Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Cap. Von der Engelländer
sein untergangen. Chaucer ein alter Eng-
lischer Poetbezeugt diß in diesen Versen:

The old gentle Brittons in her dayes
of divers aventurs maden layes
Rymed First in her Mother tongue
Whych layes, vvith her Instruments they
songe.

Die Angelsächsche ist mehr der Teutschen
Sprache gleich/ als die heutige/ welche sehr
vermischt ist. Was nun die tetzige Engli-
sche Sprache anlanget/ so sein einige Lands-
leute fleissig gnug das Lob ihrer Sprache
hervor zu streichen/ welche sie allen mitt
einander vorziehen. Worin man ihrer
Liebe zu dem Vaterlande was zu gut hal-
ten muß. Sonsten ist nicht zu leugnen/
weil sie den Wonrtern und der Constructi-
on
nach Teutsch/ sie billig an dem Lob
dieser Sprache mit einen Theil habe/
jedennoch daß sie sich nicht unternehme
der Mutter vorzugreiffen. Denn es ist
beyweiten die rennlichkeit nicht in der
Engelschen Sprach die in der Teutschen/
die auß sich selbst bestehet. Dann die

En-

Das IV. Cap. Von der Engellaͤnder
ſein untergangen. Chaucer ein alter Eng-
liſcher Poetbezeugt diß in dieſen Verſen:

The old gentle Brittons in her dayes
of divers aventurs maden layes
Rymed Firſt in her Mother tongue
Whych layes, vvith her Inſtruments they
ſonge.

Die Angelſaͤchſche iſt mehr der Teutſchen
Sprache gleich/ als die heutige/ welche ſehr
vermiſcht iſt. Was nun die tetzige Engli-
ſche Sprache anlāget/ ſo ſein einige Lands-
leute fleiſſig gnug das Lob ihrer Sprache
hervor zu ſtreichen/ welche ſie allen mitt
einander vorziehen. Worin man ihrer
Liebe zu dem Vaterlande was zu gut hal-
ten muß. Sonſten iſt nicht zu leugnen/
weil ſie den Wōrtern und der Conſtructi-
on
nach Teutſch/ ſie billig an dem Lob
dieſer Sprache mit einen Theil habe/
jedennoch daß ſie ſich nicht unternehme
der Mutter vorzugreiffen. Denn es iſt
beyweiten die rennlichkeit nicht in der
Engelſchen Sprach die in der Teutſchen/
die auß ſich ſelbſt beſtehet. Dann die

En-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0240" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von der Engella&#x0364;nder</hi></fw><lb/>
&#x017F;ein untergangen. <hi rendition="#aq">Chaucer</hi> ein alter Eng-<lb/>
li&#x017F;cher Poetbezeugt diß in die&#x017F;en Ver&#x017F;en:</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">The old gentle Brittons in her dayes</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">of divers aventurs maden layes</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Rymed Fir&#x017F;t in her Mother tongue</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Whych layes, vvith her In&#x017F;truments they</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#et">&#x017F;onge.</hi> </hi> </l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p>Die Angel&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;che i&#x017F;t mehr der Teut&#x017F;chen<lb/>
Sprache gleich/ als die heutige/ welche &#x017F;ehr<lb/>
vermi&#x017F;cht i&#x017F;t. Was nun die tetzige Engli-<lb/>
&#x017F;che Sprache anla&#x0304;get/ &#x017F;o &#x017F;ein einige Lands-<lb/>
leute flei&#x017F;&#x017F;ig gnug das Lob ihrer Sprache<lb/>
hervor zu &#x017F;treichen/ welche &#x017F;ie allen mitt<lb/>
einander vorziehen. Worin man ihrer<lb/>
Liebe zu dem Vaterlande was zu gut hal-<lb/>
ten muß. Son&#x017F;ten i&#x017F;t nicht zu leugnen/<lb/>
weil &#x017F;ie den Wo&#x0304;rtern und der <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tructi-<lb/>
on</hi> nach Teut&#x017F;ch/ &#x017F;ie billig an dem Lob<lb/>
die&#x017F;er Sprache mit einen Theil habe/<lb/>
jedennoch daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht unternehme<lb/>
der Mutter vorzugreiffen. Denn es i&#x017F;t<lb/>
beyweiten die rennlichkeit nicht in der<lb/>
Engel&#x017F;chen Sprach die in der Teut&#x017F;chen/<lb/>
die auß &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;tehet. Dann die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">En-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0240] Das IV. Cap. Von der Engellaͤnder ſein untergangen. Chaucer ein alter Eng- liſcher Poetbezeugt diß in dieſen Verſen: The old gentle Brittons in her dayes of divers aventurs maden layes Rymed Firſt in her Mother tongue Whych layes, vvith her Inſtruments they ſonge. Die Angelſaͤchſche iſt mehr der Teutſchen Sprache gleich/ als die heutige/ welche ſehr vermiſcht iſt. Was nun die tetzige Engli- ſche Sprache anlāget/ ſo ſein einige Lands- leute fleiſſig gnug das Lob ihrer Sprache hervor zu ſtreichen/ welche ſie allen mitt einander vorziehen. Worin man ihrer Liebe zu dem Vaterlande was zu gut hal- ten muß. Sonſten iſt nicht zu leugnen/ weil ſie den Wōrtern und der Conſtructi- on nach Teutſch/ ſie billig an dem Lob dieſer Sprache mit einen Theil habe/ jedennoch daß ſie ſich nicht unternehme der Mutter vorzugreiffen. Denn es iſt beyweiten die rennlichkeit nicht in der Engelſchen Sprach die in der Teutſchen/ die auß ſich ſelbſt beſtehet. Dann die En-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/240
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/240>, abgerufen am 10.11.2024.