Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.Eben dieser Mann fuhr einst mit mehrern Passagieren auf der Post. Gegen Abend waren alle eingeschlafen. Die sich selbst überlassenen Pferde kamen aus dem Wege. Der Wagen war schon auf dem Punkt in einen See hinabzustürzen. Dieser Mann schlief ziemlich fest, und es kam ihm im Traume vor, als ob ihn jemand mit Gewalt rüttelte, daß er geschwind aufwachen möchte. Er erwachte auch wirklich, und sahe die Gefahr, worin sie alle schwebten, hielt die Pferde an, und rettete sich und die ganze Gesellschaft. Ein Student wollte nach H... reiten. Die Nacht vorher träumte ihm, daß er die Gegend bei der S... Fähre erblickte, und von einem Jäger durch den Kopf geschossen würde. Als er nachher wirklich an die Fähre kam, erzählte er seinen Begleitern den Traum, die aber darauf nicht achteten. Sie kamen glücklich hinüber, gelangten in H.. an, wo sie sich einige Tage aufhielten. Sie kehrten zurück, und mußten wieder über die Fähre. Der Student blieb zu Pferde sitzen, und hinter ihm stieg ein Jäger mit einer Flinte hinein. Dieser sahe eine Elster übers Wasser fliegen, und wollte sie im Fluge schießen. Der Student, dessen Pferd etwas schüchtern war, wollte erst absteigen. Jener aber schoß zu, und sogleich sprang des Studenten Pferd in den Fluß hinein, so daß er kaum mit vieler Mühe gerettet wurde. Eben dieser Mann fuhr einst mit mehrern Passagieren auf der Post. Gegen Abend waren alle eingeschlafen. Die sich selbst uͤberlassenen Pferde kamen aus dem Wege. Der Wagen war schon auf dem Punkt in einen See hinabzustuͤrzen. Dieser Mann schlief ziemlich fest, und es kam ihm im Traume vor, als ob ihn jemand mit Gewalt ruͤttelte, daß er geschwind aufwachen moͤchte. Er erwachte auch wirklich, und sahe die Gefahr, worin sie alle schwebten, hielt die Pferde an, und rettete sich und die ganze Gesellschaft. Ein Student wollte nach H... reiten. Die Nacht vorher traͤumte ihm, daß er die Gegend bei der S... Faͤhre erblickte, und von einem Jaͤger durch den Kopf geschossen wuͤrde. Als er nachher wirklich an die Faͤhre kam, erzaͤhlte er seinen Begleitern den Traum, die aber darauf nicht achteten. Sie kamen gluͤcklich hinuͤber, gelangten in H.. an, wo sie sich einige Tage aufhielten. Sie kehrten zuruͤck, und mußten wieder uͤber die Faͤhre. Der Student blieb zu Pferde sitzen, und hinter ihm stieg ein Jaͤger mit einer Flinte hinein. Dieser sahe eine Elster uͤbers Wasser fliegen, und wollte sie im Fluge schießen. Der Student, dessen Pferd etwas schuͤchtern war, wollte erst absteigen. Jener aber schoß zu, und sogleich sprang des Studenten Pferd in den Fluß hinein, so daß er kaum mit vieler Muͤhe gerettet wurde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0082" n="82"/><lb/> <p>Eben dieser Mann fuhr einst mit mehrern Passagieren auf der Post. Gegen Abend waren alle eingeschlafen. Die sich selbst uͤberlassenen Pferde kamen aus dem Wege. Der Wagen war schon auf dem Punkt in einen See hinabzustuͤrzen. Dieser Mann schlief ziemlich fest, und es kam ihm im Traume vor, als ob ihn jemand mit Gewalt ruͤttelte, daß er geschwind aufwachen moͤchte.</p> <p>Er erwachte auch wirklich, und sahe die Gefahr, worin sie alle schwebten, hielt die Pferde an, und rettete sich und die ganze Gesellschaft.</p> <p>Ein Student wollte nach H... reiten. Die Nacht vorher traͤumte ihm, daß er die Gegend bei der S... Faͤhre erblickte, und von einem Jaͤger durch den Kopf geschossen wuͤrde.</p> <p>Als er nachher wirklich an die Faͤhre kam, erzaͤhlte er seinen Begleitern den Traum, die aber darauf nicht achteten.</p> <p>Sie kamen gluͤcklich hinuͤber, gelangten in H.. an, wo sie sich einige Tage aufhielten. </p> <p>Sie kehrten zuruͤck, und mußten wieder uͤber die Faͤhre. Der Student blieb zu Pferde sitzen, und hinter ihm stieg ein Jaͤger mit einer Flinte hinein. Dieser sahe eine Elster uͤbers Wasser fliegen, und wollte sie im Fluge schießen. Der Student, dessen Pferd etwas schuͤchtern war, wollte erst absteigen. Jener aber schoß zu, und sogleich sprang des Studenten Pferd in den Fluß hinein, so daß er kaum mit vieler Muͤhe gerettet wurde.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0082]
Eben dieser Mann fuhr einst mit mehrern Passagieren auf der Post. Gegen Abend waren alle eingeschlafen. Die sich selbst uͤberlassenen Pferde kamen aus dem Wege. Der Wagen war schon auf dem Punkt in einen See hinabzustuͤrzen. Dieser Mann schlief ziemlich fest, und es kam ihm im Traume vor, als ob ihn jemand mit Gewalt ruͤttelte, daß er geschwind aufwachen moͤchte.
Er erwachte auch wirklich, und sahe die Gefahr, worin sie alle schwebten, hielt die Pferde an, und rettete sich und die ganze Gesellschaft.
Ein Student wollte nach H... reiten. Die Nacht vorher traͤumte ihm, daß er die Gegend bei der S... Faͤhre erblickte, und von einem Jaͤger durch den Kopf geschossen wuͤrde.
Als er nachher wirklich an die Faͤhre kam, erzaͤhlte er seinen Begleitern den Traum, die aber darauf nicht achteten.
Sie kamen gluͤcklich hinuͤber, gelangten in H.. an, wo sie sich einige Tage aufhielten.
Sie kehrten zuruͤck, und mußten wieder uͤber die Faͤhre. Der Student blieb zu Pferde sitzen, und hinter ihm stieg ein Jaͤger mit einer Flinte hinein. Dieser sahe eine Elster uͤbers Wasser fliegen, und wollte sie im Fluge schießen. Der Student, dessen Pferd etwas schuͤchtern war, wollte erst absteigen. Jener aber schoß zu, und sogleich sprang des Studenten Pferd in den Fluß hinein, so daß er kaum mit vieler Muͤhe gerettet wurde.
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