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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das V. Cap. Von der Niederländer
geschrieben von unglanublicher Süßlg-
keit. Der Herr von Meervvede, dessen wir
droben gedacht/ gehet hierin etwas zu
weit; und ob er zwar durch die Italiä-
nische Uberschrifften seine allzufreye Ein-
fälle vertunckeln will/ so stehn sie doch
gnug zu Tage. Was er hierin versehen/
hat er nachgehends mit seinen Geestely-
ken Minne-vlammen
verbessern wollen.
Jann van der Veen in seinem so genand-
ten Adams Appel ist voll von Schertzen
und Lustigkeiten/ die nicht unangenehm
seyn/ ob sie gleich etwas gemeines bey
sich führen. Denn es ist alles unge-
zwungen aus seiner Feder geflossen.
Decker der von dem Lobe der Geldsucht
und andere Gedichte geschrieben/ ver-
dienet auch billig sein Lob. Bodicher
Banning
in jeinen Leydischen Oorloffsda-
gen
hat allerhand Gedichte welche die
Mittelbahn halten. Daniel Jonctys hat
nur wenig geschrieben/ mehrentheils Lie-
besgedichte; Sie seyn aber angenehm
und von zarten wesen. Seine Roselins

Oogi-

Das V. Cap. Von der Niederlaͤnder
geſchrieben von unglāublicher Suͤßlg-
keit. Der Herr von Meervvede, deſſen wir
droben gedacht/ gehet hierin etwas zu
weit; und ob er zwar durch die Italiaͤ-
niſche Uberſchrifften ſeine allzufreye Ein-
faͤlle vertunckeln will/ ſo ſtehn ſie doch
gnug zu Tage. Was er hierin verſehen/
hat er nachgehends mit ſeinen Geeſtely-
ken Minne-vlammen
verbeſſern wollen.
Jann van der Veen in ſeinem ſo genand-
ten Adams Appel iſt voll von Schertzen
und Luſtigkeiten/ die nicht unangenehm
ſeyn/ ob ſie gleich etwas gemeines bey
ſich fuͤhren. Denn es iſt alles unge-
zwungen aus ſeiner Feder gefloſſen.
Decker der von dem Lobe der Geldſucht
und andere Gedichte geſchrieben/ ver-
dienet auch billig ſein Lob. Bodicher
Banning
in jeinen Leydiſchen Oorloffsda-
gen
hat allerhand Gedichte welche die
Mittelbahn halten. Daniel Jonctys hat
nur wenig geſchrieben/ mehrentheils Lie-
besgedichte; Sie ſeyn aber angenehm
und von zarten weſen. Seine Roſelins

Oogi-
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[270/0282] Das V. Cap. Von der Niederlaͤnder geſchrieben von unglāublicher Suͤßlg- keit. Der Herr von Meervvede, deſſen wir droben gedacht/ gehet hierin etwas zu weit; und ob er zwar durch die Italiaͤ- niſche Uberſchrifften ſeine allzufreye Ein- faͤlle vertunckeln will/ ſo ſtehn ſie doch gnug zu Tage. Was er hierin verſehen/ hat er nachgehends mit ſeinen Geeſtely- ken Minne-vlammen verbeſſern wollen. Jann van der Veen in ſeinem ſo genand- ten Adams Appel iſt voll von Schertzen und Luſtigkeiten/ die nicht unangenehm ſeyn/ ob ſie gleich etwas gemeines bey ſich fuͤhren. Denn es iſt alles unge- zwungen aus ſeiner Feder gefloſſen. Decker der von dem Lobe der Geldſucht und andere Gedichte geſchrieben/ ver- dienet auch billig ſein Lob. Bodicher Banning in jeinen Leydiſchen Oorloffsda- gen hat allerhand Gedichte welche die Mittelbahn halten. Daniel Jonctys hat nur wenig geſchrieben/ mehrentheils Lie- besgedichte; Sie ſeyn aber angenehm und von zarten weſen. Seine Roſelins Oogi-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/282>, abgerufen am 22.11.2024.