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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT.
bücher in Aussicht stellte; jener war überdies noch mit der Ari-
stokratie speciell verfeindet, weil sie sich der Bewerbung des ver-
worfenen und gefährlichen Menschen um das Consulat widersetzt
hatte. Wie er einst als Scherge Sullas an der Spitze einer Kel-
tenschaar auf die Geächteten Jagd gemacht und unter Anderen
seinen eigenen hochbejahrten Schwager mit eigener Hand nieder-
gemacht hatte, so liess er jetzt sich bereitwillig dazu herbei der
Gegenpartei ähnliche Dienste zuzusagen. Ein geheimer Bund
ward gestiftet. Die Zahl der in denselben aufgenommenen Indi-
viduen soll 400 überstiegen haben; er zählte Affiliirte in allen
Landschaften und Stadtgemeinden Italiens; überdies verstand es
sich von selbst, dass einer Insurrection, die das zeitgemässe Pro-
gramm der Schuldentilgung auf ihre Fahne schrieb, aus den
Reihen der dissoluten Jugend zahlreiche Rekruten ungeheissen
zuströmen würden.

Im December 688 -- so wird erzählt -- glaubten die Leiter
des Bundes den geeigneten Anlass gefunden zu haben um loszu-
schlagen. Die beiden für 689 erwählten Consuln Publius Corne-
lius Sulla und Publius Autronius Paetus waren vor kurzem der
Wahlbestechung gerichtlich überwiesen und desshalb nach gesetz-
licher Vorschrift ihrer Anwartschaft auf das höchste Amt ver-
lustig erklärt worden. Beide traten hierauf dem Bunde bei. Die
Verschwornen beschlossen ihnen das Consulat mit Gewalt zu ver-
schaffen und dadurch sich selbst in den Besitz der höchsten Ge-
walt im Staate zu setzen. An dem Tage, wo die neuen Consuln
ihr Amt antreten würden, dem 1. Jan. 689, sollte die Curie von
Bewaffneten gestürmt, die neuen Consuln und die sonst bezeich-
neten Opfer niedergemacht und Sulla und Paetus nach Cassirung
des gerichtlichen Urtheils, das sie ausschloss, als Consuln procla-
mirt werden. Crassus sollte sodann die Dictatur, Caesar das Rei-
terführeramt übernehmen, ohne Zweifel um eine imposante Mili-
tärmacht auf die Beine zu bringen, während Pompeius fern am
Kaukasus beschäftigt war. Schon waren Hauptleute und Gemeine
angewiesen und bedungen; an dem bestimmten Tage wartete
Catilina in der Nähe des Rathhauses auf das verabredete Zeichen,
das auf Crassus Wink von Caesar ihm gegeben werden sollte.
Allein er wartete vergebens; Crassus fehlte in der entscheidenden
Senatssitzung und daran scheiterte für diesmal die projectirte In-
surrection. Ein ähnlicher noch umfassenderer Mordplan ward
dann für den 5. Febr. verabredet; allein auch dieser ward ver-
eitelt, da Catilina das Zeichen zu früh gab, bevor noch die be-
stellten Banditen sich alle eingefunden hatten. Darüber ward das

DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT.
bücher in Aussicht stellte; jener war überdies noch mit der Ari-
stokratie speciell verfeindet, weil sie sich der Bewerbung des ver-
worfenen und gefährlichen Menschen um das Consulat widersetzt
hatte. Wie er einst als Scherge Sullas an der Spitze einer Kel-
tenschaar auf die Geächteten Jagd gemacht und unter Anderen
seinen eigenen hochbejahrten Schwager mit eigener Hand nieder-
gemacht hatte, so lieſs er jetzt sich bereitwillig dazu herbei der
Gegenpartei ähnliche Dienste zuzusagen. Ein geheimer Bund
ward gestiftet. Die Zahl der in denselben aufgenommenen Indi-
viduen soll 400 überstiegen haben; er zählte Affiliirte in allen
Landschaften und Stadtgemeinden Italiens; überdies verstand es
sich von selbst, daſs einer Insurrection, die das zeitgemäſse Pro-
gramm der Schuldentilgung auf ihre Fahne schrieb, aus den
Reihen der dissoluten Jugend zahlreiche Rekruten ungeheiſsen
zuströmen würden.

