Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.
Da steckt er nun verändert und verlohren/ So wie der Held von Tethys selbst gebohren/ Da manches Bluht vor Troja eingesenckt/ Da bleibt er nur den Damen eingeschrenkt. Ein Weiberkleid bedeckte seine Thaten/ Er mochte sonst in Unglück sein gerathen/ Der Phryger Volck befand sich woll dabey/ Und blieb in deß vom Tod und Würgen frey. Exemplum eines Sonnets ex Od. 9. Im dem du jetzt das Feld/ o Thaliarchus, siehest Beschleyret von dem Reiff/ so daß der Wald sich lenckt/ Und nirgends eine Fluth für dicken Frost sich schränckt: So ist mein rathen das/ daß du dich nur bemühest Wie du das Holtz zum Feur und lichten Flammen ziehest/ Zapf an ein altes Faß! die Sorg auff Gott gesenckt. Das Laub wird ja nicht stets vom leichten Sturm ge- kränckt Laß heute heute sein/ damit du klüglich fliehest Was Morgen schaden kan. Nim deiner Zeit gewin Und schicke traurig sein zum krummen Alter hin/ Treib deine Ritterspiel und dein verliebtes Singen/ Dein Schertzen mit dem Volck/ das gerne sich versteckt/ Und mit dem Lachen bald sich wiederum entdeckt/ Das darum widerstrebt/ daß man es soll bezwingen. Ex-
Da ſteckt er nun veraͤndert und verlohren/ So wie der Held von Tethys ſelbſt gebohren/ Da manches Bluht vor Troja eingeſenckt/ Da bleibt er nur den Damen eingeſchrenkt. Ein Weiberkleid bedeckte ſeine Thaten/ Er mochte ſonſt in Ungluͤck ſein gerathen/ Der Phryger Volck befand ſich woll dabey/ Und blieb in deß vom Tod und Wuͤrgen frey. Exemplum eines Sonnets ex Od. 9. Im dem du jetzt das Feld/ o Thaliarchus, ſieheſt Beſchleyret von dem Reiff/ ſo daß der Wald ſich lenckt/ Und nirgends eine Fluth fuͤr dicken Froſt ſich ſchraͤnckt: So iſt mein rathen das/ daß du dich nur bemuͤheſt Wie du das Holtz zum Feur und lichten Flammen zieheſt/ Zapf an ein altes Faß! die Sorg auff Gott geſenckt. Das Laub wird ja nicht ſtets vom leichten Sturm ge- kraͤnckt Laß heute heute ſein/ damit du kluͤglich flieheſt Was Morgen ſchaden kan. Nim deiner Zeit gewin Und ſchicke traurig ſein zum krummen Alter hin/ Treib deine Ritterſpiel und dein verliebtes Singen/ Dein Schertzen mit dem Volck/ das gerne ſich verſteckt/ Und mit dem Lachen bald ſich wiederum entdeckt/ Das darum widerſtrebt/ daß man es ſoll bezwingen. Ex-
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Exempel der Reimgebaͤnde.
Wo bleibet ietzt die vielberuͤhmte Krafft/
Die ihm den Sieg ſo oͤffters hat verſchafft?
Da ſteckt er nun veraͤndert und verlohren/
So wie der Held von Tethys ſelbſt gebohren/
Da manches Bluht vor Troja eingeſenckt/
Da bleibt er nur den Damen eingeſchrenkt.
Ein Weiberkleid bedeckte ſeine Thaten/
Er mochte ſonſt in Ungluͤck ſein gerathen/
Der Phryger Volck befand ſich woll dabey/
Und blieb in deß vom Tod und Wuͤrgen frey.
Exemplum eines Sonnets
ex Od. 9.
Im dem du jetzt das Feld/ o Thaliarchus, ſieheſt
Beſchleyret von dem Reiff/ ſo daß der Wald ſich lenckt/
Und nirgends eine Fluth fuͤr dicken Froſt ſich ſchraͤnckt:
So iſt mein rathen das/ daß du dich nur bemuͤheſt
Wie du das Holtz zum Feur und lichten Flammen zieheſt/
Zapf an ein altes Faß! die Sorg auff Gott geſenckt.
Das Laub wird ja nicht ſtets vom leichten Sturm ge-
kraͤnckt
Laß heute heute ſein/ damit du kluͤglich flieheſt
Was Morgen ſchaden kan. Nim deiner Zeit gewin
Und ſchicke traurig ſein zum krummen Alter hin/
Treib deine Ritterſpiel und dein verliebtes Singen/
Dein Schertzen mit dem Volck/ das gerne ſich verſteckt/
Und mit dem Lachen bald ſich wiederum entdeckt/
Das darum widerſtrebt/ daß man es ſoll bezwingen.
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