Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="33"/><lb/> Rechten, Guten und Schoͤnen <hi rendition="#b">um des wesentlichen Guten, Wahren und Edeln selbst willen</hi> leitet und antreibt, so findet er, dieser Lauterkeit nach, wahrhaftig Gott in sich, den Geist des Herrn in seinem Herzen, der allein die reine Liebe selbst ist, die unschaͤtzbare lautre ewige Sonne der Gerechtigkeit, Wahrheit und Guͤte, deren Gegenwart durch treue Beobachtung ihrer Lauterkeit unendlich Heil bringt. Die Richtung des Herzens darzu bewahren, und so vor Gott wandeln, ist uͤber alles wichtig. Jn dieser lautern Ruhe von ewig tiefer Grundfeste eroͤffnet sich die Liebe der ewigen Wahrheit um der unendlichen Wahrheit selbst willen, des ewigen vollkommnen Guten und Schoͤnen um des lautern Guten und Schoͤnen selbst willen, das ist die einige vollkommne Liebe, die Vollkommenheit der Liebe selbst, und die erste und ewige wesentliche Regel der Vollkommenheit ist nichts anders als diese reine Liebe selbst, Gott kann keine andre Liebe in sich haben, Gott kann keine andre selbst seyn noch mittheilen von Ewigkeit zu Ewigkeit, und keine Creatur kann sie von sich selber haben noch in sich durch sich selber machen, sondern den lautern Wesenstrieb darzu mit ewigem Wahrheitsgrund nur in sich <hi rendition="#b">finden,</hi> dem sie nur <hi rendition="#b">beizustimmen</hi> und zu folgen hat; wo dann also solche reine Liebe ist, da ist unzweifelhaft Gott selbst, sein ewiges Licht, sein ewiger Geist, dem die Seele nur zu folgen hat, Jhm unumschraͤnkt ergeben zu seyn,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0035]
Rechten, Guten und Schoͤnen um des wesentlichen Guten, Wahren und Edeln selbst willen leitet und antreibt, so findet er, dieser Lauterkeit nach, wahrhaftig Gott in sich, den Geist des Herrn in seinem Herzen, der allein die reine Liebe selbst ist, die unschaͤtzbare lautre ewige Sonne der Gerechtigkeit, Wahrheit und Guͤte, deren Gegenwart durch treue Beobachtung ihrer Lauterkeit unendlich Heil bringt. Die Richtung des Herzens darzu bewahren, und so vor Gott wandeln, ist uͤber alles wichtig. Jn dieser lautern Ruhe von ewig tiefer Grundfeste eroͤffnet sich die Liebe der ewigen Wahrheit um der unendlichen Wahrheit selbst willen, des ewigen vollkommnen Guten und Schoͤnen um des lautern Guten und Schoͤnen selbst willen, das ist die einige vollkommne Liebe, die Vollkommenheit der Liebe selbst, und die erste und ewige wesentliche Regel der Vollkommenheit ist nichts anders als diese reine Liebe selbst, Gott kann keine andre Liebe in sich haben, Gott kann keine andre selbst seyn noch mittheilen von Ewigkeit zu Ewigkeit, und keine Creatur kann sie von sich selber haben noch in sich durch sich selber machen, sondern den lautern Wesenstrieb darzu mit ewigem Wahrheitsgrund nur in sich finden, dem sie nur beizustimmen und zu folgen hat; wo dann also solche reine Liebe ist, da ist unzweifelhaft Gott selbst, sein ewiges Licht, sein ewiger Geist, dem die Seele nur zu folgen hat, Jhm unumschraͤnkt ergeben zu seyn,
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