Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


von der materiellen überwunden werden; sondern diese wird vielmehr von jener beherrscht.

Principio caelum ae terras camposque liquentes Lucentemque globum lunae, Titaniaque astra Spiritus intus alit, totamque infusa per artus Mens agitat molem, magno se corpore miscet."

Auch dieses stimmt mit Leibnizens Meinung aufs genaueste überein. Jch will mich daher dabei nicht aufhalten.

"Wenn also Geist, Seele, Leben sich in allen Dingen wieder findet, und, nach Graden, was Wesen hat, davon erfüllt ist: so muß dieser Geist auch die wahrhafte Form aller Dinge und ihre Kraft seyn. Dem Wandel und dem Untergange sind allein die äusserlichen Formen unterworfen, welche nicht Dinge, sondern von dem Dinge sind; nicht Substanzen sondern Beschaffenheiten und Umstände derselben.

Morte carent animae, domibus habitantque receptae Omnia mutantur nihil interit."

Auch nach Leibnitz sind nur die peripathetischen Formen oder Kräfte wahre Substanzen. Die äussern Formen hingegen sind blos ihre Phänomene.



von der materiellen uͤberwunden werden; sondern diese wird vielmehr von jener beherrscht.

Principio caelum ae terras camposque liquentes Lucentemque globum lunae, Titaniaque astra Spiritus intus alit, totamque infusa per artus Mens agitat molem, magno se corpore miscet.«

Auch dieses stimmt mit Leibnizens Meinung aufs genaueste uͤberein. Jch will mich daher dabei nicht aufhalten.

»Wenn also Geist, Seele, Leben sich in allen Dingen wieder findet, und, nach Graden, was Wesen hat, davon erfuͤllt ist: so muß dieser Geist auch die wahrhafte Form aller Dinge und ihre Kraft seyn. Dem Wandel und dem Untergange sind allein die aͤusserlichen Formen unterworfen, welche nicht Dinge, sondern von dem Dinge sind; nicht Substanzen sondern Beschaffenheiten und Umstaͤnde derselben.

Morte carent animae, domibus habitantque receptae Omnia mutantur nihil interit.«

Auch nach Leibnitz sind nur die peripathetischen Formen oder Kraͤfte wahre Substanzen. Die aͤussern Formen hingegen sind blos ihre Phaͤnomene.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0069" n="69"/><lb/>
von der materiellen u&#x0364;berwunden werden; sondern diese wird                         vielmehr von jener beherrscht.</p>
              <cit>
                <quote> <hi rendition="#aq">Principio caelum ae terras camposque liquentes                             Lucentemque globum lunae, Titaniaque astra Spiritus intus alit, totamque                             infusa per artus Mens agitat molem, <choice><corr>magno</corr><sic>totaque verb. nach Originalzitat von                                     Vergil Aen. VI 727</sic></choice> se corpore miscet.«</hi> </quote>
              </cit>
              <p>Auch dieses stimmt mit Leibnizens Meinung aufs genaueste u&#x0364;berein. Jch will                         mich daher dabei nicht aufhalten.</p>
              <p>»Wenn also Geist, Seele, Leben sich in allen Dingen wieder findet, und, nach                         Graden, was Wesen hat, davon erfu&#x0364;llt ist: so muß dieser Geist auch die                         wahrhafte Form aller Dinge und ihre Kraft seyn. Dem Wandel und dem                         Untergange sind allein die a&#x0364;usserlichen Formen unterworfen, welche nicht                         Dinge, sondern von dem Dinge sind; nicht Substanzen sondern Beschaffenheiten                         und Umsta&#x0364;nde derselben.</p>
              <cit>
                <quote> <hi rendition="#aq">Morte carent animae, domibus habitantque                             receptae Omnia mutantur nihil interit.«</hi> </quote>
              </cit>
              <p>Auch nach Leibnitz sind nur die peripathetischen Formen oder Kra&#x0364;fte wahre                         Substanzen. Die a&#x0364;ussern Formen hingegen sind blos ihre <choice><corr>Pha&#x0364;nomene.</corr><sic>Pha&#x0364;nomen.</sic></choice></p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0069] von der materiellen uͤberwunden werden; sondern diese wird vielmehr von jener beherrscht. Principio caelum ae terras camposque liquentes Lucentemque globum lunae, Titaniaque astra Spiritus intus alit, totamque infusa per artus Mens agitat molem, magno se corpore miscet.« Auch dieses stimmt mit Leibnizens Meinung aufs genaueste uͤberein. Jch will mich daher dabei nicht aufhalten. »Wenn also Geist, Seele, Leben sich in allen Dingen wieder findet, und, nach Graden, was Wesen hat, davon erfuͤllt ist: so muß dieser Geist auch die wahrhafte Form aller Dinge und ihre Kraft seyn. Dem Wandel und dem Untergange sind allein die aͤusserlichen Formen unterworfen, welche nicht Dinge, sondern von dem Dinge sind; nicht Substanzen sondern Beschaffenheiten und Umstaͤnde derselben. Morte carent animae, domibus habitantque receptae Omnia mutantur nihil interit.« Auch nach Leibnitz sind nur die peripathetischen Formen oder Kraͤfte wahre Substanzen. Die aͤussern Formen hingegen sind blos ihre Phaͤnomene.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/69
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/69>, abgerufen am 14.05.2024.