Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
Den 23sten hatte alles schon eine ernsthaftere Gestalt, obschon ich mich aufmachte und in der Stube herumtaumelte; obschon ich in einer Gesellschaft von Freunden verschiedentlich scherzte, und sie zum Lachen brachte, so muß meinem Arzte doch sehr bange gewesen seyn. Jch finde, daß er mir denselben Tag drei ganz heterogene Rezepte verschrieben: einen Laxiertrank, eine starke Potion aus dem mindererischen Geist, und eine Emulsion. Sie wissen wohl, wie es um unsre Kranken steht, wenn die Umstände so hartmäulig sind, und uns so oft von unsrem vorgesetzten Weg abführen, uns bald im Kreise, bald nach entgegengesetzten Queerstrassen hinschleppen. Jn der That wie ich jetzt höre, hat mein einsichtsvoller Freund diesen Tag bereits die ganze künftige Krankheit vorausgesehn, und nicht nur sie, sondern auch ihren schlimmen Ausgang allenthalben kund gemacht. Gegen Abend ward ich ganz kraftlos, von vielen Freunden ins Bette gebracht. Die Nacht war wie die vorhergehenden Nächte, schlafloß und quaalvoll. Zu meinen vorigen Wächtern kam noch M.. und H..
Den 23sten hatte alles schon eine ernsthaftere Gestalt, obschon ich mich aufmachte und in der Stube herumtaumelte; obschon ich in einer Gesellschaft von Freunden verschiedentlich scherzte, und sie zum Lachen brachte, so muß meinem Arzte doch sehr bange gewesen seyn. Jch finde, daß er mir denselben Tag drei ganz heterogene Rezepte verschrieben: einen Laxiertrank, eine starke Potion aus dem mindererischen Geist, und eine Emulsion. Sie wissen wohl, wie es um unsre Kranken steht, wenn die Umstaͤnde so hartmaͤulig sind, und uns so oft von unsrem vorgesetzten Weg abfuͤhren, uns bald im Kreise, bald nach entgegengesetzten Queerstrassen hinschleppen. Jn der That wie ich jetzt hoͤre, hat mein einsichtsvoller Freund diesen Tag bereits die ganze kuͤnftige Krankheit vorausgesehn, und nicht nur sie, sondern auch ihren schlimmen Ausgang allenthalben kund gemacht. Gegen Abend ward ich ganz kraftlos, von vielen Freunden ins Bette gebracht. Die Nacht war wie die vorhergehenden Naͤchte, schlafloß und quaalvoll. Zu meinen vorigen Waͤchtern kam noch M.. und H.. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0055" n="51"/><lb/> Gardinenbett aus der Schlafstube in mein Studierzimmer, es wurde an die Stelle des Tisches am Buͤcherschranken gestellt, (ich erwaͤhne mit Bedacht diese Kleinigkeiten, denn die waren in der Folge meiner Krankheit von vielem Einflusse) wo ich die vierte Nacht hoͤchstelend durchwachte. Meine F.., A.. und C.. waren meine Huͤter. </p> <p>Den 23sten hatte alles schon eine ernsthaftere Gestalt, obschon ich mich aufmachte und in der Stube herumtaumelte; obschon ich in einer Gesellschaft von Freunden verschiedentlich scherzte, und sie zum Lachen brachte, so muß meinem Arzte doch sehr bange gewesen seyn. Jch finde, daß er mir denselben Tag drei ganz heterogene Rezepte verschrieben: einen <hi rendition="#b">Laxiertrank,</hi> eine starke Potion aus dem <hi rendition="#b">mindererischen Geist,</hi> und eine <hi rendition="#b">Emulsion.</hi> Sie wissen wohl, wie es um unsre Kranken steht, wenn die Umstaͤnde so hartmaͤulig sind, und uns so oft von unsrem vorgesetzten Weg abfuͤhren, uns bald im Kreise, bald nach entgegengesetzten Queerstrassen hinschleppen. Jn der That wie ich jetzt hoͤre, hat mein einsichtsvoller Freund diesen Tag bereits die ganze kuͤnftige Krankheit vorausgesehn, und nicht nur sie, sondern auch ihren schlimmen Ausgang allenthalben kund gemacht. Gegen Abend ward ich ganz kraftlos, von vielen Freunden ins Bette gebracht. Die Nacht war wie die vorhergehenden Naͤchte, schlafloß und quaalvoll. Zu meinen vorigen Waͤchtern kam noch M.. und H.. </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0055]
Gardinenbett aus der Schlafstube in mein Studierzimmer, es wurde an die Stelle des Tisches am Buͤcherschranken gestellt, (ich erwaͤhne mit Bedacht diese Kleinigkeiten, denn die waren in der Folge meiner Krankheit von vielem Einflusse) wo ich die vierte Nacht hoͤchstelend durchwachte. Meine F.., A.. und C.. waren meine Huͤter.
Den 23sten hatte alles schon eine ernsthaftere Gestalt, obschon ich mich aufmachte und in der Stube herumtaumelte; obschon ich in einer Gesellschaft von Freunden verschiedentlich scherzte, und sie zum Lachen brachte, so muß meinem Arzte doch sehr bange gewesen seyn. Jch finde, daß er mir denselben Tag drei ganz heterogene Rezepte verschrieben: einen Laxiertrank, eine starke Potion aus dem mindererischen Geist, und eine Emulsion. Sie wissen wohl, wie es um unsre Kranken steht, wenn die Umstaͤnde so hartmaͤulig sind, und uns so oft von unsrem vorgesetzten Weg abfuͤhren, uns bald im Kreise, bald nach entgegengesetzten Queerstrassen hinschleppen. Jn der That wie ich jetzt hoͤre, hat mein einsichtsvoller Freund diesen Tag bereits die ganze kuͤnftige Krankheit vorausgesehn, und nicht nur sie, sondern auch ihren schlimmen Ausgang allenthalben kund gemacht. Gegen Abend ward ich ganz kraftlos, von vielen Freunden ins Bette gebracht. Die Nacht war wie die vorhergehenden Naͤchte, schlafloß und quaalvoll. Zu meinen vorigen Waͤchtern kam noch M.. und H..
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0102_1783/55>, abgerufen am 27.07.2024. |