Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das II. Cap. Von der Orthographia das ist/ erst vor er ist/ mirst vor mir ist/sist vor sie ist/ derst vor der ist/ sus vor so es/ est vor es ist. Aber heutige Oh- ren sein viel zu zart/ daß sie dergleichen Laut dulden solten. Es ist auch ein gros- ser Unterscheid unter den Dialectis und Mundarten/ nach welchen die Rede und Schreibart solte eingerichtet werden/ wie schon droben gedacht. Dann es sein einige gar zu rau/ und müssen durch- auß nicht zum Muster gesetzet werden. Der Meißner Außrede ist die zierlichste/ aber sie haben auch einige sonderlichkei- ten/ die nicht nachzuahmen sein. An den Meißnern tadelt Scioppius in seinen Con- sultationibus p. 28. dieses: Misnenses o- ptimis ac probatissimis vocabulis ac phra- sibus utuntur: quamvis in pronunciandis diphthongis ac consonantibus nonnullis, risum ceteris Germanis merito debeant verbi gratia cum dicunt: Heebt pro Haubt/ Zeeberer pro Zauberer/ Jod pro Gott/ Gar pro Jahr. Jott jeb euch een jutes naues Gar pro Gott
Das II. Cap. Von der Orthographia das iſt/ erſt vor er iſt/ mirſt vor mir iſt/ſiſt vor ſie iſt/ derſt vor der iſt/ ſus vor ſo es/ eſt vor es iſt. Aber heutige Oh- ren ſein viel zu zart/ daß ſie dergleichen Laut dulden ſolten. Es iſt auch ein groſ- ſer Unterſcheid unter den Dialectis und Mundarten/ nach welchen die Rede und Schreibart ſolte eingerichtet werden/ wie ſchon droben gedacht. Dann es ſein einige gar zu rau/ und muͤſſen durch- auß nicht zum Muſter geſetzet werden. Der Meißner Außrede iſt die zierlichſte/ aber ſie haben auch einige ſonderlichkei- ten/ die nicht nachzuahmen ſein. An den Meißnern tadelt Scioppius in ſeinen Con- ſultationibus p. 28. dieſes: Miſnenſes o- ptimis ac probatiſſimis vocabulis ac phra- ſibus utuntur: quamvis in pronunciandis diphthongis ac conſonantibus nonnullis, riſum ceteris Germanis meritò debeant verbi gratia cum dicunt: Heebt pro Haubt/ Zeeberer pro Zauberer/ Jod pro Gott/ Gar pro Jahr. Jott jeb euch een jutes naues Gar pro Gott
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Das II. Cap. Von der Orthographia
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ſiſt vor ſie iſt/ derſt vor der iſt/ ſus vor
ſo es/ eſt vor es iſt. Aber heutige Oh-
ren ſein viel zu zart/ daß ſie dergleichen
Laut dulden ſolten. Es iſt auch ein groſ-
ſer Unterſcheid unter den Dialectis und
Mundarten/ nach welchen die Rede und
Schreibart ſolte eingerichtet werden/
wie ſchon droben gedacht. Dann es
ſein einige gar zu rau/ und muͤſſen durch-
auß nicht zum Muſter geſetzet werden.
Der Meißner Außrede iſt die zierlichſte/
aber ſie haben auch einige ſonderlichkei-
ten/ die nicht nachzuahmen ſein. An den
Meißnern tadelt Scioppius in ſeinen Con-
ſultationibus p. 28. dieſes: Miſnenſes o-
ptimis ac probatiſſimis vocabulis ac phra-
ſibus utuntur: quamvis in pronunciandis
diphthongis ac conſonantibus nonnullis,
riſum ceteris Germanis meritò debeant
verbi gratia cum dicunt: Heebt pro
Haubt/ Zeeberer pro Zauberer/
Jod pro Gott/ Gar pro Jahr. Jott
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