Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. terscheid unter ihnen sey; weßhalben ei-nige den andern vorzuziehen. Goropius Becanus wird von vielen verlachet/ und zwar nicht ohn Uhrsach/ weil er sich in gar seltzame abstractive speculationes und analogismos vertieffet/ die doch we- nig zur Sachen thun und im Grunde nich- tes beweisen. Eine sonderliche Probe hierinnen ist in seinen Hieroglyphicis, wo- selbst er auß dem Hebroeischen Alphabet, welches er auß Cimbrischen Wörtern zu- sammensetzet/ ein Gebet eines Schulmei- sters/ vor seine Lehrjünger/ seltzamer lächerlicher Weise zusammen brin- get/ wovon er so viel Wercks machet/ als wann er ein Königreich gewonnen. Eben der- gleichen Einfälle hat er von dem Lateini- schen I. 9. Hermathenae, davon man wol sagen möchte/ was Propertius von den Lieb- habern: Maxima de nihilo nascitur historia. Caramuel, daß er auch alhie seine Weiß- heit sehen liesse/ hat in seinem Apparatu Philosophic. lib. 2. c. 176. wieder den Be- canum beweisen wollen/ daß man nicht nöthig a 5
der Teutſchen Sprache. terſcheid unter ihnen ſey; weßhalben ei-nige den andern vorzuziehen. Goropius Becanus wird von vielen verlachet/ und zwar nicht ohn Uhrſach/ weil er ſich in gar ſeltzame abſtractive ſpeculationes und analogiſmos vertieffet/ die doch we- nig zur Sachen thun und im Grunde nich- tes beweiſen. Eine ſonderliche Probe hierinnen iſt in ſeinen Hieroglyphicis, wo- ſelbſt er auß dem Hebrœiſchen Alphabet, welches er auß Cimbriſchen Woͤrtern zu- ſammenſetzet/ ein Gebet eines Schulmei- ſters/ vor ſeine Lehrjuͤnger/ ſeltzamer laͤcherlicher Weiſe zuſammen brin- get/ wovon er ſo viel Wercks machet/ als wan̄ er ein Koͤnigreich gewon̄en. Eben der- gleichen Einfaͤlle hat er von dem Lateini- ſchen I. 9. Hermathenæ, davon man wol ſagen moͤchte/ was Propertius von den Lieb- habern: Maxima de nihilo naſcitur hiſtoria. Caramuel, daß er auch alhie ſeine Weiß- heit ſehen lieſſe/ hat in ſeinem Apparatu Philoſophic. lib. 2. c. 176. wieder den Be- canum beweiſen wollen/ daß man nicht noͤthig a 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0021" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Teutſchen Sprache.</hi></fw><lb/> terſcheid unter ihnen ſey; weßhalben ei-<lb/> nige den andern vorzuziehen. <hi rendition="#aq">Goropius<lb/> Becanus</hi> wird von vielen verlachet/ und<lb/> zwar nicht ohn Uhrſach/ weil er ſich in<lb/> gar ſeltzame <hi rendition="#aq">abſtractive ſpeculationes</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">analogiſmos</hi> vertieffet/ die doch we-<lb/> nig zur Sachen thun und im Grunde nich-<lb/> tes beweiſen. Eine ſonderliche Probe<lb/> hierinnen iſt in ſeinen <hi rendition="#aq">Hieroglyphicis,</hi> wo-<lb/> ſelbſt er auß dem Hebrœiſchen <hi rendition="#aq">Alphabet,</hi><lb/> welches er auß Cimbriſchen Woͤrtern zu-<lb/> ſammenſetzet/ ein Gebet eines Schulmei-<lb/> ſters/ vor ſeine Lehrjuͤnger/ ſeltzamer<lb/> laͤcherlicher Weiſe zuſammen brin-<lb/> get/ wovon er ſo viel Wercks machet/ als<lb/> wan̄ er ein Koͤnigreich gewon̄en. Eben der-<lb/> gleichen Einfaͤlle hat er von dem Lateini-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">I. 9. Hermathenæ,</hi> davon man wol<lb/> ſagen moͤchte/ was <hi rendition="#aq">Propertius</hi> von den Lieb-<lb/> habern: <hi rendition="#aq">Maxima de nihilo naſcitur hiſtoria.<lb/> Caramuel,</hi> daß er auch alhie ſeine Weiß-<lb/> heit ſehen lieſſe/ hat in ſeinem <hi rendition="#aq">Apparatu<lb/> Philoſophic. lib. <hi rendition="#i">2.</hi> c.</hi> 176. wieder den <hi rendition="#aq">Be-<lb/> canum</hi> beweiſen wollen/ daß man nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">noͤthig</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0021]
der Teutſchen Sprache.
terſcheid unter ihnen ſey; weßhalben ei-
nige den andern vorzuziehen. Goropius
Becanus wird von vielen verlachet/ und
zwar nicht ohn Uhrſach/ weil er ſich in
gar ſeltzame abſtractive ſpeculationes
und analogiſmos vertieffet/ die doch we-
nig zur Sachen thun und im Grunde nich-
tes beweiſen. Eine ſonderliche Probe
hierinnen iſt in ſeinen Hieroglyphicis, wo-
ſelbſt er auß dem Hebrœiſchen Alphabet,
welches er auß Cimbriſchen Woͤrtern zu-
ſammenſetzet/ ein Gebet eines Schulmei-
ſters/ vor ſeine Lehrjuͤnger/ ſeltzamer
laͤcherlicher Weiſe zuſammen brin-
get/ wovon er ſo viel Wercks machet/ als
wan̄ er ein Koͤnigreich gewon̄en. Eben der-
gleichen Einfaͤlle hat er von dem Lateini-
ſchen I. 9. Hermathenæ, davon man wol
ſagen moͤchte/ was Propertius von den Lieb-
habern: Maxima de nihilo naſcitur hiſtoria.
Caramuel, daß er auch alhie ſeine Weiß-
heit ſehen lieſſe/ hat in ſeinem Apparatu
Philoſophic. lib. 2. c. 176. wieder den Be-
canum beweiſen wollen/ daß man nicht
noͤthig
a 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |