Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.
Hier kommt es gar nicht darauf an, wie der Neidische und Mißgünstige selbst, sondern wie andere die Vergleichung anstellen, und die Sache beurtheilen. Können sie das besondere Jnteresse entdecken, so nennen sie es Neid, wo nicht, so heißt es Mißgunst, welches letztere des Entgegengesetzte vom Wohlwollen ist, das gleichfalls als uninteressirt vorgestellt wird. Für den Psychologen giebt es so wenig das eine als das andere. -- S. M. An sich ist der Wunsch des Selbstbesitzens nicht allemal mit dem Neide verbunden. Anmerkung. Der Wunsch des Selbstbesitzens der Vorzüge, um derentwillen man einen andern beneidet, ist freilich nicht immer im Bewustseyn mit dem Neide verbunden. Aber ohne alles Jnteresse überhaupt, ist so wenig Neid als Mißgunst möglich. Wie der V. nachher selbst bemerkt. S. M. Der Neid, setzt eine gewisse Gleichheit oder Aehnlichkeit des Standes, der Geburt der Lebensart u.s.w. voraus. -- Die übrigen Bemerkungen des V. sind von der Art, daß sie einem jeden, der
Hier kommt es gar nicht darauf an, wie der Neidische und Mißguͤnstige selbst, sondern wie andere die Vergleichung anstellen, und die Sache beurtheilen. Koͤnnen sie das besondere Jnteresse entdecken, so nennen sie es Neid, wo nicht, so heißt es Mißgunst, welches letztere des Entgegengesetzte vom Wohlwollen ist, das gleichfalls als uninteressirt vorgestellt wird. Fuͤr den Psychologen giebt es so wenig das eine als das andere. — S. M. An sich ist der Wunsch des Selbstbesitzens nicht allemal mit dem Neide verbunden. Anmerkung. Der Wunsch des Selbstbesitzens der Vorzuͤge, um derentwillen man einen andern beneidet, ist freilich nicht immer im Bewustseyn mit dem Neide verbunden. Aber ohne alles Jnteresse uͤberhaupt, ist so wenig Neid als Mißgunst moͤglich. Wie der V. nachher selbst bemerkt. S. M. Der Neid, setzt eine gewisse Gleichheit oder Aehnlichkeit des Standes, der Geburt der Lebensart u.s.w. voraus. — Die uͤbrigen Bemerkungen des V. sind von der Art, daß sie einem jeden, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0078" n="78"/><lb/> entdecken kann.) <hi rendition="#b">Neid</hi> hingegen bedeutet einen Wunsch, daß der andere die Vorzuͤge, die uns mangeln, und in deren gluͤcklichen Besitz er ist, nicht besitzen sollte.</p> <p>Hier kommt es gar <choice><corr>nicht darauf</corr><sic>darauf nicht</sic></choice> an, wie der Neidische und Mißguͤnstige selbst, sondern wie andere die Vergleichung anstellen, und die Sache beurtheilen. Koͤnnen sie das besondere Jnteresse entdecken, so nennen sie es <hi rendition="#b">Neid,</hi> wo nicht, so heißt es <hi rendition="#b">Mißgunst,</hi> welches letztere des Entgegengesetzte vom <hi rendition="#b">Wohlwollen</hi> ist, das gleichfalls als <hi rendition="#b">uninteressirt</hi> vorgestellt wird. Fuͤr den Psychologen giebt es so wenig das eine als das andere. —</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>S. M.</persName> </hi> </p> <p>An sich ist der Wunsch des Selbstbesitzens nicht allemal mit dem Neide verbunden.</p> </div> <div n="4"> <head>Anmerkung.</head><lb/> <p>Der Wunsch des Selbstbesitzens der Vorzuͤge, um derentwillen man einen andern beneidet, ist freilich nicht immer im Bewustseyn mit dem Neide verbunden. Aber ohne alles Jnteresse uͤberhaupt, ist so wenig Neid als Mißgunst moͤglich. Wie der V. nachher selbst bemerkt.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>S. M.</persName> </hi> </p> <p>Der <hi rendition="#b">Neid,</hi> setzt eine gewisse Gleichheit oder Aehnlichkeit des Standes, der Geburt der Lebensart u.s.w. voraus. — Die uͤbrigen Bemerkungen des V. sind von der Art, daß sie einem jeden, der<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0078]
entdecken kann.) Neid hingegen bedeutet einen Wunsch, daß der andere die Vorzuͤge, die uns mangeln, und in deren gluͤcklichen Besitz er ist, nicht besitzen sollte.
Hier kommt es gar nicht darauf an, wie der Neidische und Mißguͤnstige selbst, sondern wie andere die Vergleichung anstellen, und die Sache beurtheilen. Koͤnnen sie das besondere Jnteresse entdecken, so nennen sie es Neid, wo nicht, so heißt es Mißgunst, welches letztere des Entgegengesetzte vom Wohlwollen ist, das gleichfalls als uninteressirt vorgestellt wird. Fuͤr den Psychologen giebt es so wenig das eine als das andere. —
S. M.
An sich ist der Wunsch des Selbstbesitzens nicht allemal mit dem Neide verbunden.
Anmerkung.
Der Wunsch des Selbstbesitzens der Vorzuͤge, um derentwillen man einen andern beneidet, ist freilich nicht immer im Bewustseyn mit dem Neide verbunden. Aber ohne alles Jnteresse uͤberhaupt, ist so wenig Neid als Mißgunst moͤglich. Wie der V. nachher selbst bemerkt.
S. M.
Der Neid, setzt eine gewisse Gleichheit oder Aehnlichkeit des Standes, der Geburt der Lebensart u.s.w. voraus. — Die uͤbrigen Bemerkungen des V. sind von der Art, daß sie einem jeden, der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |