Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.PHARSALOS. wurden vereinigt die vortrefflichen thrakischen Reiter, die theilsvon ihren Fürsten Sadala und Rhaskyporis herangeführt, theils von Pompeius in der makedonischen Provinz angeworben wa- ren; die kappadokische Reiterei; die von König Antiochos von Kommagene gesendeten berittenen Schützen; die Zuzüge der Ar- menier von diesseit des Euphrat unter Taxiles, von jenseit des- selben unter Megabates und die von König Juba gesandten numi- dischen Schaaren -- die gesammte Masse stieg auf 7000 Pferde. -- Sehr ansehnlich endlich war die pompeianische Flotte. Sie ward gebildet theils aus den von Brundisium mitgeführten oder später erbauten römischen Fahrzeugen, theils aus den Kriegs- schiffen des Königs von Aegypten, der kolchischen Fürsten, des kilikischen Dynasten Tarkondimotos, der Städte Tyros, Rhodos, Athen, Kerkyra und überhaupt der sämmtlichen asiatischen und griechischen Seestaaten und zählte gegen 500 Segel, wovon die römischen den fünften Theil ausmachten. An Getreide und Kriegsmaterial waren in Dyrrhachion ungeheure Vorräthe auf- gehäuft. Die Kriegskasse war wohlgefüllt, da die Pompeianer sich im Besitz der hauptsächlichsten Einnahmequellen des Staats befanden und die Geldmittel der Clientelfürsten, der angesehenen Senatoren, der Steuerpächter und überhaupt der gesammten römischen und nichtrömischen Bevölkerung in ihrem Bereich für sich nutzbar machten. Was in Africa, Aegypten, Makedonien, Griechenland, Vorderasien und Syrien das Ansehen der legiti- men Regierung und Pompeius oftgefeierte Königs- und Völker- clientel vermochte, war zum Schutz der römischen Republik in Bewegung gesetzt worden; wenn in Italien die Rede ging, dass Pompeius die Geten, Kolchier und Armenier gegen Rom be- waffne, wenn im Lager Pompeius der König der Könige hiess, so waren dies kaum Uebertreibungen zu nennen. Im Ganzen gebot er über eine Armee von 7000 Reitern und elf Legionen, von denen freilich höchstens fünf als krieggewohnt bezeichnet werden durften, und über eine Flotte von 500 Segeln. Die Stimmung der Soldaten, für deren Verpflegung und Sold Pom- peius genügend sorgte und denen für den Fall des Sieges die grossartigsten Belohnungen zugesichert waren, war durchgängig gut, in manchen und eben den tüchtigsten Abtheilungen sogar vortrefflich; indess bestand doch ein grosser Theil der Armee aus neu ausgehobenen Truppen, deren Formirung und Exerci- rung, wie eifrig sie auch betrieben ward, nothwendiger Weise Zeit erforderte. Die Armee überhaupt war imposant, aber zu- gleich einigermassen buntscheckig. -- Nach der Absicht des PHARSALOS. wurden vereinigt die vortrefflichen thrakischen Reiter, die theilsvon ihren Fürsten Sadala und Rhaskyporis herangeführt, theils von Pompeius in der makedonischen Provinz angeworben wa- ren; die kappadokische Reiterei; die von König Antiochos von Kommagene gesendeten berittenen Schützen; die Zuzüge der Ar- menier von diesseit des Euphrat unter Taxiles, von jenseit des- selben unter Megabates und die von König Juba gesandten numi- dischen Schaaren — die gesammte Masse stieg auf 7000 Pferde. — Sehr ansehnlich endlich war die pompeianische Flotte. Sie ward gebildet theils aus den von Brundisium mitgeführten oder später erbauten römischen Fahrzeugen, theils aus den Kriegs- schiffen des Königs von Aegypten, der kolchischen Fürsten, des kilikischen Dynasten Tarkondimotos, der Städte Tyros, Rhodos, Athen, Kerkyra und überhaupt der sämmtlichen asiatischen und griechischen Seestaaten und zählte gegen 500 Segel, wovon die römischen den fünften Theil ausmachten. An Getreide und Kriegsmaterial waren in Dyrrhachion ungeheure Vorräthe auf- gehäuft. Die Kriegskasse war wohlgefüllt, da die Pompeianer sich im Besitz der hauptsächlichsten Einnahmequellen des Staats befanden und die Geldmittel der Clientelfürsten, der angesehenen Senatoren, der