Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.von Vielsylbigen. wegen/ wenn er meinet durch diesen Grundzu erweisen/ daß jemahls Griechen die Oerter bewohnet/ oder sie vor diesem Griechisch geredet hantten. In Germania, sagt er/ non vocabula tantum, sed loca quamplurima nomenclaturam Graecam reddunt. Nos vero Belgae qui vicini & affi- nes, utita dicam, Germanis sumus, annon habuimus olim hanc linguam & reliquias hodie retinemus? Dieses sagt Puteanus und zwar als ein Orator, welcher bißwei- len zu Behauptung seines Satzes/ alles hervorsucht/ was die Sache warschein- lich machen kan. Es beweiset aber die- ses im Gegentheil vielmehr/ daß die Grie- chen von unserer Sprache den Grund ihrer Wörter empfangen/ weil ja auch nicht durch einen Schein kan wahr ge- macht werden/ daß wir von ihnen unse- re Sprache haben/ auch jemahls die ihrige geredet. Was die vorangeregte bekante Wörter anlanget/ so muß man sich ver- wundern/ wann man die Etymologias Gram- maticorum hierüber ansiehet/ daß sie bißhe- ro f 3
von Vielſylbigen. wegen/ weñ er meinet durch dieſen Grundzu erweiſen/ daß jemahls Griechen die Oerter bewohnet/ oder ſie vor dieſem Griechiſch geredet hātten. In Germania, ſagt er/ non vocabula tantum, ſed loca quamplurima nomenclaturam Græcam reddunt. Nos verò Belgæ qui vicini & affi- nes, utita dicam, Germanis ſumus, annon habuimus olim hanc linguam & reliquias hodiè retinemus? Dieſes ſagt Puteanus und zwar als ein Orator, welcher bißwei- len zu Behauptung ſeines Satzes/ alles hervorſucht/ was die Sache warſchein- lich machen kan. Es beweiſet aber die- ſes im Gegentheil vielmehr/ daß die Grie- chen von unſerer Sprache den Grund ihrer Woͤrter empfangen/ weil ja auch nicht durch einen Schein kan wahr ge- macht werden/ daß wir von ihnen unſe- re Sprache haben/ auch jemahls die ihrige geredet. Was die vorangeregte bekante Woͤrter anlanget/ ſo muß man ſich ver- wundeꝛn/ wann man die Etymologias Gram- maticorum hierüber anſiehet/ daß ſie bißhe- ro f 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Vielſylbigen.</hi></fw><lb/> wegen/ weñ er meinet durch dieſen Grund<lb/> zu erweiſen/ daß jemahls Griechen die<lb/> Oerter bewohnet/ oder ſie vor dieſem<lb/> Griechiſch geredet hātten. <hi rendition="#aq">In Germania,</hi><lb/> ſagt er/ <hi rendition="#aq">non vocabula tantum, ſed loca<lb/> quamplurima nomenclaturam Græcam<lb/> reddunt. Nos verò Belgæ qui vicini & affi-<lb/> nes, utita dicam, Germanis ſumus, annon<lb/> habuimus olim hanc linguam & reliquias<lb/> hodiè retinemus?</hi> Dieſes ſagt <hi rendition="#aq">Puteanus</hi><lb/> und zwar als ein <hi rendition="#aq">Orator,</hi> welcher bißwei-<lb/> len zu Behauptung ſeines Satzes/ alles<lb/> hervorſucht/ was die Sache warſchein-<lb/> lich machen kan. Es beweiſet aber die-<lb/> ſes im Gegentheil vielmehr/ daß die Grie-<lb/> chen von unſerer Sprache den Grund<lb/> ihrer Woͤrter empfangen/ weil ja auch<lb/> nicht durch einen Schein kan wahr ge-<lb/> macht werden/ daß wir von ihnen unſe-<lb/> re Sprache haben/ auch jemahls die ihrige<lb/> geredet. Was die vorangeregte bekante<lb/> Woͤrter anlanget/ ſo muß man ſich ver-<lb/> wundeꝛn/ wann man die <hi rendition="#aq">Etymologias Gram-<lb/> maticorum</hi> hierüber anſiehet/ daß ſie bißhe-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ro</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0097]
von Vielſylbigen.
wegen/ weñ er meinet durch dieſen Grund
zu erweiſen/ daß jemahls Griechen die
Oerter bewohnet/ oder ſie vor dieſem
Griechiſch geredet hātten. In Germania,
ſagt er/ non vocabula tantum, ſed loca
quamplurima nomenclaturam Græcam
reddunt. Nos verò Belgæ qui vicini & affi-
nes, utita dicam, Germanis ſumus, annon
habuimus olim hanc linguam & reliquias
hodiè retinemus? Dieſes ſagt Puteanus
und zwar als ein Orator, welcher bißwei-
len zu Behauptung ſeines Satzes/ alles
hervorſucht/ was die Sache warſchein-
lich machen kan. Es beweiſet aber die-
ſes im Gegentheil vielmehr/ daß die Grie-
chen von unſerer Sprache den Grund
ihrer Woͤrter empfangen/ weil ja auch
nicht durch einen Schein kan wahr ge-
macht werden/ daß wir von ihnen unſe-
re Sprache haben/ auch jemahls die ihrige
geredet. Was die vorangeregte bekante
Woͤrter anlanget/ ſo muß man ſich ver-
wundeꝛn/ wann man die Etymologias Gram-
maticorum hierüber anſiehet/ daß ſie bißhe-
ro
f 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |