Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


dort -- kühleres hier stilleres Wehen: -- stärker dort am scharfen Felsen brechender Tonhall -- leisere hier im niedern Thale fortgehende Tonstimme. Brennendes Blut im männlichen Körper, mit feurigem Aether gekränkter Nervenstern, gehaltvolle Knochensubstanz: weichere Aether im weiblichen, leichteres Blut hinfliessen, nachgebenderer Knochengehalt: -- Ursache und Würkung -- härtere dort auch umrissene -- weichere hier abfliessendere Körperform. Müssen wir vorgebildete ineinander tausendfältig verschlungene Keime denken -- daß die räthselhafte Erscheinung des Geschlechts hervorgehe? -- Es ist ja Alles in der Natur Ein Gang! -- Der Waldstrom bahnt sich das Bette von strauchichten Erdzungen, der wilden schroffe hin und zurück Windende kleine friedliche Bach den gleichen geraden blumichten Erdschooß: -- härterer Stoff und es wird Mann -- weicherer Grundstoff und es wird Weib: der erste Partikel bildet den ganzen sich erhebenden Erdhügel. --

Wie von einem Centro gehet die ganze Form aus -- wo sich Mann und Weib scheidet. Eine Harmonie ist zwischen dem Körper -- Eine gegenseitige Harmonie zwischen dem gegenseitigen Körper der Mannheit und Weibheit. Wäre es nicht Disharmonie, größern Unterschied zwischen diesen zeugenden Theilen zu denken als zwischen der senkrechten mit Protuberanzen sich wölbenden männlichen Kopfform, und dem weichern allmäh-


dort — kuͤhleres hier stilleres Wehen: — staͤrker dort am scharfen Felsen brechender Tonhall — leisere hier im niedern Thale fortgehende Tonstimme. Brennendes Blut im maͤnnlichen Koͤrper, mit feurigem Aether gekraͤnkter Nervenstern, gehaltvolle Knochensubstanz: weichere Aether im weiblichen, leichteres Blut hinfliessen, nachgebenderer Knochengehalt: — Ursache und Wuͤrkung — haͤrtere dort auch umrissene — weichere hier abfliessendere Koͤrperform. Muͤssen wir vorgebildete ineinander tausendfaͤltig verschlungene Keime denken — daß die raͤthselhafte Erscheinung des Geschlechts hervorgehe? — Es ist ja Alles in der Natur Ein Gang! — Der Waldstrom bahnt sich das Bette von strauchichten Erdzungen, der wilden schroffe hin und zuruͤck Windende kleine friedliche Bach den gleichen geraden blumichten Erdschooß: — haͤrterer Stoff und es wird Mann — weicherer Grundstoff und es wird Weib: der erste Partikel bildet den ganzen sich erhebenden Erdhuͤgel. —

Wie von einem Centro gehet die ganze Form aus — wo sich Mann und Weib scheidet. Eine Harmonie ist zwischen dem Koͤrper — Eine gegenseitige Harmonie zwischen dem gegenseitigen Koͤrper der Mannheit und Weibheit. Waͤre es nicht Disharmonie, groͤßern Unterschied zwischen diesen zeugenden Theilen zu denken als zwischen der senkrechten mit Protuberanzen sich woͤlbenden maͤnnlichen Kopfform, und dem weichern allmaͤh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0014" n="14"/><lb/>
dort &#x2014; ku&#x0364;hleres hier                         stilleres Wehen: &#x2014; sta&#x0364;rker dort am scharfen Felsen brechender Tonhall &#x2014;                         leisere hier im niedern Thale fortgehende Tonstimme. Brennendes Blut im                         ma&#x0364;nnlichen Ko&#x0364;rper, mit <choice><corr>feurigem</corr><sic>feurigen</sic></choice> Aether gekra&#x0364;nkter Nervenstern, gehaltvolle                         Knochensubstanz: weichere Aether im weiblichen, leichteres Blut hinfliessen,                         nachgebenderer Knochengehalt: &#x2014; Ursache und Wu&#x0364;rkung &#x2014; ha&#x0364;rtere dort auch                         umrissene &#x2014; weichere hier abfliessendere Ko&#x0364;rperform. Mu&#x0364;ssen wir vorgebildete                         ineinander tausendfa&#x0364;ltig verschlungene Keime denken &#x2014; daß die ra&#x0364;thselhafte                         Erscheinung des Geschlechts hervorgehe? &#x2014; Es ist ja Alles in der Natur Ein                         Gang! &#x2014; Der Waldstrom bahnt sich das Bette von strauchichten Erdzungen, der                         wilden schroffe hin und zuru&#x0364;ck Windende kleine friedliche Bach den gleichen                         geraden blumichten Erdschooß: &#x2014; <hi rendition="#b">ha&#x0364;rterer Stoff und es wird                             Mann &#x2014; weicherer Grundstoff und es wird Weib:</hi> der erste Partikel                         bildet den ganzen sich erhebenden Erdhu&#x0364;gel. &#x2014;</p>
            <p><hi rendition="#b">Wie von einem Centro gehet die ganze Form aus &#x2014; wo sich                             Mann und Weib scheidet.</hi> Eine Harmonie ist zwischen dem Ko&#x0364;rper &#x2014;                         Eine gegenseitige Harmonie zwischen dem gegenseitigen Ko&#x0364;rper der Mannheit                         und Weibheit. Wa&#x0364;re es nicht Disharmonie, gro&#x0364;ßern Unterschied zwischen diesen                         zeugenden Theilen zu denken als zwischen der senkrechten mit Protuberanzen                         sich wo&#x0364;lbenden ma&#x0364;nnlichen Kopfform, und dem weichern allma&#x0364;h-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0014] dort — kuͤhleres hier stilleres Wehen: — staͤrker dort am scharfen Felsen brechender Tonhall — leisere hier im niedern Thale fortgehende Tonstimme. Brennendes Blut im maͤnnlichen Koͤrper, mit feurigem Aether gekraͤnkter Nervenstern, gehaltvolle Knochensubstanz: weichere Aether im weiblichen, leichteres Blut hinfliessen, nachgebenderer Knochengehalt: — Ursache und Wuͤrkung — haͤrtere dort auch umrissene — weichere hier abfliessendere Koͤrperform. Muͤssen wir vorgebildete ineinander tausendfaͤltig verschlungene Keime denken — daß die raͤthselhafte Erscheinung des Geschlechts hervorgehe? — Es ist ja Alles in der Natur Ein Gang! — Der Waldstrom bahnt sich das Bette von strauchichten Erdzungen, der wilden schroffe hin und zuruͤck Windende kleine friedliche Bach den gleichen geraden blumichten Erdschooß: — haͤrterer Stoff und es wird Mann — weicherer Grundstoff und es wird Weib: der erste Partikel bildet den ganzen sich erhebenden Erdhuͤgel. — Wie von einem Centro gehet die ganze Form aus — wo sich Mann und Weib scheidet. Eine Harmonie ist zwischen dem Koͤrper — Eine gegenseitige Harmonie zwischen dem gegenseitigen Koͤrper der Mannheit und Weibheit. Waͤre es nicht Disharmonie, groͤßern Unterschied zwischen diesen zeugenden Theilen zu denken als zwischen der senkrechten mit Protuberanzen sich woͤlbenden maͤnnlichen Kopfform, und dem weichern allmaͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/14
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/14>, abgerufen am 23.11.2024.