Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.in Ableitung der Wörter tzame thörichte allusiones an statt gründli-cher Etymologien angenommen/ deren nichtigkeit sich selbst zu Tage leget/ und Anlaß gegeben/ daß viel gelehrte Leute alle Etymologias, als ein ungewisses Ding/ und die auff keinen Vernunfftschlüssen ge- gründet zu verwerffen. Da doch so rich- tige principia darin können gesetzet wer- den/ auß welchen die Ableitung der Wörter folget: wie etwa e corporibus simplicibus & elementis die mista entste- hen/ und findet fast eine demonstratio auch allhie staat/ jedoch so viel die Natur und Beschaffenheit der Dinge zugiebt. Erst- lich ist dieses für einen festen Grund zu- setzen/ daß je einfältiger und gröber eine Sprache/ desto älter und unge- mischter sie sey/ und denen andern vorgehe. Will man nun die Stamm- wörter einer jetzo außgearbeiteten Spra- che suchen/ so muß man nicht zu einer gehen/ die in gleicher Vollkommen- heit ist/ sondern man muß auf dem Lander unter den Bauren/ an Oertern/ da nie- e 3
in Ableitung der Woͤrter tzame thoͤrichte alluſiones an ſtatt gruͤndli-cher Etymologien angenommen/ deren nichtigkeit ſich ſelbſt zu Tage leget/ und Anlaß gegeben/ daß viel gelehrte Leute alle Etymologias, als ein ungewiſſes Ding/ und die auff keinen Vernunfftſchluͤſſen ge- gruͤndet zu verwerffen. Da doch ſo rich- tige principia darin koͤnnen geſetzet wer- den/ auß welchen die Ableitung der Woͤrter folget: wie etwa è corporibus ſimplicibus & elementis die miſta entſte- hen/ und findet faſt eine demonſtratio auch allhie ſtaat/ jedoch ſo viel die Natur und Beſchaffenheit der Dinge zugiebt. Erſt- lich iſt dieſes fuͤr einen feſten Grund zu- ſetzen/ daß je einfaͤltiger und groͤber eine Sprache/ deſto aͤlter und unge- miſchter ſie ſey/ und denen andern vorgehe. Will man nun die Stamm- woͤrter einer jetzo außgearbeiteten Spra- che ſuchen/ ſo muß man nicht zu einer gehen/ die in gleicher Vollkommen- heit iſt/ ſondern man muß auf dem Lander unter den Bauren/ an Oertern/ da nie- e 3
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tzame thoͤrichte alluſiones an ſtatt gruͤndli-
cher Etymologien angenommen/ deren
nichtigkeit ſich ſelbſt zu Tage leget/ und
Anlaß gegeben/ daß viel gelehrte Leute
alle Etymologias, als ein ungewiſſes Ding/
und die auff keinen Vernunfftſchluͤſſen ge-
gruͤndet zu verwerffen. Da doch ſo rich-
tige principia darin koͤnnen geſetzet wer-
den/ auß welchen die Ableitung der
Woͤrter folget: wie etwa è corporibus
ſimplicibus & elementis die miſta entſte-
hen/ und findet faſt eine demonſtratio auch
allhie ſtaat/ jedoch ſo viel die Natur und
Beſchaffenheit der Dinge zugiebt. Erſt-
lich iſt dieſes fuͤr einen feſten Grund zu-
ſetzen/ daß je einfaͤltiger und groͤber
eine Sprache/ deſto aͤlter und unge-
miſchter ſie ſey/ und denen andern
vorgehe. Will man nun die Stamm-
woͤrter einer jetzo außgearbeiteten Spra-
che ſuchen/ ſo muß man nicht zu einer
gehen/ die in gleicher Vollkommen-
heit iſt/ ſondern man muß auf dem
Lander unter den Bauren/ an Oertern/ da
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/81>, abgerufen am 16.02.2025. |