letzten ihm von den ausgedehnten Eroberungen der Lagiden noch verbliebenen Nebenland, der schönen Insel Kypros, einen Blick zu werfen. Aegypten war der einzige noch wenigstens dem Na- men nach unabhängige Staat des hellenistischen Ostens; eben wie einst, als die Perser an der östlichen Hälfte des Mittelmeers sich festsetzten, Aegypten ihre letzte Eroberung war, säumten auch die mächtigen Eroberer aus dem Westen am längsten mit der Ein- ziehung dieser reichen und eigenartigen Landschaft. Es war das auffallend genug. Aegypten war ungefähr eben so machtlos wie Syrien und bereits im J. 673 in aller Form Rechtens der römi- schen Gemeinde angestorben (S. 45); das am Hofe von Alexan- dreia herrschende Regiment der königlichen Garde, welche Minister und gelegentlich Könige ein- und absetzte, für sich nahm was ihr gefiel und, wenn ihr die Erhöhung des Soldes verweigert ward, den König in seinem Palast belagerte, war im Lande oder viel- mehr in der Hauptstadt — denn das Land mit seiner Ackerscla- venbevölkerung kam überhaupt kaum in Betracht — ganz und gar nicht beliebt und wenigstens eine Partei daselbst wünschte die Einziehung Aegyptens durch Rom und that sogar Schritte um sie herbeizuführen. Allein je weniger die Könige Aegyptens daran denken konnten mit den Waffen gegen Rom zu streiten, desto ener- gischer setzte das aegyptische Gold gegen die römischen Reunions- pläne sich zur Wehre; und in Folge der eigenthümlichen despotisch- communistischen Centralisation der aegyptischen Volkswirthschaft waren die Einkünfte des Hofes von Alexandreia der römischen Staatseinnahme selbst nach deren Vermehrung durch Pompeius noch ungefähr gleich. Dem Gemeinwesen freilich wäre die Ein- ziehung Aegyptens vortheilhaft gewesen; allein der Begehrlichkeit
Röm. Gesch. III. 10
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POMPEIUS UND DER OSTEN.
Mühe gelang es dem tüchtigen Statthalter die wenigen Römer, die
diesem Schicksal sich entzogen und eine vorläufige Zuflucht auf
dem Berge Garizim gefunden hatten, von den dort sie blokirt
haltenden Insurgenten zu erretten und nach mehreren hart be-
strittenen Feldschlachten und langwierigen Belagerungen den Auf-
stand zu bewältigen. In Folge dessen ward die Hohenpriester-
monarchie abgeschafft und das jüdische Land, wie einst Make-
donien, in fünf selbstständige von optimatisch geordneten Regie-
rungscollegien verwaltete Kreise aufgelöst, auch Samareia und
andere von den Juden geschleifte Ortschaften wiederhergestellt,
um als Gegengewicht gegen Jerusalem zu dienen, endlich den
Juden ein schwererer Tribut auferlegt als den übrigen syrischen
Unterthanen Roms.
Noch ist es übrig auf das Königreich Aegypten nebst dem
letzten ihm von den ausgedehnten Eroberungen der Lagiden noch
verbliebenen Nebenland, der schönen Insel Kypros, einen Blick
zu werfen. Aegypten war der einzige noch wenigstens dem Na-
men nach unabhängige Staat des hellenistischen Ostens; eben wie
einst, als die Perser an der östlichen Hälfte des Mittelmeers sich
festsetzten, Aegypten ihre letzte Eroberung war, säumten auch
die mächtigen Eroberer aus dem Westen am längsten mit der Ein-
ziehung dieser reichen und eigenartigen Landschaft. Es war das
auffallend genug. Aegypten war ungefähr eben so machtlos wie
Syrien und bereits im J. 673 in aller Form Rechtens der römi-
schen Gemeinde angestorben (S. 45); das am Hofe von Alexan-
dreia herrschende Regiment der königlichen Garde, welche Minister
und gelegentlich Könige ein- und absetzte, für sich nahm was
ihr gefiel und, wenn ihr die Erhöhung des Soldes verweigert ward,
den König in seinem Palast belagerte, war im Lande oder viel-
mehr in der Hauptstadt — denn das Land mit seiner Ackerscla-
venbevölkerung kam überhaupt kaum in Betracht — ganz und
gar nicht beliebt und wenigstens eine Partei daselbst wünschte
die Einziehung Aegyptens durch Rom und that sogar Schritte um
sie herbeizuführen. Allein je weniger die Könige Aegyptens daran
denken konnten mit den Waffen gegen Rom zu streiten, desto ener-
gischer setzte das aegyptische Gold gegen die römischen Reunions-
pläne sich zur Wehre; und in Folge der eigenthümlichen despotisch-
communistischen Centralisation der aegyptischen Volkswirthschaft
waren die Einkünfte des Hofes von Alexandreia der römischen
Staatseinnahme selbst nach deren Vermehrung durch Pompeius
noch ungefähr gleich. Dem Gemeinwesen freilich wäre die Ein-
ziehung Aegyptens vortheilhaft gewesen; allein der Begehrlichkeit
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/155>, abgerufen am 27.11.2024.
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