Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
Mich dünkt indessen, habe in der Ueberraschung einen mißlichen Versuch gewagt, in währendem Andringen verwirrter Bilder und Vorstellungen, sich nach seinen philosophischen und religiösen Betrachtungen umzusehen, und seine Aufmerksamkeit von dem gegenwärtigen Getümmel gleichsam mit Gewalt abzuziehen. Dieser Versuch hätte, wo ich nicht irre, von traurigen Folgen seyn können. Jene Betrachtungen, auf die sich Hr. S. zu werfen wagte, enthalten blos spekulative Jdeen, die unmittelbar auf keine äußere Gliedmaßen wirken. Und Hr. S.
Mich duͤnkt indessen, habe in der Ueberraschung einen mißlichen Versuch gewagt, in waͤhrendem Andringen verwirrter Bilder und Vorstellungen, sich nach seinen philosophischen und religioͤsen Betrachtungen umzusehen, und seine Aufmerksamkeit von dem gegenwaͤrtigen Getuͤmmel gleichsam mit Gewalt abzuziehen. Dieser Versuch haͤtte, wo ich nicht irre, von traurigen Folgen seyn koͤnnen. Jene Betrachtungen, auf die sich Hr. S. zu werfen wagte, enthalten blos spekulative Jdeen, die unmittelbar auf keine aͤußere Gliedmaßen wirken. Und Hr. S. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0074" n="70"/><lb/> schwach oder krank seyn. Dasselbe denkende Wesen, das Hr. S. sein eigentliches Jch nennet, und das von Seiten seiner Gedankenfaͤhigkeit voͤllig gesund war, empfand von Seiten seiner Bewegungsfaͤhigkeit, die Verwirrung, das Fremde, Widernatuͤrliche, die Jndisposition, die leicht in eine Krankheit haͤtte uͤbergehen koͤnnen. Die Reihe der spekulativen unthaͤtigen Begriffe blieb in ihrem natuͤrlichen Zustande und konnte, so oft der Denker wollte, mit freier Willkuͤhr fortgesetzt werden. Aber die Reihe der thaͤtigen Jdeen, und der mit ihnen harmonisch zu erregenden organischen Stoͤße hatte gelitten. Hier war der Andrang und das Getuͤmmel, welches <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Hr. S.</persName> fuͤhlte; und so oft er ans Reden oder Schreiben ging, drang sich aus dieser Verwirrung immer eine fremde unzweckmaͤßige Vorstellung vor, die auf dasselbe Organ wirkte, und eine andre Bewegung hervorbrachte, als er haben wollte. </p> <p>Mich duͤnkt indessen, <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Hr. S.</persName> habe in der Ueberraschung einen mißlichen Versuch gewagt, in waͤhrendem Andringen verwirrter Bilder und Vorstellungen, sich nach seinen philosophischen und religioͤsen Betrachtungen umzusehen, und seine Aufmerksamkeit von dem gegenwaͤrtigen Getuͤmmel gleichsam mit Gewalt abzuziehen. Dieser Versuch haͤtte, wo ich nicht irre, von traurigen Folgen seyn koͤnnen. Jene Betrachtungen, auf die sich <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Hr. S.</persName> zu werfen wagte, enthalten blos spekulative Jdeen, die unmittelbar auf keine aͤußere Gliedmaßen wirken. Und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0074]
schwach oder krank seyn. Dasselbe denkende Wesen, das Hr. S. sein eigentliches Jch nennet, und das von Seiten seiner Gedankenfaͤhigkeit voͤllig gesund war, empfand von Seiten seiner Bewegungsfaͤhigkeit, die Verwirrung, das Fremde, Widernatuͤrliche, die Jndisposition, die leicht in eine Krankheit haͤtte uͤbergehen koͤnnen. Die Reihe der spekulativen unthaͤtigen Begriffe blieb in ihrem natuͤrlichen Zustande und konnte, so oft der Denker wollte, mit freier Willkuͤhr fortgesetzt werden. Aber die Reihe der thaͤtigen Jdeen, und der mit ihnen harmonisch zu erregenden organischen Stoͤße hatte gelitten. Hier war der Andrang und das Getuͤmmel, welches Hr. S. fuͤhlte; und so oft er ans Reden oder Schreiben ging, drang sich aus dieser Verwirrung immer eine fremde unzweckmaͤßige Vorstellung vor, die auf dasselbe Organ wirkte, und eine andre Bewegung hervorbrachte, als er haben wollte.
Mich duͤnkt indessen, Hr. S. habe in der Ueberraschung einen mißlichen Versuch gewagt, in waͤhrendem Andringen verwirrter Bilder und Vorstellungen, sich nach seinen philosophischen und religioͤsen Betrachtungen umzusehen, und seine Aufmerksamkeit von dem gegenwaͤrtigen Getuͤmmel gleichsam mit Gewalt abzuziehen. Dieser Versuch haͤtte, wo ich nicht irre, von traurigen Folgen seyn koͤnnen. Jene Betrachtungen, auf die sich Hr. S. zu werfen wagte, enthalten blos spekulative Jdeen, die unmittelbar auf keine aͤußere Gliedmaßen wirken. Und
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