Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Reimschlüsse. che gebracht/ und eine gelehrte Disserta-tion davon geschrieben/ welcher er unter- schiedliche Exempel anhänget. Worin- nen er von ihren Eygenschafften handelt. Er hält sie vor die schwerste art eines Teutschen Carminis. Sie ist aber wie Herr Weise recht urtheilet sehr leicht und sehr schwer. Leicht/ weil das Madrigal ungebunden ist. Schwer/ weil diese un- gebundene Freyheit mit nachdenckli- chen und scharffsinnigen Reden ersetzet werden muß. Weßhalben auch Hr. Ziegler es für das eintzige genus hält/ so zu den Epigrammatibus. bequem ist/ dann er meinet es sey sehr schwer/ in einer andern Art ein Fpigramma zu verfassen. Wor- in ich gantz andrer Meinung bin Dann ob man zwar ein Epigramma circumscri- ptum, wie ichs nenne/ in einem Madri- gal verfassen kan/ so ist man doch durch die ungleichheit bißweilen mehr gebun- den/ daß man umschweiffe gebrauchen muß/ da man vielleicht in einem andern genere kürtzer zum Ziel treffen könte. Es s s 3
der Reimſchluͤſſe. che gebracht/ und eine gelehrte Diſſerta-tion davon geſchrieben/ welcher er unter- ſchiedliche Exempel anhaͤnget. Worin- nen er von ihren Eygenſchafften handelt. Er haͤlt ſie vor die ſchwerſte art eines Teutſchen Carminis. Sie iſt aber wie Herr Weiſe recht urtheilet ſehr leicht und ſehr ſchwer. Leicht/ weil das Madrigal ungebunden iſt. Schwer/ weil dieſe un- gebundene Freyheit mit nachdenckli- chen und ſcharffſinnigen Reden erſetzet werden muß. Weßhalben auch Hꝛ. Ziegler es fuͤr das eintzige genus haͤlt/ ſo zu den Epigrammatibus. bequem iſt/ dann er meinet es ſey ſehr ſchwer/ in einer andern Art ein Fpigramma zu verfaſſen. Wor- in ich gantz andrer Meinung bin Dann ob man zwar ein Epigramma circumſcri- ptum, wie ichs nenne/ in einem Madri- gal verfaſſen kan/ ſo iſt man doch durch die ungleichheit bißweilen mehr gebun- den/ daß man umſchweiffe gebrauchen muß/ da man vielleicht in einem andern genere kuͤrtzer zum Ziel treffen koͤnte. Es s s 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0657" n="645"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Reimſchluͤſſe.</hi></fw><lb/> che gebracht/ und eine gelehrte <hi rendition="#aq">Diſſerta-<lb/> tion</hi> davon geſchrieben/ welcher er unter-<lb/> ſchiedliche Exempel anhaͤnget. Worin-<lb/> nen er von ihren Eygenſchafften handelt.<lb/> Er haͤlt ſie vor die ſchwerſte art eines<lb/> Teutſchen <hi rendition="#aq">Carminis.</hi> Sie iſt aber wie<lb/> Herr Weiſe recht urtheilet ſehr leicht und<lb/> ſehr ſchwer. Leicht/ weil das <hi rendition="#aq">Madrigal</hi><lb/> ungebunden iſt. Schwer/ weil dieſe un-<lb/> gebundene Freyheit mit nachdenckli-<lb/> chen und ſcharffſinnigen Reden erſetzet<lb/> werden muß. Weßhalben auch Hꝛ. Ziegler<lb/> es fuͤr das eintzige <hi rendition="#aq">genus</hi> haͤlt/ ſo zu den<lb/><hi rendition="#aq">Epigrammatibus.</hi> bequem iſt/ dann er<lb/> meinet es ſey ſehr ſchwer/ in einer andern<lb/> Art ein <hi rendition="#aq">Fpigramma</hi> zu verfaſſen. Wor-<lb/> in ich gantz andrer Meinung bin Dann<lb/> ob man zwar ein <hi rendition="#aq">Epigramma circumſcri-<lb/> ptum,</hi> wie ichs nenne/ in einem <hi rendition="#aq">Madri-<lb/> gal</hi> verfaſſen kan/ ſo iſt man doch durch<lb/> die ungleichheit bißweilen mehr gebun-<lb/> den/ daß man umſchweiffe gebrauchen<lb/> muß/ da man vielleicht in einem andern<lb/><hi rendition="#aq">genere</hi> kuͤrtzer zum Ziel treffen koͤnte.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">s s 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [645/0657]
der Reimſchluͤſſe.
che gebracht/ und eine gelehrte Diſſerta-
tion davon geſchrieben/ welcher er unter-
ſchiedliche Exempel anhaͤnget. Worin-
nen er von ihren Eygenſchafften handelt.
Er haͤlt ſie vor die ſchwerſte art eines
Teutſchen Carminis. Sie iſt aber wie
Herr Weiſe recht urtheilet ſehr leicht und
ſehr ſchwer. Leicht/ weil das Madrigal
ungebunden iſt. Schwer/ weil dieſe un-
gebundene Freyheit mit nachdenckli-
chen und ſcharffſinnigen Reden erſetzet
werden muß. Weßhalben auch Hꝛ. Ziegler
es fuͤr das eintzige genus haͤlt/ ſo zu den
Epigrammatibus. bequem iſt/ dann er
meinet es ſey ſehr ſchwer/ in einer andern
Art ein Fpigramma zu verfaſſen. Wor-
in ich gantz andrer Meinung bin Dann
ob man zwar ein Epigramma circumſcri-
ptum, wie ichs nenne/ in einem Madri-
gal verfaſſen kan/ ſo iſt man doch durch
die ungleichheit bißweilen mehr gebun-
den/ daß man umſchweiffe gebrauchen
muß/ da man vielleicht in einem andern
genere kuͤrtzer zum Ziel treffen koͤnte.
Es
s s 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |