Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite


hatte, und bat ihn, daß er sie in sein Haus nehmen, und unter göttlicher Gnade einen Versuch mit ihrer Unterweisung machen möchte. Ob es ihm nun gleich nicht möglich war, die Taube und Stumme in seine Wohnung aufzunehmen, so war er doch willig genug, sie täglich zu unterrichten. Er erhielt von mir einige hiezu dienliche Bücher, und zugleich meinen Rath, wie das Werk wohl unter göttlichen Beistand anzufangen wäre.

Er fing wirklich dies wichtige Werk mit der Hülfe Gottes vor anderthalb Jahren an; widmete dazu täglich zwo Stunden, und so setzte er es mit allem treuen ununterbrochenem Fleiße fort. Seine angewandten Bemühungen segnete Gott von Zeit zu Zeit recht merklich. Jeder, der davon ein Augenzeuge wurde, mußte darüber erstaunen. Selbst verschiedene Standespersonen bewunderten, wenn er mit seiner Schülerin zu ihnen gerufen wurde, ihre erlangte Kenntniß der Religion. Nach allen meinen möglichst angestellten Prüfungen glaubte ich, daß sie, nach den Fähigkeiten, die ihr Gott gegeben hatte, so viel von dem Christenthum gefasset, daß sie wohl könnte confirmiret und zum heiligen Abendmahle angenommen werden.

Jch berichtete hierauf das alles, was bisher mit Unterweisung dieser Tauben und Stummen vorgegangen, und wie weit ich glaubte, daß sie in der Kenntniß der Religion gekommen sei, mit aller Unterthänigkeit an Jhro Durchlauchten, unsern


hatte, und bat ihn, daß er sie in sein Haus nehmen, und unter goͤttlicher Gnade einen Versuch mit ihrer Unterweisung machen moͤchte. Ob es ihm nun gleich nicht moͤglich war, die Taube und Stumme in seine Wohnung aufzunehmen, so war er doch willig genug, sie taͤglich zu unterrichten. Er erhielt von mir einige hiezu dienliche Buͤcher, und zugleich meinen Rath, wie das Werk wohl unter goͤttlichen Beistand anzufangen waͤre.

Er fing wirklich dies wichtige Werk mit der Huͤlfe Gottes vor anderthalb Jahren an; widmete dazu taͤglich zwo Stunden, und so setzte er es mit allem treuen ununterbrochenem Fleiße fort. Seine angewandten Bemuͤhungen segnete Gott von Zeit zu Zeit recht merklich. Jeder, der davon ein Augenzeuge wurde, mußte daruͤber erstaunen. Selbst verschiedene Standespersonen bewunderten, wenn er mit seiner Schuͤlerin zu ihnen gerufen wurde, ihre erlangte Kenntniß der Religion. Nach allen meinen moͤglichst angestellten Pruͤfungen glaubte ich, daß sie, nach den Faͤhigkeiten, die ihr Gott gegeben hatte, so viel von dem Christenthum gefasset, daß sie wohl koͤnnte confirmiret und zum heiligen Abendmahle angenommen werden.

Jch berichtete hierauf das alles, was bisher mit Unterweisung dieser Tauben und Stummen vorgegangen, und wie weit ich glaubte, daß sie in der Kenntniß der Religion gekommen sei, mit aller Unterthaͤnigkeit an Jhro Durchlauchten, unsern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0089" n="85"/><lb/>
hatte, und bat ihn, daß er sie in sein                         Haus nehmen, und unter go&#x0364;ttlicher Gnade einen Versuch mit ihrer Unterweisung                         machen mo&#x0364;chte. Ob es ihm nun gleich nicht mo&#x0364;glich war, die Taube und Stumme                         in seine Wohnung aufzunehmen, so war er doch willig genug, sie ta&#x0364;glich zu                         unterrichten. Er erhielt von mir einige hiezu dienliche Bu&#x0364;cher, und zugleich                         meinen Rath, wie das Werk wohl unter go&#x0364;ttlichen Beistand anzufangen wa&#x0364;re. </p>
          <p>Er fing wirklich dies wichtige Werk mit der Hu&#x0364;lfe Gottes vor                         anderthalb Jahren an; widmete dazu ta&#x0364;glich zwo Stunden, und so setzte er es                         mit allem treuen ununterbrochenem Fleiße fort. Seine angewandten Bemu&#x0364;hungen                         segnete Gott von Zeit zu Zeit recht merklich. Jeder, der davon ein                         Augenzeuge wurde, mußte daru&#x0364;ber erstaunen. Selbst verschiedene                         Standespersonen bewunderten, wenn er mit seiner Schu&#x0364;lerin zu ihnen gerufen                         wurde, ihre erlangte Kenntniß der Religion. Nach allen meinen mo&#x0364;glichst                         angestellten Pru&#x0364;fungen glaubte ich, daß sie, nach den Fa&#x0364;higkeiten, die ihr                         Gott gegeben hatte, so viel von dem Christenthum gefasset, daß sie wohl                         ko&#x0364;nnte confirmiret und zum heiligen Abendmahle angenommen werden. </p>
          <p>Jch berichtete hierauf das alles, was bisher mit Unterweisung                         dieser Tauben und Stummen vorgegangen, und wie weit ich glaubte, daß sie in                         der Kenntniß der Religion gekommen sei, mit aller Untertha&#x0364;nigkeit an Jhro                         Durchlauchten, unsern<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0089] hatte, und bat ihn, daß er sie in sein Haus nehmen, und unter goͤttlicher Gnade einen Versuch mit ihrer Unterweisung machen moͤchte. Ob es ihm nun gleich nicht moͤglich war, die Taube und Stumme in seine Wohnung aufzunehmen, so war er doch willig genug, sie taͤglich zu unterrichten. Er erhielt von mir einige hiezu dienliche Buͤcher, und zugleich meinen Rath, wie das Werk wohl unter goͤttlichen Beistand anzufangen waͤre. Er fing wirklich dies wichtige Werk mit der Huͤlfe Gottes vor anderthalb Jahren an; widmete dazu taͤglich zwo Stunden, und so setzte er es mit allem treuen ununterbrochenem Fleiße fort. Seine angewandten Bemuͤhungen segnete Gott von Zeit zu Zeit recht merklich. Jeder, der davon ein Augenzeuge wurde, mußte daruͤber erstaunen. Selbst verschiedene Standespersonen bewunderten, wenn er mit seiner Schuͤlerin zu ihnen gerufen wurde, ihre erlangte Kenntniß der Religion. Nach allen meinen moͤglichst angestellten Pruͤfungen glaubte ich, daß sie, nach den Faͤhigkeiten, die ihr Gott gegeben hatte, so viel von dem Christenthum gefasset, daß sie wohl koͤnnte confirmiret und zum heiligen Abendmahle angenommen werden. Jch berichtete hierauf das alles, was bisher mit Unterweisung dieser Tauben und Stummen vorgegangen, und wie weit ich glaubte, daß sie in der Kenntniß der Religion gekommen sei, mit aller Unterthaͤnigkeit an Jhro Durchlauchten, unsern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/89
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/89>, abgerufen am 21.11.2024.