Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
Den übrigen Theil seiner Anmerkung übergehe ich; denn es ist meine Absicht nicht das zu widerlegen, was gar keinen Einfluß auf meine Behauptungen hat; ich werde daher zur Widerlegung der Einwürfe schreiten, welche in den übrigen Anmerkungen des vorkommen. Herrn M. Es ist vorhin schon ausgeführt worden, daß ein unvollkommenes Bewußtseyn und eine herrschende Einbildungskraft Täuschungen hervorbringen. Die Erfahrung lehrt, daß beide im Traume vorhanden sind; aber ich frage zuförderst nach der Ursache der herrschenden Einbildungskraft in diesem Zustande. Meh-
Den uͤbrigen Theil seiner Anmerkung uͤbergehe ich; denn es ist meine Absicht nicht das zu widerlegen, was gar keinen Einfluß auf meine Behauptungen hat; ich werde daher zur Widerlegung der Einwuͤrfe schreiten, welche in den uͤbrigen Anmerkungen des vorkommen. Herrn M. Es ist vorhin schon ausgefuͤhrt worden, daß ein unvollkommenes Bewußtseyn und eine herrschende Einbildungskraft Taͤuschungen hervorbringen. Die Erfahrung lehrt, daß beide im Traume vorhanden sind; aber ich frage zufoͤrderst nach der Ursache der herrschenden Einbildungskraft in diesem Zustande. Meh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0116" n="114"/><lb/> jektivitaͤt der Jdeen auf dem Bewußtseyn der Selbstmacht, die Association der Jdeen zweckmaͤßig zu bestimmen.« Die Frage, welche ich (8n Bds. 3s Stuͤck S. 18.) aufgeworfen habe, ist diese: »da alle unsre Vorstellungen Beschaffenheiten unsres denkenden <choice><corr>Wesens</corr><sic>Wesen</sic></choice> sind, so fraͤgt es sich: woher kommt es, daß wir irgend etwas als ein Ding ansehn, welches außer uns wirklich, und so wenig von unsrer <hi rendition="#b">Vorstellung</hi> abhaͤngt, daß es noch fortdauern kann, wenn auch wir und unser denkendes Wesen und mit ihm alle unsre Vorstellungen zernichtet werden sollten?« und ich setze jetzt noch hinzu: mit einem Worte, warum sind wir nicht alle erklaͤrte Egoisten? es muß also irgend ein Prinzip vorhanden seyn, welches wenigstens Zweifel gegen den Egoismus erregt. Hat nun <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>H. M.</persName> diese Frage beantwortet? Kann die Selbstmacht eine Wirklichkeit beweisen, die außer uns und von unsrer Selbstmacht ganz unabhaͤngig ist?</p> <p>Den uͤbrigen Theil seiner Anmerkung uͤbergehe ich; denn es ist meine Absicht nicht das zu widerlegen, was gar keinen Einfluß auf meine Behauptungen hat; ich werde daher zur Widerlegung der Einwuͤrfe schreiten, welche in den uͤbrigen Anmerkungen des <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>Herrn M.</persName> vorkommen.</p> <p>Es ist vorhin schon ausgefuͤhrt worden, daß ein unvollkommenes Bewußtseyn und eine herrschende Einbildungskraft Taͤuschungen hervorbringen. Die Erfahrung lehrt, daß beide im Traume vorhanden sind; aber ich frage zufoͤrderst nach der Ursache der herrschenden Einbildungskraft in diesem Zustande. Meh-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0116]
jektivitaͤt der Jdeen auf dem Bewußtseyn der Selbstmacht, die Association der Jdeen zweckmaͤßig zu bestimmen.« Die Frage, welche ich (8n Bds. 3s Stuͤck S. 18.) aufgeworfen habe, ist diese: »da alle unsre Vorstellungen Beschaffenheiten unsres denkenden Wesens sind, so fraͤgt es sich: woher kommt es, daß wir irgend etwas als ein Ding ansehn, welches außer uns wirklich, und so wenig von unsrer Vorstellung abhaͤngt, daß es noch fortdauern kann, wenn auch wir und unser denkendes Wesen und mit ihm alle unsre Vorstellungen zernichtet werden sollten?« und ich setze jetzt noch hinzu: mit einem Worte, warum sind wir nicht alle erklaͤrte Egoisten? es muß also irgend ein Prinzip vorhanden seyn, welches wenigstens Zweifel gegen den Egoismus erregt. Hat nun H. M. diese Frage beantwortet? Kann die Selbstmacht eine Wirklichkeit beweisen, die außer uns und von unsrer Selbstmacht ganz unabhaͤngig ist?
Den uͤbrigen Theil seiner Anmerkung uͤbergehe ich; denn es ist meine Absicht nicht das zu widerlegen, was gar keinen Einfluß auf meine Behauptungen hat; ich werde daher zur Widerlegung der Einwuͤrfe schreiten, welche in den uͤbrigen Anmerkungen des Herrn M. vorkommen.
Es ist vorhin schon ausgefuͤhrt worden, daß ein unvollkommenes Bewußtseyn und eine herrschende Einbildungskraft Taͤuschungen hervorbringen. Die Erfahrung lehrt, daß beide im Traume vorhanden sind; aber ich frage zufoͤrderst nach der Ursache der herrschenden Einbildungskraft in diesem Zustande. Meh-
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