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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT.
dennoch bald der anerkannte Vormann der Optimatenpartei.
Wo das Ausharren eines einzelnen entschlossenen Mannes ent-
scheiden konnte, hat er auch wohl einen Erfolg erzielt und in
Detailfragen, namentlich finanzieller Art, oft zweckmässig einge-
griffen, wie er denn in keiner Senatssitzung fehlte und mit seiner
Quästur in der That Epoche machte, auch so lange er lebte das
öffentliche Budget im Einzelnen controlirte und natürlich denn
auch darüber mit den Steuerpächtern in beständigem Kriege lebte.
Uebrigens fehlte ihm zum Staatsmann nicht mehr als alles. Er
war unfähig einen politischen Zweck auch nur zu begreifen und
die Verhältnisse zu combiniren; seine ganze Taktik bestand darin
gegen jeden Front zu machen, der von dem traditionellen mora-
lisch-politischen Katechismus der Aristokratie abwich oder ihm
abzuweichen schien, womit er denn natürlich ebenso oft dem
Gegner wie dem Parteigenossen in die Hände gearbeitet hat. Der
Don Quixote der Aristokratie, bewährte er durch sein Wesen und
sein Thun, dass damals allenfalls noch eine Aristokratie vorhan-
den, die aristokratische Politik aber nichts mehr war als eine
Chimäre.

Mit dieser Aristokratie den Kampf fortzusetzen brachte ge-
ringe Ehre. Dennoch ruhten die Angriffe der Demokratie gegen
den überwundenen Feind natürlich nicht. Wie die Trossbuben
über ein erobertes Lager stürzte sich die populäre Meute auf die
gesprengte Nobilität und wenigstens die Oberfläche der Politik
ward von dieser Agitation zu hohen Schaumwellen emporgetrie-
ben. Die Menge ging um so bereitwilliger mit, als namentlich
Gaius Caesar sie bei guter Laune hielt durch die verschwenderische
Pracht seiner Spiele (689), bei welchen alles Geräth, selbst die
Käfichte der wilden Bestien, aus massivem Silber erschien, und
überhaupt durch eine Freigebigkeit, welche darum nur um so
mehr fürstlich war, weil sie einzig auf Schuldenmachen beruhte.
Die Angriffe auf die Nobilität waren von der mannigfaltigsten Art.
Reichen Stoff gewährten die Missbräuche des aristokratischen
Regiments; liberale oder liberal schillernde Beamte wie Gaius
Cornelius, Aulus Gabinius, Marcus Cicero fuhren fort die är-
gerlichsten und schändlichsten Seiten der Optimatenwirthschaft
systematisch zu enthüllen und Gesetze dagegen zu beantragen.
Der Senat ward angewiesen den auswärtigen Boten an bestimm-
ten Tagen Zutritt zu gewähren, um dadurch der üblichen Ver-
schleppung der Audienzen Einhalt zu thun. Die von fremden
Gesandten in Rom aufgenommenen Darlehen wurden klaglos
gestellt, da man hierin das einzige Mittel fand den Bestechun-

DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT.
dennoch bald der anerkannte Vormann der Optimatenpartei.
Wo das Ausharren eines einzelnen entschlossenen Mannes ent-
scheiden konnte, hat er auch wohl einen Erfolg erzielt und in
Detailfragen, namentlich finanzieller Art, oft zweckmäſsig einge-
griffen, wie er denn in keiner Senatssitzung fehlte und mit seiner
Quästur in der That Epoche machte, auch so lange er lebte das
öffentliche Budget im Einzelnen controlirte und natürlich denn
auch darüber mit den Steuerpächtern in beständigem Kriege lebte.
Uebrigens fehlte ihm zum Staatsmann nicht mehr als alles. Er
war unfähig einen politischen Zweck auch nur zu begreifen und
die Verhältnisse zu combiniren; seine ganze Taktik bestand darin
gegen jeden Front zu machen, der von dem traditionellen mora-
lisch-politischen Katechismus der Aristokratie abwich oder ihm
abzuweichen schien, womit er denn natürlich ebenso oft dem
Gegner wie dem Parteigenossen in die Hände gearbeitet hat. Der
Don Quixote der Aristokratie, bewährte er durch sein Wesen und
sein Thun, daſs damals allenfalls noch eine Aristokratie vorhan-
den, die aristokratische Politik aber nichts mehr war als eine
Chimäre.

