so von mütterlicher einem der galatischen Fürstengeschlechter entstammte.
Auch in Illyrien hatten, während Caesar in Aegypten war, sehr ernsthafte Auftritte sich zugetragen. Die delmatische Küste war seit Jahrhunderten ein wunder Fleck der römischen Herr- schaft und die Bewohner mit Caesar noch von seiner Statthal- terschaft her in offener Fehde; im Binnenland aber wimmelte es von der thessalischen Campagne her von Trupps versprengter Pompeianer. Indess hatte Quintus Cornificius mit den aus Ita- lien nachrückenden Legionen sowohl die Eingebornen wie die Flüchtlinge im Zaum gehalten und zugleich der in diesen rau- hen Gegenden so schwierigen Verpflegung der Truppen genügt. Selbst als der tüchtige Marcus Octavius, der Sieger von Curicta (S. 374), mit einem Theil der pompeianischen Flotte in diesen Gewässern erschien, um hier zur See und zu Lande den kleinen Krieg gegen Caesar zu leiten, wusste Cornificius, gestützt auf die Schiffe und den Hafen der Jadertiner (Zara), nicht bloss sich zu behaupten, sondern bestand auch selbst zur See gegen die Flotte des Gegners manches glückliche Gefecht. An seine Stelle trat als Statthalter von Illyrien Aulus Gabinius, den Caesar aus der Ver- bannung zurückgerufen hatte (S. 302). Kaum war er mit 15 Co- horten und 3000 Reitern im Winter 706/7 auf dem Landweg in Illyrien eingetroffen, so wechselte er das System der Kriegfüh- rung. Statt sich wie sein Vorgänger auf den kleinen Krieg zu be- schränken, unternahm der kühne thätige Mann sogleich trotz der rauhen Jahreszeit eine Expedition in die Gebirge. Aber die un- günstige Witterung, die Schwierigkeit der Verpflegung und der tapfere Widerstand der Delmater rieben das Heer auf; Gabinius musste den Rückzug antreten, ward auf diesem von den Delma- tern angegriffen und schmählich geschlagen, und erreichte mit den schwachen Ueberresten seiner stattlichen Armee mühsam Sa- lonae, wo er bald darauf starb. Die meisten illyrischen Küsten- städte ergaben sich hierauf der Flotte des Octavius; die an Caesar festhielten, wie Salonae und Epidauros (Ragusa), wurden von der Flotte zur See, zu Lande von den Barbaren so heftig bedrängt, dass die Uebergabe und die Capitulation der in Salonae einge- schlossenen Heerestrümmer nicht mehr fern schien. Da impro- visirte der Commandant der brundisinischen Depots, der ener- gische Publius Vatinius eine Flotte und eine Armee, indem er in Ermangelung von Kriegsschiffen gewöhnliche Böte mit Schnäbeln versah und die aus den Hospitälern entlassenen Soldaten in Co- horten formirte, und lieferte der weit überlegenen octavianischen
FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
so von mütterlicher einem der galatischen Fürstengeschlechter entstammte.
Auch in Illyrien hatten, während Caesar in Aegypten war, sehr ernsthafte Auftritte sich zugetragen. Die delmatische Küste war seit Jahrhunderten ein wunder Fleck der römischen Herr- schaft und die Bewohner mit Caesar noch von seiner Statthal- terschaft her in offener Fehde; im Binnenland aber wimmelte es von der thessalischen Campagne her von Trupps versprengter Pompeianer. Indeſs hatte Quintus Cornificius mit den aus Ita- lien nachrückenden Legionen sowohl die Eingebornen wie die Flüchtlinge im Zaum gehalten und zugleich der in diesen rau- hen Gegenden so schwierigen Verpflegung der Truppen genügt. Selbst als der tüchtige Marcus Octavius, der Sieger von Curicta (S. 374), mit einem Theil der pompeianischen Flotte in diesen Gewässern erschien, um hier zur See und zu Lande den kleinen Krieg gegen Caesar zu leiten, wuſste Cornificius, gestützt auf die Schiffe und den Hafen der Jadertiner (Zara), nicht bloſs sich zu behaupten, sondern bestand auch selbst zur See gegen die Flotte des Gegners manches glückliche Gefecht. An seine Stelle trat als Statthalter von Illyrien Aulus Gabinius, den Caesar aus der Ver- bannung zurückgerufen hatte (S. 302). Kaum war er mit 15 Co- horten und 3000 Reitern im Winter 706/7 auf dem Landweg in Illyrien eingetroffen, so wechselte er das System der