Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
<TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0008" n="4"/><lb/> gemessen, daß er mit allen Kraͤften darnach strebte, sich die Vorzuͤge seiner angesehnsten Mitschuͤler zu erwerben. Seine hitzige Gemuͤthsart, seine natuͤrliche Staͤrke und sein entschloßner Muth waren ihm hierzu auch sehr behuͤlflich, und er hatte bald den Ruhm unter seinen Mitschuͤlern, daß er sich nicht ungestraft beleidigen lasse, und sich aus Haͤndeln als ein braver Kerl zu retten wisse. So leicht eine solche Gesinnung zu einer Art von wilder Ausschweifung verfuͤhrt, zumal bei einem Haufen roher Juͤnglinge, die oft zusammen leben, so verfuͤhrte sie doch hierzu unsern Robert G.. nicht. Er besuchte seine Lehrstunden ordentlich und hatte das Zeugniß seiner Lehrer, daß er fleißig waͤre. Jedoch wurde er zur Unabhaͤngigkeit so gewoͤhnt, daß es ihm immer noch schwer wird, sich dem Willen eines andern, ohne Gruͤnde vor sich zu sehen, zu unterwerfen. Nach fuͤnf Jahren starb seine Tante, bei welcher er lebte, und seine Mutter beschloß, ihren Sohn nach Halle zu schicken, weil sie die Kosten an dieser Schule auf laͤngere Zeit glaubte bestreiten zu koͤnnen. Es ward ihm also der Entschluß gesagt, daß er nach Halle aufs Waisenhaus sollte. Er erschrack uͤber diese Nachricht; denn die Schilderung, die er von dieser Anstalt hatte machen hoͤren, hatte einen Widerwillen bei ihm zuruͤckgelassen, der sich besonders auf die Eingeschraͤnktheit der dasigen jungen Leute gruͤndete. Jnzwischen brachte ihn doch die Vorstellung seines Vetters, des Herrn Pastor<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0008]
gemessen, daß er mit allen Kraͤften darnach strebte, sich die Vorzuͤge seiner angesehnsten Mitschuͤler zu erwerben. Seine hitzige Gemuͤthsart, seine natuͤrliche Staͤrke und sein entschloßner Muth waren ihm hierzu auch sehr behuͤlflich, und er hatte bald den Ruhm unter seinen Mitschuͤlern, daß er sich nicht ungestraft beleidigen lasse, und sich aus Haͤndeln als ein braver Kerl zu retten wisse. So leicht eine solche Gesinnung zu einer Art von wilder Ausschweifung verfuͤhrt, zumal bei einem Haufen roher Juͤnglinge, die oft zusammen leben, so verfuͤhrte sie doch hierzu unsern Robert G.. nicht. Er besuchte seine Lehrstunden ordentlich und hatte das Zeugniß seiner Lehrer, daß er fleißig waͤre. Jedoch wurde er zur Unabhaͤngigkeit so gewoͤhnt, daß es ihm immer noch schwer wird, sich dem Willen eines andern, ohne Gruͤnde vor sich zu sehen, zu unterwerfen. Nach fuͤnf Jahren starb seine Tante, bei welcher er lebte, und seine Mutter beschloß, ihren Sohn nach Halle zu schicken, weil sie die Kosten an dieser Schule auf laͤngere Zeit glaubte bestreiten zu koͤnnen. Es ward ihm also der Entschluß gesagt, daß er nach Halle aufs Waisenhaus sollte. Er erschrack uͤber diese Nachricht; denn die Schilderung, die er von dieser Anstalt hatte machen hoͤren, hatte einen Widerwillen bei ihm zuruͤckgelassen, der sich besonders auf die Eingeschraͤnktheit der dasigen jungen Leute gruͤndete. Jnzwischen brachte ihn doch die Vorstellung seines Vetters, des Herrn Pastor
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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