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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey.
Denn wenn er die Eygenschafft der
Hochteutschen Sprache recht verstan-
den/ würde ihm vielleicht dergleichen un-
bedachtsame Rede nicht entfallen seyn/
der sonst im übrigen einen guten Trieb
zur Niederländischen Poeterey hat. Er
solte ihm lieber vorstellen/ was der tref-
liche Herr von Zulichem Constantin Hui-
gens
zu lobe der Hochteutschen Nation an
seine Niederländer geschrieben/ in der
Vorrede der aus dem Hochteutschen
ins Niederländische von ihm übersetzten
Epigrammatum:

Heeftu des Hemels gunst verheven tot den top
Van des Hooghmogentheit; vvest niet hooghmoedigh op
Een hoog dat daelen kan: daer is land hoogh geboren
't Welck hooge Titulen van ouds heer toebehooren
En dar de reden vvil dat ghy voer vviecken moet,
Gelyckhet laege dal voor hooge Bergen doet.

Auff ihre Poeterey zu kommen/ so ist wol
ausser Zweiffel/ daß sie viel alter Lieder
gehabt/ wie die Teutschen. Joost van
Vondeln
in seiner Aenleidinge ter Neder-
duitsche Dichtkunste
erwehnet noch der-
selben. In oude Hollantsche liedern hoort

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r 2

Poeterey.
Denn wenn er die Eygenſchafft der
Hochteutſchen Sprache recht verſtan-
den/ wuͤrde ihm vielleicht dergleichen un-
bedachtſame Rede nicht entfallen ſeyn/
der ſonſt im uͤbrigen einen guten Trieb
zur Niederlaͤndiſchen Poeterey hat. Er
ſolte ihm lieber vorſtellen/ was der tref-
liche Herr von Zulichem Conſtantin Hui-
gens
zu lobe der Hochteutſchen Nation an
ſeine Niederlaͤnder geſchrieben/ in der
Vorrede der aus dem Hochteutſchen
ins Niederlaͤndiſche von ihm uͤberſetzten
Epigrammatum:

Heeftu des Hemels gunſt verheven tot den top
Van des Hooghmogentheit; vveſt niet hooghmoedigh op
Een hoog dat daelen kan: daer is land hoogh geboren
’t Welck hooge Titulen van ouds heer toebehooren
En dar de reden vvil dat ghy voer vviecken moet,
Gelyckhet laege dal voor hooge Bergen doet.

Auff ihre Poeterey zu kommen/ ſo iſt wol
auſſer Zweiffel/ daß ſie viel alter Lieder
gehabt/ wie die Teutſchen. Jooſt van
Vondeln
in ſeiner Aenleidinge ter Neder-
duitſche Dichtkunſte
erwehnet noch der-
ſelben. In oude Hollantſche liedern hoort

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[258[259]/0271] Poeterey. Denn wenn er die Eygenſchafft der Hochteutſchen Sprache recht verſtan- den/ wuͤrde ihm vielleicht dergleichen un- bedachtſame Rede nicht entfallen ſeyn/ der ſonſt im uͤbrigen einen guten Trieb zur Niederlaͤndiſchen Poeterey hat. Er ſolte ihm lieber vorſtellen/ was der tref- liche Herr von Zulichem Conſtantin Hui- gens zu lobe der Hochteutſchen Nation an ſeine Niederlaͤnder geſchrieben/ in der Vorrede der aus dem Hochteutſchen ins Niederlaͤndiſche von ihm uͤberſetzten Epigrammatum: Heeftu des Hemels gunſt verheven tot den top Van des Hooghmogentheit; vveſt niet hooghmoedigh op Een hoog dat daelen kan: daer is land hoogh geboren ’t Welck hooge Titulen van ouds heer toebehooren En dar de reden vvil dat ghy voer vviecken moet, Gelyckhet laege dal voor hooge Bergen doet. Auff ihre Poeterey zu kommen/ ſo iſt wol auſſer Zweiffel/ daß ſie viel alter Lieder gehabt/ wie die Teutſchen. Jooſt van Vondeln in ſeiner Aenleidinge ter Neder- duitſche Dichtkunſte erwehnet noch der- ſelben. In oude Hollantſche liedern hoort men r 2

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 258[259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/271>, abgerufen am 22.11.2024.