Mit dieser Aristokratie den Kampf fortzusetzen brachte ge-
ringe Ehre. Dennoch ruhten die Angriffe der Demokratie gegen
den überwundenen Feind natürlich nicht. Wie die Troſsbuben
über ein erobertes Lager stürzte sich die populäre Meute auf die
gesprengte Nobilität und wenigstens die Oberfläche der Politik
ward von dieser Agitation zu hohen Schaumwellen emporgetrie-
ben. Die Menge ging um so bereitwilliger mit, als namentlich
Gaius Caesar sie bei guter Laune hielt durch die verschwenderische
Pracht seiner Spiele (689), bei welchen alles Geräth, selbst die
Käfichte der wilden Bestien, aus massivem Silber erschien, und
überhaupt durch eine Freigebigkeit, welche darum nur um so
mehr fürstlich war, weil sie einzig auf Schuldenmachen beruhte.
Die Angriffe auf die Nobilität waren von der mannigfaltigsten Art.
Reichen Stoff gewährten die Miſsbräuche des aristokratischen
Regiments; liberale oder liberal schillernde Beamte wie Gaius
Cornelius, Aulus Gabinius, Marcus Cicero fuhren fort die är-
gerlichsten und schändlichsten Seiten der Optimatenwirthschaft
systematisch zu enthüllen und Gesetze dagegen zu beantragen.
Der Senat ward angewiesen den auswärtigen Boten an bestimm-
ten Tagen Zutritt zu gewähren, um dadurch der üblichen Ver-
schleppung der Audienzen Einhalt zu thun. Die von fremden
Gesandten in Rom aufgenommenen Darlehen wurden klaglos
gestellt, da man hierin das einzige Mittel fand den Bestechun-

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[151/0161] DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT. dennoch bald der anerkannte Vormann der Optimatenpartei. Wo das Ausharren eines einzelnen entschlossenen Mannes ent- scheiden konnte, hat er auch wohl einen Erfolg erzielt und in Detailfragen, namentlich finanzieller Art, oft zweckmäſsig einge- griffen, wie er denn in keiner Senatssitzung fehlte und mit seiner Quästur in der That Epoche machte, auch so lange er lebte das öffentliche Budget im Einzelnen controlirte und natürlich denn auch darüber mit den Steuerpächtern in beständigem Kriege lebte. Uebrigens fehlte ihm zum Staatsmann nicht mehr als alles. Er war unfähig einen politischen Zweck auch nur zu begreifen und die Verhältnisse zu combiniren; seine ganze Taktik bestand darin gegen jeden Front zu machen, der von dem traditionellen mora- lisch-politischen Katechismus der Aristokratie abwich oder ihm abzuweichen schien, womit er denn natürlich ebenso oft dem Gegner wie dem Parteigenossen in die Hände gearbeitet hat. Der Don Quixote der Aristokratie, bewährte er durch sein Wesen und sein Thun, daſs damals allenfalls noch eine Aristokratie vorhan- den, die aristokratische Politik aber nichts mehr war als eine Chimäre. Mit dieser Aristokratie den Kampf fortzusetzen brachte ge- ringe Ehre. Dennoch ruhten die Angriffe der Demokratie gegen den überwundenen Feind natürlich nicht. Wie die Troſsbuben über ein erobertes Lager stürzte sich die populäre Meute auf die gesprengte Nobilität und wenigstens die Oberfläche der Politik ward von dieser Agitation zu hohen Schaumwellen emporgetrie- ben. Die Menge ging um so bereitwilliger mit, als namentlich Gaius Caesar sie bei guter Laune hielt durch die verschwenderische Pracht seiner Spiele (689), bei welchen alles Geräth, selbst die Käfichte der wilden Bestien, aus massivem Silber erschien, und überhaupt durch eine Freigebigkeit, welche darum nur um so mehr fürstlich war, weil sie einzig auf Schuldenmachen beruhte. Die Angriffe auf die Nobilität waren von der mannigfaltigsten Art. Reichen Stoff gewährten die Miſsbräuche des aristokratischen Regiments; liberale oder liberal schillernde Beamte wie Gaius Cornelius, Aulus Gabinius, Marcus Cicero fuhren fort die är- gerlichsten und schändlichsten Seiten der Optimatenwirthschaft systematisch zu enthüllen und Gesetze dagegen zu beantragen. Der Senat ward angewiesen den auswärtigen Boten an bestimm- ten Tagen Zutritt zu gewähren, um dadurch der üblichen Ver- schleppung der Audienzen Einhalt zu thun. Die von fremden Gesandten in Rom aufgenommenen Darlehen wurden klaglos gestellt, da man hierin das einzige Mittel fand den Bestechun-

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/161>, abgerufen am 28.11.2024.