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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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legt gehabt, jede angefangen und abgebrochen hat, weil es ihm Kopfschmerzen nicht erlaubt hätten, sie fortzusetzen. Sein Verstand ließ ihn seinen Zustand ganz fühlen. Er besorgte zu seinen Amts- und häuslichen Pflichten einst ganz untüchtig zu werden, beide lagen ihm gleich treu am Herzen.

Er hatte veranstaltet, daß seiner verlassenen Gattin, noch an dem Tage, da er sie verließ, eine genaue Nachweisung ihres Eingebrachten zugeschickt ward.

Sein letzter Aufsatz beweiset, daß er sich selbst gefürchtet hat, wahnsinnig zu werden, und daß diese Furcht, Furcht der damit begleiteten Schande, und des seiner Ehegattin daraus besorglichen Unglücks, ihm den Tod, als das leichtere Uebel gezeigt, und ihn aus der Welt gedrängt hat.

Ein alter Weiser sagte: "will man dir nicht verstatten, zweckmäßig zu leben, so mache deinem Leben ein Ende, aber so, daß es dir nicht lasse, als obs dir ein Unglück dünke; wenn's in meiner Stube raucht, so gehe ich heraus; was ist dabei schweres oder erschreckliches?"

Dieser Philosoph sagt offenbare Spitzfündikgeit: wie leicht ist jeder Rauch zu stopfen, und wenn das gar nicht mehr möglich ist, so löscht der Mann das Feuer aus, um des Rauchs enthoben zu seyn,


legt gehabt, jede angefangen und abgebrochen hat, weil es ihm Kopfschmerzen nicht erlaubt haͤtten, sie fortzusetzen. Sein Verstand ließ ihn seinen Zustand ganz fuͤhlen. Er besorgte zu seinen Amts- und haͤuslichen Pflichten einst ganz untuͤchtig zu werden, beide lagen ihm gleich treu am Herzen.

Er hatte veranstaltet, daß seiner verlassenen Gattin, noch an dem Tage, da er sie verließ, eine genaue Nachweisung ihres Eingebrachten zugeschickt ward.

Sein letzter Aufsatz beweiset, daß er sich selbst gefuͤrchtet hat, wahnsinnig zu werden, und daß diese Furcht, Furcht der damit begleiteten Schande, und des seiner Ehegattin daraus besorglichen Ungluͤcks, ihm den Tod, als das leichtere Uebel gezeigt, und ihn aus der Welt gedraͤngt hat.

Ein alter Weiser sagte: »will man dir nicht verstatten, zweckmaͤßig zu leben, so mache deinem Leben ein Ende, aber so, daß es dir nicht lasse, als obs dir ein Ungluͤck duͤnke; wenn's in meiner Stube raucht, so gehe ich heraus; was ist dabei schweres oder erschreckliches?«

Dieser Philosoph sagt offenbare Spitzfuͤndikgeit: wie leicht ist jeder Rauch zu stopfen, und wenn das gar nicht mehr moͤglich ist, so loͤscht der Mann das Feuer aus, um des Rauchs enthoben zu seyn,

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[44/0048] legt gehabt, jede angefangen und abgebrochen hat, weil es ihm Kopfschmerzen nicht erlaubt haͤtten, sie fortzusetzen. Sein Verstand ließ ihn seinen Zustand ganz fuͤhlen. Er besorgte zu seinen Amts- und haͤuslichen Pflichten einst ganz untuͤchtig zu werden, beide lagen ihm gleich treu am Herzen. Er hatte veranstaltet, daß seiner verlassenen Gattin, noch an dem Tage, da er sie verließ, eine genaue Nachweisung ihres Eingebrachten zugeschickt ward. Sein letzter Aufsatz beweiset, daß er sich selbst gefuͤrchtet hat, wahnsinnig zu werden, und daß diese Furcht, Furcht der damit begleiteten Schande, und des seiner Ehegattin daraus besorglichen Ungluͤcks, ihm den Tod, als das leichtere Uebel gezeigt, und ihn aus der Welt gedraͤngt hat. Ein alter Weiser sagte: »will man dir nicht verstatten, zweckmaͤßig zu leben, so mache deinem Leben ein Ende, aber so, daß es dir nicht lasse, als obs dir ein Ungluͤck duͤnke; wenn's in meiner Stube raucht, so gehe ich heraus; was ist dabei schweres oder erschreckliches?« Dieser Philosoph sagt offenbare Spitzfuͤndikgeit: wie leicht ist jeder Rauch zu stopfen, und wenn das gar nicht mehr moͤglich ist, so loͤscht der Mann das Feuer aus, um des Rauchs enthoben zu seyn,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/48>, abgerufen am 23.11.2024.