Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.
75-77. Der Herzog von .... hatte im Jahre ... in der .... Nacht die Ahndung im Traume: Es würde ihm am folgenden Tage ein fürchterliches Unglück begegnen. Dieser Traum wurde genau ein Jahr nachher durch den plötzlichen Tod seiner Gemahlin erfüllt. 77-82. Wird das solamen miseris socios habere malorum, als ein merkwürdiges psychologisches Phänomen aufgestellt, und aus der Zerstreuung, die das Gefühl des Mitleidens mit andern in uns verursacht, erklärt. Jch halte dieses für kein sonderliches psychologisches Phänomen, und glaube, die Erklärung davon liege uns weit näher in der Erhöhung der Vorstellung unsers Unglücks durch den Kontrast in Vergleichung mit dem Glücke anderer. Sind also mehrere mit uns gleich unglücklich, so fällt dieser Kontrast weg, und dadurch wird das Gefühl unsers Unglücks erleichtert. S. M.
75-77. Der Herzog von .... hatte im Jahre ... in der .... Nacht die Ahndung im Traume: Es wuͤrde ihm am folgenden Tage ein fuͤrchterliches Ungluͤck begegnen. Dieser Traum wurde genau ein Jahr nachher durch den ploͤtzlichen Tod seiner Gemahlin erfuͤllt. 77-82. Wird das solamen miseris socios habere malorum, als ein merkwuͤrdiges psychologisches Phaͤnomen aufgestellt, und aus der Zerstreuung, die das Gefuͤhl des Mitleidens mit andern in uns verursacht, erklaͤrt. Jch halte dieses fuͤr kein sonderliches psychologisches Phaͤnomen, und glaube, die Erklaͤrung davon liege uns weit naͤher in der Erhoͤhung der Vorstellung unsers Ungluͤcks durch den Kontrast in Vergleichung mit dem Gluͤcke anderer. Sind also mehrere mit uns gleich ungluͤcklich, so faͤllt dieser Kontrast weg, und dadurch wird das Gefuͤhl unsers Ungluͤcks erleichtert. S. M. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0079" n="79"/><lb/> daruͤber nachdenkt, leicht in die Augen fallen. Verdienen also keine besondere Eroͤrterung.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head>75-77.</head><lb/> <p>Der Herzog von .... hatte im Jahre ... in der .... Nacht die Ahndung im Traume: <hi rendition="#b">Es wuͤrde ihm am folgenden Tage ein fuͤrchterliches Ungluͤck begegnen.</hi> Dieser Traum wurde genau ein Jahr nachher durch den ploͤtzlichen Tod seiner Gemahlin erfuͤllt.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> <div n="3"> <head>77-82. </head><lb/> <p>Wird das <hi rendition="#aq">solamen miseris socios habere malorum,</hi> als ein merkwuͤrdiges psychologisches Phaͤnomen aufgestellt, und aus der Zerstreuung, die das Gefuͤhl des Mitleidens mit andern in uns verursacht, erklaͤrt.</p> <p>Jch halte dieses fuͤr kein sonderliches psychologisches Phaͤnomen, und glaube, die Erklaͤrung davon liege uns weit naͤher in der Erhoͤhung der Vorstellung unsers Ungluͤcks durch den <hi rendition="#b">Kontrast</hi> in Vergleichung mit dem Gluͤcke anderer. Sind also mehrere mit uns gleich ungluͤcklich, so faͤllt dieser <hi rendition="#b">Kontrast</hi> weg, und dadurch wird das Gefuͤhl unsers Ungluͤcks erleichtert.</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>S. M.</persName> </hi> </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0079]
daruͤber nachdenkt, leicht in die Augen fallen. Verdienen also keine besondere Eroͤrterung.
75-77.
Der Herzog von .... hatte im Jahre ... in der .... Nacht die Ahndung im Traume: Es wuͤrde ihm am folgenden Tage ein fuͤrchterliches Ungluͤck begegnen. Dieser Traum wurde genau ein Jahr nachher durch den ploͤtzlichen Tod seiner Gemahlin erfuͤllt.
77-82.
Wird das solamen miseris socios habere malorum, als ein merkwuͤrdiges psychologisches Phaͤnomen aufgestellt, und aus der Zerstreuung, die das Gefuͤhl des Mitleidens mit andern in uns verursacht, erklaͤrt.
Jch halte dieses fuͤr kein sonderliches psychologisches Phaͤnomen, und glaube, die Erklaͤrung davon liege uns weit naͤher in der Erhoͤhung der Vorstellung unsers Ungluͤcks durch den Kontrast in Vergleichung mit dem Gluͤcke anderer. Sind also mehrere mit uns gleich ungluͤcklich, so faͤllt dieser Kontrast weg, und dadurch wird das Gefuͤhl unsers Ungluͤcks erleichtert.
S. M.
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