Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das XIII. Cap. Von den noch eins und anders genauer untersu-chen könte. Es ist nicht gnug sinnreiche Beschreibungen zu machen/ sondern man muß nach anleitung eines guten Urthels und der Sachen selbst hierin verfahren. Sonst kan man weit genug gehen/ wann man der Phantasie und denn Worten den Zügel schiessen lassen will. Ein anders ist/ wann man absonderliche Carmina dieser Art macht/ wie Const. Hugenius in seinen Zedeprinten gethan/ und Ca- raffa in einem Buche/ dessen titul: Dicerie Poetiche. Diese sein lusus ingenii, und kan man darin nach belieben verfahren; Aber in einem vollständigen Poemate, muß man allezeit auff das gantze Syste- ma sehen. Von der Außarbeitung eines Carminis an-
Das XIII. Cap. Von den noch eins und anders genauer unterſu-chen koͤnte. Es iſt nicht gnug ſinnreiche Beſchreibungen zu machen/ ſondern man muß nach anleitung eines guten Urthels und der Sachen ſelbſt hierin verfahren. Sonſt kan man weit genug gehen/ wann man der Phantaſie und dēn Worten den Zuͤgel ſchieſſen laſſen will. Ein anders iſt/ wann man abſonderliche Carmina dieſer Art macht/ wie Conſt. Hugenius in ſeinen Zedeprinten gethan/ und Ca- raffa in einem Buche/ deſſen titul: Dicerie Poetiche. Dieſe ſein luſus ingenii, und kan man darin nach belieben verfahren; Aber in einem vollſtaͤndigen Poemate, muß man allezeit auff das gantze Syſte- ma ſehen. Von der Außarbeitung eines Carminis an-
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Das XIII. Cap. Von den
noch eins und anders genauer unterſu-
chen koͤnte. Es iſt nicht gnug ſinnreiche
Beſchreibungen zu machen/ ſondern man
muß nach anleitung eines guten Urthels
und der Sachen ſelbſt hierin verfahren.
Sonſt kan man weit genug gehen/ wann
man der Phantaſie und dēn Worten den
Zuͤgel ſchieſſen laſſen will. Ein anders
iſt/ wann man abſonderliche Carmina
dieſer Art macht/ wie Conſt. Hugenius
in ſeinen Zedeprinten gethan/ und Ca-
raffa in einem Buche/ deſſen titul: Dicerie
Poetiche. Dieſe ſein luſus ingenii, und
kan man darin nach belieben verfahren;
Aber in einem vollſtaͤndigen Poemate,
muß man allezeit auff das gantze Syſte-
ma ſehen.
Von der Außarbeitung eines Carminis
oder von deſſen Zuſammenfuͤgung/ were
noch woll etwas zu ſagē: dañ ob zwar von
der Erfindung noch daß meiſte zu eroͤꝛteꝛn
uͤbrig/ ſo ſpahren wir diß in ein davon
handelndes Latein iſches Buch. Ein gan-
tzes Poema als die Æneis Virgilii hat eine
an-
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