Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
<TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0075" n="71"/><lb/> in dem Gehirn selbst, wo sie so lebhaft wirken, beschaͤftigen sie, als allgemeine, abstrakte Begriffe, bloß einen gewissen Bezirk, eine ihnen zukommende Region, und lassen das uͤbrige System ohne alle Thaͤtigkeit. Sie erfordern also mehr Sammlung und Anstrengung der Lebensgeister und eine staͤrkere Richtung derselben gegen die obern Theile, als in dem tumultuarischen Zustande, in welchem sie sich bei <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Hrn. S.</persName> ohnehin befanden, dienlich gewesen seyn mochte, und daher mußten sie, wie mich duͤnkt, das Uebel vermehren. Eine freie Aussicht in die offene Natur; ein ruhiger Blick auf das thaͤtige Leben der Menschen und Thiere; ein koͤrperlicher Schmerz, oder jede andre aͤußere sinnliche Empfindung von einiger Kraft, etwas Speise oder ein kuͤhlender Trunk, den er etwa zu sich genommen haͤtte, wuͤrde wahrscheinlicher Weise heilsamer gewesen seyn. Dadurch wuͤrden die Lebensgeister von ihrem allzuheftigen Andrange im Gehirne abgeleitet, und in das ganze Nervensystem gleichmaͤßig vertheilt worden seyn. Nur durch sinnliche Eindruͤcke werden die Jdeenbilder in Ordnung gebracht, und Licht und Schatten so uͤber die Masse verbreitet, daß sie sich einander unterstuͤtzen, und die Wirkung des Ganzen befoͤrdern helfen. Betrachtungen und Vernunftgruͤnde, wie diejenigen, denen sich <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Hr. S.</persName> uͤberließ, mußten grade von entgegengesetzter Wirkung seyn; ja die Besorgniß, die er sich in diesem Zustande machte, die doch wahrscheinlicherweise mit einiger Unruhe verbunden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0075]
in dem Gehirn selbst, wo sie so lebhaft wirken, beschaͤftigen sie, als allgemeine, abstrakte Begriffe, bloß einen gewissen Bezirk, eine ihnen zukommende Region, und lassen das uͤbrige System ohne alle Thaͤtigkeit. Sie erfordern also mehr Sammlung und Anstrengung der Lebensgeister und eine staͤrkere Richtung derselben gegen die obern Theile, als in dem tumultuarischen Zustande, in welchem sie sich bei Hrn. S. ohnehin befanden, dienlich gewesen seyn mochte, und daher mußten sie, wie mich duͤnkt, das Uebel vermehren. Eine freie Aussicht in die offene Natur; ein ruhiger Blick auf das thaͤtige Leben der Menschen und Thiere; ein koͤrperlicher Schmerz, oder jede andre aͤußere sinnliche Empfindung von einiger Kraft, etwas Speise oder ein kuͤhlender Trunk, den er etwa zu sich genommen haͤtte, wuͤrde wahrscheinlicher Weise heilsamer gewesen seyn. Dadurch wuͤrden die Lebensgeister von ihrem allzuheftigen Andrange im Gehirne abgeleitet, und in das ganze Nervensystem gleichmaͤßig vertheilt worden seyn. Nur durch sinnliche Eindruͤcke werden die Jdeenbilder in Ordnung gebracht, und Licht und Schatten so uͤber die Masse verbreitet, daß sie sich einander unterstuͤtzen, und die Wirkung des Ganzen befoͤrdern helfen. Betrachtungen und Vernunftgruͤnde, wie diejenigen, denen sich Hr. S. uͤberließ, mußten grade von entgegengesetzter Wirkung seyn; ja die Besorgniß, die er sich in diesem Zustande machte, die doch wahrscheinlicherweise mit einiger Unruhe verbunden
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