Im December 688 — so wird erzählt — glaubten die Leiter
des Bundes den geeigneten Anlaſs gefunden zu haben um loszu-
schlagen. Die beiden für 689 erwählten Consuln Publius Corne-
lius Sulla und Publius Autronius Paetus waren vor kurzem der
Wahlbestechung gerichtlich überwiesen und deſshalb nach gesetz-
licher Vorschrift ihrer Anwartschaft auf das höchste Amt ver-
lustig erklärt worden. Beide traten hierauf dem Bunde bei. Die
Verschwornen beschlossen ihnen das Consulat mit Gewalt zu ver-
schaffen und dadurch sich selbst in den Besitz der höchsten Ge-
walt im Staate zu setzen. An dem Tage, wo die neuen Consuln
ihr Amt antreten würden, dem 1. Jan. 689, sollte die Curie von
Bewaffneten gestürmt, die neuen Consuln und die sonst bezeich-
neten Opfer niedergemacht und Sulla und Paetus nach Cassirung
des gerichtlichen Urtheils, das sie ausschloſs, als Consuln procla-
mirt werden. Crassus sollte sodann die Dictatur, Caesar das Rei-
terführeramt übernehmen, ohne Zweifel um eine imposante Mili-
tärmacht auf die Beine zu bringen, während Pompeius fern am
Kaukasus beschäftigt war. Schon waren Hauptleute und Gemeine
angewiesen und bedungen; an dem bestimmten Tage wartete
Catilina in der Nähe des Rathhauses auf das verabredete Zeichen,
das auf Crassus Wink von Caesar ihm gegeben werden sollte.
Allein er wartete vergebens; Crassus fehlte in der entscheidenden
Senatssitzung und daran scheiterte für diesmal die projectirte In-
surrection. Ein ähnlicher noch umfassenderer Mordplan ward
dann für den 5. Febr. verabredet; allein auch dieser ward ver-
eitelt, da Catilina das Zeichen zu früh gab, bevor noch die be-
stellten Banditen sich alle eingefunden hatten. Darüber ward das

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[159/0169] DER PARTEIENKAMPF WÄHREND POMPEIUS ABWESENHEIT. bücher in Aussicht stellte; jener war überdies noch mit der Ari- stokratie speciell verfeindet, weil sie sich der Bewerbung des ver- worfenen und gefährlichen Menschen um das Consulat widersetzt hatte. Wie er einst als Scherge Sullas an der Spitze einer Kel- tenschaar auf die Geächteten Jagd gemacht und unter Anderen seinen eigenen hochbejahrten Schwager mit eigener Hand nieder- gemacht hatte, so lieſs er jetzt sich bereitwillig dazu herbei der Gegenpartei ähnliche Dienste zuzusagen. Ein geheimer Bund ward gestiftet. Die Zahl der in denselben aufgenommenen Indi- viduen soll 400 überstiegen haben; er zählte Affiliirte in allen Landschaften und Stadtgemeinden Italiens; überdies verstand es sich von selbst, daſs einer Insurrection, die das zeitgemäſse Pro- gramm der Schuldentilgung auf ihre Fahne schrieb, aus den Reihen der dissoluten Jugend zahlreiche Rekruten ungeheiſsen zuströmen würden. Im December 688 — so wird erzählt — glaubten die Leiter des Bundes den geeigneten Anlaſs gefunden zu haben um loszu- schlagen. Die beiden für 689 erwählten Consuln Publius Corne- lius Sulla und Publius Autronius Paetus waren vor kurzem der Wahlbestechung gerichtlich überwiesen und deſshalb nach gesetz- licher Vorschrift ihrer Anwartschaft auf das höchste Amt ver- lustig erklärt worden. Beide traten hierauf dem Bunde bei. Die Verschwornen beschlossen ihnen das Consulat mit Gewalt zu ver- schaffen und dadurch sich selbst in den Besitz der höchsten Ge- walt im Staate zu setzen. An dem Tage, wo die neuen Consuln ihr Amt antreten würden, dem 1. Jan. 689, sollte die Curie von Bewaffneten gestürmt, die neuen Consuln und die sonst bezeich- neten Opfer niedergemacht und Sulla und Paetus nach Cassirung des gerichtlichen Urtheils, das sie ausschloſs, als Consuln procla- mirt werden. Crassus sollte sodann die Dictatur, Caesar das Rei- terführeramt übernehmen, ohne Zweifel um eine imposante Mili- tärmacht auf die Beine zu bringen, während Pompeius fern am Kaukasus beschäftigt war. Schon waren Hauptleute und Gemeine angewiesen und bedungen; an dem bestimmten Tage wartete Catilina in der Nähe des Rathhauses auf das verabredete Zeichen, das auf Crassus Wink von Caesar ihm gegeben werden sollte. Allein er wartete vergebens; Crassus fehlte in der entscheidenden Senatssitzung und daran scheiterte für diesmal die projectirte In- surrection. Ein ähnlicher noch umfassenderer Mordplan ward dann für den 5. Febr. verabredet; allein auch dieser ward ver- eitelt, da Catilina das Zeichen zu früh gab, bevor noch die be- stellten Banditen sich alle eingefunden hatten. Darüber ward das

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/169>, abgerufen am 28.11.2024.