Kriegfüh- rung. Statt sich wie sein Vorgänger auf den kleinen Krieg zu be- schränken, unternahm der kühne thätige Mann sogleich trotz der rauhen Jahreszeit eine Expedition in die Gebirge. Aber die un- günstige Witterung, die Schwierigkeit der Verpflegung und der tapfere Widerstand der Delmater rieben das Heer auf; Gabinius muſste den Rückzug antreten, ward auf diesem von den Delma- tern angegriffen und schmählich geschlagen, und erreichte mit den schwachen Ueberresten seiner stattlichen Armee mühsam Sa- lonae, wo er bald darauf starb. Die meisten illyrischen Küsten- städte ergaben sich hierauf der Flotte des Octavius; die an Caesar festhielten, wie Salonae und Epidauros (Ragusa), wurden von der Flotte zur See, zu Lande von den Barbaren so heftig bedrängt, daſs die Uebergabe und die Capitulation der in Salonae einge- schlossenen Heerestrümmer nicht mehr fern schien. Da impro- visirte der Commandant der brundisinischen Depots, der ener- gische Publius Vatinius eine Flotte und eine Armee, indem er in Ermangelung von Kriegsschiffen gewöhnliche Böte mit Schnäbeln versah und die aus den Hospitälern entlassenen Soldaten in Co- horten formirte, und lieferte der weit überlegenen octavianischen
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FÜNFTES BUCH. KAPITEL X.
so von mütterlicher einem der galatischen Fürstengeschlechter
entstammte.
Auch in Illyrien hatten, während Caesar in Aegypten war,
sehr ernsthafte Auftritte sich zugetragen. Die delmatische Küste
war seit Jahrhunderten ein wunder Fleck der römischen Herr-
schaft und die Bewohner mit Caesar noch von seiner Statthal-
terschaft her in offener Fehde; im Binnenland aber wimmelte es
von der thessalischen Campagne her von Trupps versprengter
Pompeianer. Indeſs hatte Quintus Cornificius mit den aus Ita-
lien nachrückenden Legionen sowohl die Eingebornen wie die
Flüchtlinge im Zaum gehalten und zugleich der in diesen rau-
hen Gegenden so schwierigen Verpflegung der Truppen genügt.
Selbst als der tüchtige Marcus Octavius, der Sieger von Curicta
(S. 374), mit einem Theil der pompeianischen Flotte in diesen
Gewässern erschien, um hier zur See und zu Lande den kleinen
Krieg gegen Caesar zu leiten, wuſste Cornificius, gestützt auf die
Schiffe und den Hafen der Jadertiner (Zara), nicht bloſs sich zu
behaupten, sondern bestand auch selbst zur See gegen die Flotte
des Gegners manches glückliche Gefecht. An seine Stelle trat als
Statthalter von Illyrien Aulus Gabinius, den Caesar aus der Ver-
bannung zurückgerufen hatte (S. 302). Kaum war er mit 15 Co-
horten und 3000 Reitern im Winter 706/7 auf dem Landweg in
Illyrien eingetroffen, so wechselte er das System der Kriegfüh-
rung. Statt sich wie sein Vorgänger auf den kleinen Krieg zu be-
schränken, unternahm der kühne thätige Mann sogleich trotz der
rauhen Jahreszeit eine Expedition in die Gebirge. Aber die un-
günstige Witterung, die Schwierigkeit der Verpflegung und der
tapfere Widerstand der Delmater rieben das Heer auf; Gabinius
muſste den Rückzug antreten, ward auf diesem von den Delma-
tern angegriffen und schmählich geschlagen, und erreichte mit
den schwachen Ueberresten seiner stattlichen Armee mühsam Sa-
lonae, wo er bald darauf starb. Die meisten illyrischen Küsten-
städte ergaben sich hierauf der Flotte des Octavius; die an Caesar
festhielten, wie Salonae und Epidauros (Ragusa), wurden von der
Flotte zur See, zu Lande von den Barbaren so heftig bedrängt,
daſs die Uebergabe und die Capitulation der in Salonae einge-
schlossenen Heerestrümmer nicht mehr fern schien. Da impro-
visirte der Commandant der brundisinischen Depots, der ener-
gische Publius Vatinius eine Flotte und eine Armee, indem er in
Ermangelung von Kriegsschiffen gewöhnliche Böte mit Schnäbeln
versah und die aus den Hospitälern entlassenen Soldaten in Co-
horten formirte, und lieferte der weit überlegenen octavianischen
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/422>, abgerufen am 18.12.2024.
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