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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

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Bilden kann allein der Geist. Dinge der Kunst die nur mittelbare Würkungen des Geistes sind, für lebendige Formen auszugeben, wäre freilich abgeschmackt und lächerlich. Mein Tisch ist als Tisch, meine Kleidung als Kleidung nicht belebt; Da sie aber ihren Stoff aus der Natur haben, so bestehen sie aus lebendigen Theilen. Kein Ding ist so gering und klein, daß nicht Geist in ihm wohnte; und diese geistige Substanz bedarf nur eines schicklichen Verhältnisses, um sich als Pflanze auszubreiten, oder als Thier zu den Gliedern irgend eines regen Leibes zu gelangen. Daraus aber daß in der Natur alles bis zum kleinsten Theile aus Materie und Form besteht, und nichts unbelebt ist, folget noch keinesweges, daß alles was ist, eine thierische Natur oder ein lebendiges Wesen sey. Nicht alle Dinge, welche Seele haben, sind darum, was wir beseelte Wesen nennen. Aber alle besitzen der Substanz nach Seele und Leben; nur sind nicht alle im wirklichen Genuß des Lebens und der Anwendung der Seele."

Dieses stimmt mit Leibnizens Monadologie aufs genaueste überein.

"Jch werde auf diese Materie zurückkommen, und dann ausführlicher von dem Verstande, dem Geiste, der Seele, dem Leben reden; dem Leben, welches alles durchdringt, in allem ist, alle Materie bewegt, ihren Schooß erfüllt, und sich dieselbe unterwirft. Denn die geistige Substanz kann nicht


Bilden kann allein der Geist. Dinge der Kunst die nur mittelbare Wuͤrkungen des Geistes sind, fuͤr lebendige Formen auszugeben, waͤre freilich abgeschmackt und laͤcherlich. Mein Tisch ist als Tisch, meine Kleidung als Kleidung nicht belebt; Da sie aber ihren Stoff aus der Natur haben, so bestehen sie aus lebendigen Theilen. Kein Ding ist so gering und klein, daß nicht Geist in ihm wohnte; und diese geistige Substanz bedarf nur eines schicklichen Verhaͤltnisses, um sich als Pflanze auszubreiten, oder als Thier zu den Gliedern irgend eines regen Leibes zu gelangen. Daraus aber daß in der Natur alles bis zum kleinsten Theile aus Materie und Form besteht, und nichts unbelebt ist, folget noch keinesweges, daß alles was ist, eine thierische Natur oder ein lebendiges Wesen sey. Nicht alle Dinge, welche Seele haben, sind darum, was wir beseelte Wesen nennen. Aber alle besitzen der Substanz nach Seele und Leben; nur sind nicht alle im wirklichen Genuß des Lebens und der Anwendung der Seele.«

Dieses stimmt mit Leibnizens Monadologie aufs genaueste uͤberein.

»Jch werde auf diese Materie zuruͤckkommen, und dann ausfuͤhrlicher von dem Verstande, dem Geiste, der Seele, dem Leben reden; dem Leben, welches alles durchdringt, in allem ist, alle Materie bewegt, ihren Schooß erfuͤllt, und sich dieselbe unterwirft. Denn die geistige Substanz kann nicht

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[68/0068] Bilden kann allein der Geist. Dinge der Kunst die nur mittelbare Wuͤrkungen des Geistes sind, fuͤr lebendige Formen auszugeben, waͤre freilich abgeschmackt und laͤcherlich. Mein Tisch ist als Tisch, meine Kleidung als Kleidung nicht belebt; Da sie aber ihren Stoff aus der Natur haben, so bestehen sie aus lebendigen Theilen. Kein Ding ist so gering und klein, daß nicht Geist in ihm wohnte; und diese geistige Substanz bedarf nur eines schicklichen Verhaͤltnisses, um sich als Pflanze auszubreiten, oder als Thier zu den Gliedern irgend eines regen Leibes zu gelangen. Daraus aber daß in der Natur alles bis zum kleinsten Theile aus Materie und Form besteht, und nichts unbelebt ist, folget noch keinesweges, daß alles was ist, eine thierische Natur oder ein lebendiges Wesen sey. Nicht alle Dinge, welche Seele haben, sind darum, was wir beseelte Wesen nennen. Aber alle besitzen der Substanz nach Seele und Leben; nur sind nicht alle im wirklichen Genuß des Lebens und der Anwendung der Seele.« Dieses stimmt mit Leibnizens Monadologie aufs genaueste uͤberein. »Jch werde auf diese Materie zuruͤckkommen, und dann ausfuͤhrlicher von dem Verstande, dem Geiste, der Seele, dem Leben reden; dem Leben, welches alles durchdringt, in allem ist, alle Materie bewegt, ihren Schooß erfuͤllt, und sich dieselbe unterwirft. Denn die geistige Substanz kann nicht

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/68>, abgerufen am 24.11.2024.