Steuerpächter und überhaupt der gesammten römischen und nichtrömischen Bevölkerung in ihrem Bereich für sich nutzbar machten. Was in Africa, Aegypten, Makedonien, Griechenland, Vorderasien und Syrien das Ansehen der legiti- men Regierung und Pompeius oftgefeierte Königs- und Völker- clientel vermochte, war zum Schutz der römischen Republik in Bewegung gesetzt worden; wenn in Italien die Rede ging, daſs Pompeius die Geten, Kolchier und Armenier gegen Rom be- waffne, wenn im Lager Pompeius der König der Könige hieſs, so waren dies kaum Uebertreibungen zu nennen. Im Ganzen gebot er über eine Armee von 7000 Reitern und elf Legionen, von denen freilich höchstens fünf als krieggewohnt bezeichnet werden durften, und über eine Flotte von 500 Segeln. Die Stimmung der Soldaten, für deren Verpflegung und Sold Pom- peius genügend sorgte und denen für den Fall des Sieges die groſsartigsten Belohnungen zugesichert waren, war durchgängig gut, in manchen und eben den tüchtigsten Abtheilungen sogar vortrefflich; indeſs bestand doch ein groſser Theil der Armee aus neu ausgehobenen Truppen, deren Formirung und Exerci- rung, wie eifrig sie auch betrieben ward, nothwendiger Weise Zeit erforderte. 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PHARSALOS.
wurden vereinigt die vortrefflichen thrakischen Reiter, die theils
von ihren Fürsten Sadala und Rhaskyporis herangeführt, theils
von Pompeius in der makedonischen Provinz angeworben wa-
ren; die kappadokische Reiterei; die von König Antiochos von
Kommagene gesendeten berittenen Schützen; die Zuzüge der Ar-
menier von diesseit des Euphrat unter Taxiles, von jenseit des-
selben unter Megabates und die von König Juba gesandten numi-
dischen Schaaren — die gesammte Masse stieg auf 7000 Pferde.
— Sehr ansehnlich endlich war die pompeianische Flotte. Sie
ward gebildet theils aus den von Brundisium mitgeführten oder
später erbauten römischen Fahrzeugen, theils aus den Kriegs-
schiffen des Königs von Aegypten, der kolchischen Fürsten, des
kilikischen Dynasten Tarkondimotos, der Städte Tyros, Rhodos,
Athen, Kerkyra und überhaupt der sämmtlichen asiatischen und
griechischen Seestaaten und zählte gegen 500 Segel, wovon die
römischen den fünften Theil ausmachten. An Getreide und
Kriegsmaterial waren in Dyrrhachion ungeheure Vorräthe auf-
gehäuft. Die Kriegskasse war wohlgefüllt, da die Pompeianer
sich im Besitz der hauptsächlichsten Einnahmequellen des Staats
befanden und die Geldmittel der Clientelfürsten, der angesehenen
Senatoren, der Steuerpächter und überhaupt der gesammten
römischen und nichtrömischen Bevölkerung in ihrem Bereich für
sich nutzbar machten. Was in Africa, Aegypten, Makedonien,
Griechenland, Vorderasien und Syrien das Ansehen der legiti-
men Regierung und Pompeius oftgefeierte Königs- und Völker-
clientel vermochte, war zum Schutz der römischen Republik in
Bewegung gesetzt worden; wenn in Italien die Rede ging, daſs
Pompeius die Geten, Kolchier und Armenier gegen Rom be-
waffne, wenn im Lager Pompeius der König der Könige hieſs,
so waren dies kaum Uebertreibungen zu nennen. Im Ganzen
gebot er über eine Armee von 7000 Reitern und elf Legionen,
von denen freilich höchstens fünf als krieggewohnt bezeichnet
werden durften, und über eine Flotte von 500 Segeln. Die
Stimmung der Soldaten, für deren Verpflegung und Sold Pom-
peius genügend sorgte und denen für den Fall des Sieges die
groſsartigsten Belohnungen zugesichert waren, war durchgängig
gut, in manchen und eben den tüchtigsten Abtheilungen sogar
vortrefflich; indeſs bestand doch ein groſser Theil der Armee
aus neu ausgehobenen Truppen, deren Formirung und Exerci-
rung, wie eifrig sie auch betrieben ward, nothwendiger Weise
Zeit erforderte. Die Armee überhaupt war imposant, aber zu-
gleich einigermaſsen buntscheckig. — Nach der Absicht des
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