die Cato sterbend seinem Feinde vermachte. Ihre ganze vornehme, rhetorisch transcendentale, prätentiös strenge, hoffnungslose und bis zum Tode getreue Haltung hat diese republikanische oder vielmehr aristokratische Opposition von Cato übernommen und denn auch den Mann, der im Leben nicht selten ihr Spott und ihr Aergerniss gewesen war, schon unmittelbar nach seinem Tode als Heiligen zu verehren begonnen. Die grösseste aber unter die- sen Huldigungen war die unfreiwillige, die Caesar ihm erwies, indem er von der geringschätzigen Milde, mit welcher er seine Gegner, Pompeianer wie Republikaner, zu behandeln gewohnt war, allein gegen Cato eine Ausnahme machte und noch über das Grab hinaus ihn mit demjenigen energischen Hasse verfolgte, welchen praktische Staatsmänner zu empfinden pflegen gegen die auf dem idealen Gebiet, ihnen ebenso gefährlich wie uner- reichbar, opponirenden Gegner.
THAPSUS.
die Cato sterbend seinem Feinde vermachte. Ihre ganze vornehme, rhetorisch transcendentale, prätentiös strenge, hoffnungslose und bis zum Tode getreue Haltung hat diese republikanische oder vielmehr aristokratische Opposition von Cato übernommen und denn auch den Mann, der im Leben nicht selten ihr Spott und ihr Aergerniſs gewesen war, schon unmittelbar nach seinem Tode als Heiligen zu verehren begonnen. Die gröſseste aber unter die- sen Huldigungen war die unfreiwillige, die Caesar ihm erwies, indem er von der geringschätzigen Milde, mit welcher er seine Gegner, Pompeianer wie Republikaner, zu behandeln gewohnt war, allein gegen Cato eine Ausnahme machte und noch über das Grab hinaus ihn mit demjenigen energischen Hasse verfolgte, welchen praktische Staatsmänner zu empfinden pflegen gegen die auf dem idealen Gebiet, ihnen ebenso gefährlich wie uner- reichbar, opponirenden Gegner.
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THAPSUS.
die Cato sterbend seinem Feinde vermachte. Ihre ganze vornehme,
rhetorisch transcendentale, prätentiös strenge, hoffnungslose und
bis zum Tode getreue Haltung hat diese republikanische oder
vielmehr aristokratische Opposition von Cato übernommen und
denn auch den Mann, der im Leben nicht selten ihr Spott und
ihr Aergerniſs gewesen war, schon unmittelbar nach seinem Tode
als Heiligen zu verehren begonnen. Die gröſseste aber unter die-
sen Huldigungen war die unfreiwillige, die Caesar ihm erwies,
indem er von der geringschätzigen Milde, mit welcher er seine
Gegner, Pompeianer wie Republikaner, zu behandeln gewohnt
war, allein gegen Cato eine Ausnahme machte und noch über
das Grab hinaus ihn mit demjenigen energischen Hasse verfolgte,
welchen praktische Staatsmänner zu empfinden pflegen gegen
die auf dem idealen Gebiet, ihnen ebenso gefährlich wie uner-
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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/437>, abgerufen am 18.12.2024.
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