Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Uebrigens hält er auf Ordnung, und scheint bei einem guten Kopf viel Fleiß und Trieb zu bekommen. Es kömmt darauf an, daß seine Aufmerksamkeit mehr geschärft, auf mehr Gegenstände gerichtet wird: so wird er immer im Fache der Gelehrsamkeit sehr brauchbar seyn können. Sein Ehrtrieb würde bei gehöriger Einschränkung rühmlich und nützlich seyn; aber ohne weise Mäßigung des Lobes bei ihm, ohne zu rechter Zeit angebrachten Tadel könnte dieser Trieb, der bei ihm nicht klein ist, einen stolzen, rechthaberischen und heftigen Menschen verkündigen. Seine kleine, leidenschaftliche Hitze wird ihn wahrscheinlich manche zu rasche That bereuen lassen; aber seine Güte des Herzens wird hoffentlich verursachen, daß er nicht lange fehlt, und daß er vielleicht überall einen festen und sanften Karakter bekommt. Es wäre wünschenswerth, wenn man lauter Betrachtungen, wie die vorhergehenden bei einer
Uebrigens haͤlt er auf Ordnung, und scheint bei einem guten Kopf viel Fleiß und Trieb zu bekommen. Es koͤmmt darauf an, daß seine Aufmerksamkeit mehr geschaͤrft, auf mehr Gegenstaͤnde gerichtet wird: so wird er immer im Fache der Gelehrsamkeit sehr brauchbar seyn koͤnnen. Sein Ehrtrieb wuͤrde bei gehoͤriger Einschraͤnkung ruͤhmlich und nuͤtzlich seyn; aber ohne weise Maͤßigung des Lobes bei ihm, ohne zu rechter Zeit angebrachten Tadel koͤnnte dieser Trieb, der bei ihm nicht klein ist, einen stolzen, rechthaberischen und heftigen Menschen verkuͤndigen. Seine kleine, leidenschaftliche Hitze wird ihn wahrscheinlich manche zu rasche That bereuen lassen; aber seine Guͤte des Herzens wird hoffentlich verursachen, daß er nicht lange fehlt, und daß er vielleicht uͤberall einen festen und sanften Karakter bekommt. Es waͤre wuͤnschenswerth, wenn man lauter Betrachtungen, wie die vorhergehenden bei einer <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0121" n="114"/><lb/> Schulstunden setzt er ihn daruͤber zur Rede und schlaͤgt ihm auf die Backe. Aber gleich reut es ihn, und, sicher mehr, weil es ihm leid ist, als weil er Strafe befuͤrchtet, giebt er fuͤr den kleinen Schmerz so viel Geschenke, als er von seinen Spielsachen bei sich hatte. </p> <p>Uebrigens haͤlt er auf Ordnung, und scheint bei einem guten Kopf viel Fleiß und Trieb zu bekommen. Es koͤmmt darauf an, daß seine Aufmerksamkeit mehr geschaͤrft, auf mehr Gegenstaͤnde gerichtet wird: so wird er immer im Fache der Gelehrsamkeit sehr brauchbar seyn koͤnnen. </p> <p>Sein Ehrtrieb wuͤrde bei gehoͤriger Einschraͤnkung ruͤhmlich und nuͤtzlich seyn; aber ohne weise Maͤßigung des Lobes bei ihm, ohne zu rechter Zeit angebrachten Tadel koͤnnte dieser Trieb, der bei ihm nicht klein ist, einen stolzen, rechthaberischen und heftigen Menschen verkuͤndigen. </p> <p>Seine kleine, leidenschaftliche Hitze wird ihn wahrscheinlich manche zu rasche That bereuen lassen; aber seine Guͤte des Herzens wird hoffentlich verursachen, daß er nicht lange fehlt, und daß er vielleicht uͤberall einen festen und sanften Karakter bekommt. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Es waͤre wuͤnschenswerth, wenn man lauter Betrachtungen, wie die vorhergehenden bei einer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0121]
Schulstunden setzt er ihn daruͤber zur Rede und schlaͤgt ihm auf die Backe. Aber gleich reut es ihn, und, sicher mehr, weil es ihm leid ist, als weil er Strafe befuͤrchtet, giebt er fuͤr den kleinen Schmerz so viel Geschenke, als er von seinen Spielsachen bei sich hatte.
Uebrigens haͤlt er auf Ordnung, und scheint bei einem guten Kopf viel Fleiß und Trieb zu bekommen. Es koͤmmt darauf an, daß seine Aufmerksamkeit mehr geschaͤrft, auf mehr Gegenstaͤnde gerichtet wird: so wird er immer im Fache der Gelehrsamkeit sehr brauchbar seyn koͤnnen.
Sein Ehrtrieb wuͤrde bei gehoͤriger Einschraͤnkung ruͤhmlich und nuͤtzlich seyn; aber ohne weise Maͤßigung des Lobes bei ihm, ohne zu rechter Zeit angebrachten Tadel koͤnnte dieser Trieb, der bei ihm nicht klein ist, einen stolzen, rechthaberischen und heftigen Menschen verkuͤndigen.
Seine kleine, leidenschaftliche Hitze wird ihn wahrscheinlich manche zu rasche That bereuen lassen; aber seine Guͤte des Herzens wird hoffentlich verursachen, daß er nicht lange fehlt, und daß er vielleicht uͤberall einen festen und sanften Karakter bekommt.
Es waͤre wuͤnschenswerth, wenn man lauter Betrachtungen, wie die vorhergehenden bei einer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |