Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.
"Handelt dieser, der Geschäftsmann, indessen nicht viel edler, daß er jenes größere geistige Vergnügen aufopfert, um die unleugbare Pflicht, durch gesellschaftliche Thätigkeit zur gemeinschaftlichen Glückseeligkeit das Seinige beizutragen, vollkommner zu erfüllen?" (Vollkommner? das Thun mag im äußern sinnlichen Dienste vollständiger, mehr seyn; ob es aber im Geistigen vor Gott vollkommner zugleich erfülle, was göttliche Pflicht für den unsterblichen Nächsten will, ist eine andre Frage. Kann man beides zusammen verbinden und erfüllen, wie man soll, herrlich wohl und gut! wo aber das nicht, so ist doch wohl das rechtschaffne Geistige vor Gott zum Heil des Nächsten unendlich mehr und wichtiger, als alles Sinnliche der Weltdienste, als alle Verzehrung darinn. Was hülfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an meiner Seele? oder ließe alles Geistige in Verderben gehen über meinem Abarbeiten an blos irrdischen Diensten? Jedoch ist jederzeit der geringste Dienst, ganz mit herzlicher Liebe und Ordnung Gottes gethan, wäre es auch nur einen Stein aus dem Weg
»Handelt dieser, der Geschaͤftsmann, indessen nicht viel edler, daß er jenes groͤßere geistige Vergnuͤgen aufopfert, um die unleugbare Pflicht, durch gesellschaftliche Thaͤtigkeit zur gemeinschaftlichen Gluͤckseeligkeit das Seinige beizutragen, vollkommner zu erfuͤllen?« (Vollkommner? das Thun mag im aͤußern sinnlichen Dienste vollstaͤndiger, mehr seyn; ob es aber im Geistigen vor Gott vollkommner zugleich erfuͤlle, was goͤttliche Pflicht fuͤr den unsterblichen Naͤchsten will, ist eine andre Frage. Kann man beides zusammen verbinden und erfuͤllen, wie man soll, herrlich wohl und gut! wo aber das nicht, so ist doch wohl das rechtschaffne Geistige vor Gott zum Heil des Naͤchsten unendlich mehr und wichtiger, als alles Sinnliche der Weltdienste, als alle Verzehrung darinn. Was huͤlfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewoͤnne und naͤhme Schaden an meiner Seele? oder ließe alles Geistige in Verderben gehen uͤber meinem Abarbeiten an blos irrdischen Diensten? Jedoch ist jederzeit der geringste Dienst, ganz mit herzlicher Liebe und Ordnung Gottes gethan, waͤre es auch nur einen Stein aus dem Weg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="44"/><lb/> vielweniger sieht. Jedes Gewicht, auch der einsamsten groͤsten Geistesfreuden in dieser Zeit <hi rendition="#b">hat sein Gegengewicht</hi> der Leiden in dieser Welt, wie Christus auch bis an den Tod des Kreuzes erfahren hat, und Johannes der Taͤufer bis zur Enthauptung.)</p> <p>»Handelt dieser, der Geschaͤftsmann, indessen nicht viel edler, daß er jenes groͤßere geistige Vergnuͤgen aufopfert, um die unleugbare Pflicht, durch gesellschaftliche Thaͤtigkeit zur gemeinschaftlichen Gluͤckseeligkeit das Seinige beizutragen, vollkommner zu erfuͤllen?«</p> <p>(Vollkommner? das Thun mag im aͤußern sinnlichen Dienste vollstaͤndiger, mehr seyn; ob es aber im Geistigen vor Gott vollkommner zugleich erfuͤlle, was goͤttliche Pflicht fuͤr den unsterblichen Naͤchsten will, ist eine andre Frage. Kann man <hi rendition="#b">beides zusammen</hi> verbinden und erfuͤllen, wie man soll, herrlich wohl und gut! wo aber das nicht, so ist doch wohl das rechtschaffne Geistige vor Gott zum Heil des Naͤchsten unendlich mehr und wichtiger, als alles Sinnliche der Weltdienste, als alle Verzehrung darinn. Was huͤlfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewoͤnne und naͤhme Schaden an meiner Seele? oder ließe alles Geistige in Verderben gehen uͤber meinem Abarbeiten an blos irrdischen Diensten? Jedoch ist jederzeit der geringste Dienst, ganz mit herzlicher Liebe und Ordnung Gottes gethan, waͤre es auch nur einen Stein aus dem Weg<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0046]
vielweniger sieht. Jedes Gewicht, auch der einsamsten groͤsten Geistesfreuden in dieser Zeit hat sein Gegengewicht der Leiden in dieser Welt, wie Christus auch bis an den Tod des Kreuzes erfahren hat, und Johannes der Taͤufer bis zur Enthauptung.)
»Handelt dieser, der Geschaͤftsmann, indessen nicht viel edler, daß er jenes groͤßere geistige Vergnuͤgen aufopfert, um die unleugbare Pflicht, durch gesellschaftliche Thaͤtigkeit zur gemeinschaftlichen Gluͤckseeligkeit das Seinige beizutragen, vollkommner zu erfuͤllen?«
(Vollkommner? das Thun mag im aͤußern sinnlichen Dienste vollstaͤndiger, mehr seyn; ob es aber im Geistigen vor Gott vollkommner zugleich erfuͤlle, was goͤttliche Pflicht fuͤr den unsterblichen Naͤchsten will, ist eine andre Frage. Kann man beides zusammen verbinden und erfuͤllen, wie man soll, herrlich wohl und gut! wo aber das nicht, so ist doch wohl das rechtschaffne Geistige vor Gott zum Heil des Naͤchsten unendlich mehr und wichtiger, als alles Sinnliche der Weltdienste, als alle Verzehrung darinn. Was huͤlfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewoͤnne und naͤhme Schaden an meiner Seele? oder ließe alles Geistige in Verderben gehen uͤber meinem Abarbeiten an blos irrdischen Diensten? Jedoch ist jederzeit der geringste Dienst, ganz mit herzlicher Liebe und Ordnung Gottes gethan, waͤre es auch nur einen Stein aus dem Weg
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