Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.Er geht also in das geträumte Haus, kommt die erste Treppe glücklich hinauf, und erinnert sich der ihm gegebenen Warnung bei der zweiten Treppe. Er gerieth wirklich, durch einen Zufall in die Gefahr, herunter zu fallen. Der Bewohner dieser Etage kam ihm entgegen, entschuldigte sich wegen der Eilfertigkeit, womit er auf ihn zulief, durch die Eilfertigkeit seiner Geschäfte. Dieser trug ihm seine Anliegen ohne Umwege vor. Worauf jener: "warum sind sie nicht gestern gekommen? ich habe eine noch größere Summe verliehen, die ich ihnen gern gegeben hätte. Doch da sie jetzt Hülfe brauchen, so will ich denjenigen, dem ich das Geld geliehen habe, und der es jetzt nicht so nöthig hat, zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch Fehlende an der verlangten Summe geben kann." Dies geschahe, und der Mann ward durch seinen Traum, aus seiner Verlegenheit gerissen. Fünften Bandes erstes Stück. 1-8. Gründe wider das Ahndungsgefühl. 1) Streitet ein solches Gefühl mit der natürlichen Entstehungsart unsrer Empfindungen und Vorstellungen, und hebt die Jdentität unseres Erkenntnißvermögens durch eingeschobene Jdeen, auf. Er geht also in das getraͤumte Haus, kommt die erste Treppe gluͤcklich hinauf, und erinnert sich der ihm gegebenen Warnung bei der zweiten Treppe. Er gerieth wirklich, durch einen Zufall in die Gefahr, herunter zu fallen. Der Bewohner dieser Etage kam ihm entgegen, entschuldigte sich wegen der Eilfertigkeit, womit er auf ihn zulief, durch die Eilfertigkeit seiner Geschaͤfte. Dieser trug ihm seine Anliegen ohne Umwege vor. Worauf jener: »warum sind sie nicht gestern gekommen? ich habe eine noch groͤßere Summe verliehen, die ich ihnen gern gegeben haͤtte. Doch da sie jetzt Huͤlfe brauchen, so will ich denjenigen, dem ich das Geld geliehen habe, und der es jetzt nicht so noͤthig hat, zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch Fehlende an der verlangten Summe geben kann.« Dies geschahe, und der Mann ward durch seinen Traum, aus seiner Verlegenheit gerissen. Fuͤnften Bandes erstes Stuͤck. 1-8. Gruͤnde wider das Ahndungsgefuͤhl. 1) Streitet ein solches Gefuͤhl mit der natuͤrlichen Entstehungsart unsrer Empfindungen und Vorstellungen, und hebt die Jdentitaͤt unseres Erkenntnißvermoͤgens durch eingeschobene Jdeen, auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0069" n="69"/><lb/> <p>Er geht also in das getraͤumte Haus, kommt die erste Treppe gluͤcklich hinauf, und erinnert sich der ihm gegebenen Warnung bei der zweiten Treppe.</p> <p>Er gerieth wirklich, durch einen Zufall in die Gefahr, herunter zu fallen. Der Bewohner dieser Etage kam ihm entgegen, entschuldigte sich wegen der Eilfertigkeit, womit er auf ihn zulief, durch die Eilfertigkeit seiner Geschaͤfte.</p> <p>Dieser trug ihm seine Anliegen ohne Umwege vor. Worauf jener: »warum sind sie nicht gestern gekommen? ich habe eine noch groͤßere Summe verliehen, die ich ihnen gern gegeben haͤtte. Doch da sie jetzt Huͤlfe brauchen, so will ich denjenigen, dem ich das Geld geliehen habe, und der es jetzt nicht so noͤthig hat, zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch Fehlende an der verlangten Summe geben kann.«</p> <p>Dies geschahe, und der Mann ward durch seinen Traum, aus seiner Verlegenheit gerissen. </p> </div> </div> <div n="2"> <head><choice><corr>Fuͤnften</corr><sic>Vierten</sic></choice> Bandes erstes Stuͤck.</head><lb/> <div n="3"> <head>1-8.</head><lb/> <p>Gruͤnde wider das <hi rendition="#b">Ahndungsgefuͤhl.</hi> 1) Streitet ein solches Gefuͤhl mit der natuͤrlichen Entstehungsart unsrer Empfindungen und Vorstellungen, und hebt die Jdentitaͤt unseres Erkenntnißvermoͤgens durch eingeschobene Jdeen, auf.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0069]
Er geht also in das getraͤumte Haus, kommt die erste Treppe gluͤcklich hinauf, und erinnert sich der ihm gegebenen Warnung bei der zweiten Treppe.
Er gerieth wirklich, durch einen Zufall in die Gefahr, herunter zu fallen. Der Bewohner dieser Etage kam ihm entgegen, entschuldigte sich wegen der Eilfertigkeit, womit er auf ihn zulief, durch die Eilfertigkeit seiner Geschaͤfte.
Dieser trug ihm seine Anliegen ohne Umwege vor. Worauf jener: »warum sind sie nicht gestern gekommen? ich habe eine noch groͤßere Summe verliehen, die ich ihnen gern gegeben haͤtte. Doch da sie jetzt Huͤlfe brauchen, so will ich denjenigen, dem ich das Geld geliehen habe, und der es jetzt nicht so noͤthig hat, zu bewegen suchen, noch einige Zeit zu warten, weil ich ihm bald das noch Fehlende an der verlangten Summe geben kann.«
Dies geschahe, und der Mann ward durch seinen Traum, aus seiner Verlegenheit gerissen.
Fuͤnften Bandes erstes Stuͤck.
1-8.
Gruͤnde wider das Ahndungsgefuͤhl. 1) Streitet ein solches Gefuͤhl mit der natuͤrlichen Entstehungsart unsrer Empfindungen und Vorstellungen, und hebt die Jdentitaͤt unseres Erkenntnißvermoͤgens durch eingeschobene Jdeen, auf.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |