Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das XV. Cap. Von den den alten Teutschen und Gothen hat mandergleichen auff dieselben gemacht. Es muß aber alsdann die Redensart ja so hoch sein/ als in einem rechten Epico Po- emate, und muß mans machen wie Ste- sichorus, davon Quintilianus lib. 10. c. 1. urtheilet/ quod epici carminis onera lyra sustinuerit. In Liebessachen ist dieselbe ungleich/ nach dem die affectus sollen außgedrücket werden. Klagende oder verlangende Oden/ können bißweilen abruptos sensus, tieffsinnige acumina ha- ben/ wie die unvergleichliche erste Ode im fünfften Buch des Flemmings. Scher- tzet man aber/ so muß ein gleicher sty- lus sem/ und sind die acumina von sol- chen fontibus genommen/ die mehr ein lachen/ als verwundern erwecken. Wir haben verschiedene in Teutscher Sprache; die man zum Exempel vorstellen kan. Der grünen Jugend überflüssige Gedan- cken verdienen hierin billig ihr Lob. Just Georg Schochs Lust und Blumengar- ten von hundert Schäffer-Hirten-Liebes- und
Das XV. Cap. Von den den alten Teutſchen und Gothen hat mandergleichen auff dieſelben gemacht. Es muß aber alsdann die Redensart ja ſo hoch ſein/ als in einem rechten Epico Po- emate, und muß mans machen wie Ste- ſichorus, davon Quintilianus lib. 10. c. 1. urtheilet/ quod epici carminis onera lyrâ ſuſtinuerit. In Liebesſachen iſt dieſelbe ungleich/ nach dem die affectus ſollen außgedruͤcket werden. Klagende oder verlangende Oden/ koͤnnen bißweilen abruptos ſenſus, tieffſinnige acumina ha- ben/ wie die unvergleichliche erſte Ode im fuͤnfften Buch des Flemmings. Scher- tzet man aber/ ſo muß ein gleicher ſty- lus ſem/ und ſind die acumina von ſol- chen fontibus genommen/ die mehr ein lachen/ als verwundern erwecken. Wir haben verſchiedene in Teutſcher Sprache; die man zum Exempel vorſtellen kan. Der gruͤnen Jugend uͤberfluͤſſige Gedan- cken verdienen hierin billig ihr Lob. Juſt Georg Schochs Luſt und Blumengar- ten von hundert Schaͤffer-Hirten-Liebes- und
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Das XV. Cap. Von den
den alten Teutſchen und Gothen hat man
dergleichen auff dieſelben gemacht. Es
muß aber alsdann die Redensart ja ſo
hoch ſein/ als in einem rechten Epico Po-
emate, und muß mans machen wie Ste-
ſichorus, davon Quintilianus lib. 10. c. 1.
urtheilet/ quod epici carminis onera lyrâ
ſuſtinuerit. In Liebesſachen iſt dieſelbe
ungleich/ nach dem die affectus ſollen
außgedruͤcket werden. Klagende oder
verlangende Oden/ koͤnnen bißweilen
abruptos ſenſus, tieffſinnige acumina ha-
ben/ wie die unvergleichliche erſte Ode im
fuͤnfften Buch des Flemmings. Scher-
tzet man aber/ ſo muß ein gleicher ſty-
lus ſem/ und ſind die acumina von ſol-
chen fontibus genommen/ die mehr ein
lachen/ als verwundern erwecken. Wir
haben verſchiedene in Teutſcher Sprache;
die man zum Exempel vorſtellen kan.
Der gruͤnen Jugend uͤberfluͤſſige Gedan-
cken verdienen hierin billig ihr Lob. Juſt
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