Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite


Menge von Kindern und Knaben anstellen könnte; aber man muß die Menschen überhaupt, und auch schon die jüngern Menschen nehmen, wie sie sind.

*** ist ungefähr funfzehn bis sechzehn Jahr alt. Seine Anlagen sind durchaus gemein und unbedeutend. Sein Fleiß ist seinen Anlagen völlig gleich, und sein Herz scheint ganz ohne Gefühl zu seyn.

Seine Miene verspricht einen Menschen, der über alles weg ist, den weder Freude noch Schmerz; aber auch weder Gutes noch Böses rührt.

Er scheint gar kein Jnteresse für irgend eine Sache zu haben, und es ist ihm völlig einerlei, ob er auf eine Frage Antwort geben kann, oder nicht. Völlig gleichgültig gegen Lob und Tadel ändert er auch da keine Miene. Das erste ist ihm von keiner Erheblichkeit, ist für ihn keine Aufmunterung; das letzte hat für ihn kein Gewicht, ist für ihn keine Schande. Und so läßt er freilich wenig oder gar keine Hofnung von sich machen.

Sein Gang, seine ganze Stellung ist schleppend, und einerlei da sich seine Seele mit nichts Reellen und Wichtigen beschäftigt: so ist er immer unruhig, er ist es aber mehr insgeheim, als öffentlich.

Alles ist bei ihm Nachäffung und Billigung dessen, was er bei andern sieht. Tücke und Bos-


Menge von Kindern und Knaben anstellen koͤnnte; aber man muß die Menschen uͤberhaupt, und auch schon die juͤngern Menschen nehmen, wie sie sind.

*** ist ungefaͤhr funfzehn bis sechzehn Jahr alt. Seine Anlagen sind durchaus gemein und unbedeutend. Sein Fleiß ist seinen Anlagen voͤllig gleich, und sein Herz scheint ganz ohne Gefuͤhl zu seyn.

Seine Miene verspricht einen Menschen, der uͤber alles weg ist, den weder Freude noch Schmerz; aber auch weder Gutes noch Boͤses ruͤhrt.

Er scheint gar kein Jnteresse fuͤr irgend eine Sache zu haben, und es ist ihm voͤllig einerlei, ob er auf eine Frage Antwort geben kann, oder nicht. Voͤllig gleichguͤltig gegen Lob und Tadel aͤndert er auch da keine Miene. Das erste ist ihm von keiner Erheblichkeit, ist fuͤr ihn keine Aufmunterung; das letzte hat fuͤr ihn kein Gewicht, ist fuͤr ihn keine Schande. Und so laͤßt er freilich wenig oder gar keine Hofnung von sich machen.

Sein Gang, seine ganze Stellung ist schleppend, und einerlei da sich seine Seele mit nichts Reellen und Wichtigen beschaͤftigt: so ist er immer unruhig, er ist es aber mehr insgeheim, als oͤffentlich.

Alles ist bei ihm Nachaͤffung und Billigung dessen, was er bei andern sieht. Tuͤcke und Bos-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0122" n="115"/><lb/>
Menge von Kindern und Knaben anstellen ko&#x0364;nnte; aber                         man muß die Menschen u&#x0364;berhaupt, und auch schon die ju&#x0364;ngern Menschen nehmen,                         wie sie sind. </p>
          <p>*** ist ungefa&#x0364;hr funfzehn bis sechzehn Jahr alt. Seine Anlagen sind durchaus                         gemein und unbedeutend. Sein Fleiß ist seinen Anlagen vo&#x0364;llig gleich, und                         sein Herz scheint ganz ohne Gefu&#x0364;hl zu seyn. </p>
          <p>Seine Miene verspricht einen Menschen, der u&#x0364;ber alles weg ist, den weder                         Freude noch Schmerz; aber auch weder Gutes noch Bo&#x0364;ses ru&#x0364;hrt. </p>
          <p>Er scheint gar kein Jnteresse fu&#x0364;r irgend eine Sache zu haben, und es ist ihm                         vo&#x0364;llig einerlei, ob er auf eine Frage Antwort geben kann, oder nicht. Vo&#x0364;llig                         gleichgu&#x0364;ltig gegen Lob und Tadel a&#x0364;ndert er auch da keine Miene. Das erste                         ist ihm von keiner Erheblichkeit, ist fu&#x0364;r ihn keine Aufmunterung; das letzte                         hat fu&#x0364;r ihn kein Gewicht, ist fu&#x0364;r ihn keine Schande. Und so la&#x0364;ßt er freilich                         wenig oder gar keine Hofnung von sich machen. </p>
          <p>Sein Gang, seine ganze Stellung ist schleppend, und einerlei da sich seine                         Seele mit nichts Reellen und Wichtigen bescha&#x0364;ftigt: so ist er immer unruhig,                         er ist es aber mehr insgeheim, als o&#x0364;ffentlich. </p>
          <p>Alles ist bei ihm Nacha&#x0364;ffung und Billigung dessen, was er bei andern sieht.                         Tu&#x0364;cke und Bos-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0122] Menge von Kindern und Knaben anstellen koͤnnte; aber man muß die Menschen uͤberhaupt, und auch schon die juͤngern Menschen nehmen, wie sie sind. *** ist ungefaͤhr funfzehn bis sechzehn Jahr alt. Seine Anlagen sind durchaus gemein und unbedeutend. Sein Fleiß ist seinen Anlagen voͤllig gleich, und sein Herz scheint ganz ohne Gefuͤhl zu seyn. Seine Miene verspricht einen Menschen, der uͤber alles weg ist, den weder Freude noch Schmerz; aber auch weder Gutes noch Boͤses ruͤhrt. Er scheint gar kein Jnteresse fuͤr irgend eine Sache zu haben, und es ist ihm voͤllig einerlei, ob er auf eine Frage Antwort geben kann, oder nicht. Voͤllig gleichguͤltig gegen Lob und Tadel aͤndert er auch da keine Miene. Das erste ist ihm von keiner Erheblichkeit, ist fuͤr ihn keine Aufmunterung; das letzte hat fuͤr ihn kein Gewicht, ist fuͤr ihn keine Schande. Und so laͤßt er freilich wenig oder gar keine Hofnung von sich machen. Sein Gang, seine ganze Stellung ist schleppend, und einerlei da sich seine Seele mit nichts Reellen und Wichtigen beschaͤftigt: so ist er immer unruhig, er ist es aber mehr insgeheim, als oͤffentlich. Alles ist bei ihm Nachaͤffung und Billigung dessen, was er bei andern sieht. Tuͤcke und Bos-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/122
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/122>, abgerufen am 23.11.2024.