Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Poeterey. platz gekommen/ daß man sich nicht daranersanttigen können. Es wurden auff des Car- dinal Richelieu angeben einige Zusammen- künffte gehalten/ darin von allen dieses Werck gar genau geurtheilet ward/ welche Ur- theile hervor gegeben/ und ist das jenige was sie getadelt/ wieder von Corneille ver- thediget worden. Der Herr de Scudery hiedurch auffgemuntert hat eine Tragoe- die erfunden/ dessen titul l' Amour Tyran- nique, welche dem Cardinal gleichfals ein grosses Vergnügen gegeben. Es hat der Corneille einen Bruder gehabt/ der ihm hierin nichts nachgegeben: Er aber hat endlich diese weltliche Sachen fahren las- sen und sich auff den Kempis de Imitatione Christi in Frantzösische Verse zu überse- tzen begeben. Von andern Comoedien und Tragoedienschreibern/ wie auch von den Schauspielen selbst kan Sorell gelesen werden in seiner Bibliotheque Francoise chap. 10. p. 208. Regnier in seinen Satyren ist zwar sinnreich/ aber etwas grob. Dem Rablais fehlet die Zierlichkeit dieser Zeit. Uber-
Poeterey. platz gekommen/ daß man ſich nicht daranerſāttigen koͤnnen. Es wurdē auff des Car- dinal Richelieu angeben einige Zuſammen- kuͤnffte gehalten/ daꝛin von allē dieſes Werck gar genau geurtheilet ward/ welche Ur- theile hervor gegeben/ und iſt das jenige was ſie getadelt/ wieder von Corneille ver- thediget worden. Der Herr de Scudery hiedurch auffgemuntert hat eine Tragœ- die erfunden/ deſſen titul l’ Amour Tyran- nique, welche dem Cardinal gleichfals ein groſſes Vergnuͤgen gegeben. Es hat der Corneille einen Bruder gehabt/ der ihm hierin nichts nachgegeben: Er aber hat endlich dieſe weltliche Sachen fahren laſ- ſen und ſich auff den Kempis de Imitatione Chriſti in Frantzoͤſiſche Verſe zu uͤberſe- tzen begeben. Von andern Comœdien und Tragœdienſchreibern/ wie auch von den Schauſpielen ſelbſt kan Sorell geleſen werden in ſeiner Bibliotheque Françoiſe chap. 10. p. 208. Regnier in ſeinen Satyren iſt zwar ſinnreich/ aber etwas grob. Dem Rablais fehlet die Zierlichkeit dieſer Zeit. Uber-
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Poeterey.
platz gekommen/ daß man ſich nicht daran
erſāttigen koͤnnen. Es wurdē auff des Car-
dinal Richelieu angeben einige Zuſammen-
kuͤnffte gehalten/ daꝛin von allē dieſes Werck
gar genau geurtheilet ward/ welche Ur-
theile hervor gegeben/ und iſt das jenige
was ſie getadelt/ wieder von Corneille ver-
thediget worden. Der Herr de Scudery
hiedurch auffgemuntert hat eine Tragœ-
die erfunden/ deſſen titul l’ Amour Tyran-
nique, welche dem Cardinal gleichfals ein
groſſes Vergnuͤgen gegeben. Es hat
der Corneille einen Bruder gehabt/ der ihm
hierin nichts nachgegeben: Er aber hat
endlich dieſe weltliche Sachen fahren laſ-
ſen und ſich auff den Kempis de Imitatione
Chriſti in Frantzoͤſiſche Verſe zu uͤberſe-
tzen begeben. Von andern Comœdien
und Tragœdienſchreibern/ wie auch von
den Schauſpielen ſelbſt kan Sorell geleſen
werden in ſeiner Bibliotheque Françoiſe
chap. 10. p. 208. Regnier in ſeinen Satyren
iſt zwar ſinnreich/ aber etwas grob. Dem
Rablais fehlet die Zierlichkeit dieſer Zeit.
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