Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das VII. Cap. Von der Teutschen zwey gleiche Wörter oder Sylben ein-"ander folgen/ als daß/ das/ ewig-" lich/ ich. u. d. g. Oder eine blinde Mei-" nung oder Wort führen daß keinen rich-" tigen Verstand hat: oder ein halbes" Wort und die Stimmen zusammen zie-" hen/ als wie soll wir für sollen wir" gborn für geboren u. d. g. werden" schnurrende Reimen genannt. Ferners" achten sie für einen Fehler/ wann Reim" wörter mit ungleichen Stimmen gebun-" den werden/ als Glück nnd Strick" gehört und gelehrt/ oder wann die" Schreibung gleich/ aber die Außrede in ei-" nem Lied weich/ in dem andern hart ist/" als eine neue Mähre/ und eine feine" Lehre. Die Gebannde ziehen sie nach" belieben und haben derselben über 500." unterschiedliche Arten. Ist also darauß" zu schliessen daß die Urheber dieser Kunst" das Reimwesen woll verstanden/ und" die Teutsche Sprache bereit vor sechs-" hundert und mehr Jahren darin geübet" worden: nemlich zu Kayser Otto des" Gros-
Das VII. Cap. Von der Teutſchen zwey gleiche Woͤrter oder Sylben ein-„ander folgen/ als daß/ das/ ewig-„ lich/ ich. u. d. g. Oder eine blinde Mei-„ nung oder Wort fuͤhren daß keinen rich-„ tigen Verſtand hat: oder ein halbes„ Wort und die Stimmen zuſammen zie-„ hen/ als wie ſoll wir fuͤr ſollen wir„ gborn fuͤr geboren u. d. g. werden„ ſchnurrende Reimen genannt. Ferners„ achten ſie fuͤr einen Fehler/ wann Reim„ woͤrter mit ungleichen Stimmen gebun-„ den werden/ als Gluͤck nnd Strick„ gehoͤrt und gelehrt/ oder wann die„ Schreibung gleich/ aber die Außꝛede in ei-„ nem Lied weich/ in dem andern hart iſt/„ als eine neue Maͤhre/ und eine feine„ Lehre. Die Gebānde ziehen ſie nach„ belieben und haben derſelben uͤber 500.„ unterſchiedliche Arten. Iſt alſo darauß„ zu ſchlieſſen daß die Urheber dieſer Kunſt„ das Reimweſen woll verſtanden/ und„ die Teutſche Sprache bereit vor ſechs-„ hundert und mehr Jahren darin geuͤbet„ worden: nemlich zu Kayſer Otto des„ Groſ-
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Das VII. Cap. Von der Teutſchen
zwey gleiche Woͤrter oder Sylben ein-„
ander folgen/ als daß/ das/ ewig-„
lich/ ich. u. d. g. Oder eine blinde Mei-„
nung oder Wort fuͤhren daß keinen rich-„
tigen Verſtand hat: oder ein halbes„
Wort und die Stimmen zuſammen zie-„
hen/ als wie ſoll wir fuͤr ſollen wir„
gborn fuͤr geboren u. d. g. werden„
ſchnurrende Reimen genannt. Ferners„
achten ſie fuͤr einen Fehler/ wann Reim„
woͤrter mit ungleichen Stimmen gebun-„
den werden/ als Gluͤck nnd Strick„
gehoͤrt und gelehrt/ oder wann die„
Schreibung gleich/ aber die Außꝛede in ei-„
nem Lied weich/ in dem andern hart iſt/„
als eine neue Maͤhre/ und eine feine„
Lehre. Die Gebānde ziehen ſie nach„
belieben und haben derſelben uͤber 500.„
unterſchiedliche Arten. Iſt alſo darauß„
zu ſchlieſſen daß die Urheber dieſer Kunſt„
das Reimweſen woll verſtanden/ und„
die Teutſche Sprache bereit vor ſechs-„
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