Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Er glaubte nehmlich ungezweifelt, daß er, im
Jahr 1764, einen Schatz von zweihundert Mil-
ionen an Werth gefunden, der in großen Dia-
manten, einem großen silbernen und goldenen Cru-
cifix mit Augen von Karfunkelstein, welches auch
Sr. Majestät der König selbst in Augenschein ge-
nommen, nebst vielem Gelde, bestanden habe.
Dieser ungeheure Schatz sey von ihm in des Tuch-
scheerers Kerchow Keller, mit Hülfe seines schon
verstorbenen Bruders, entdeckt und aufgegraben
worden.

Die heiligen Engel und Geister, wie auch
zwei jetzt schon verstorbne Bürger von der Frie-
drichsstadt haben es ihnen offenbart, daß der
Schatz da läge, und mit Hülfe eines solchen Gei-
stes und einer Wünschelruthe hat er die eigentliche
Stelle entdeckt. Böse Geister aber haben ihm so
viele Hindernisse in den Weg gelegt, daß er die
erste Nacht mit seinem Bruder den Schatz nicht
heben konnte.

Er entdeckte also die Sache dem Tuchscheerer
Kerchow, und einem Kupferschmidt Nahmens
Jury, um ihn mit deren Beihülfe die andre Nacht
zu heben. Diese aber gehen allein hin, ohne ihm
ein Wort zu sagen, und leugnen darauf gänzlich
gegen ihn, daß sie einen Schatz gefunden haben.
Er weiß dieses aber ganz gewiß, und ob er gleich

dasje-

Er glaubte nehmlich ungezweifelt, daß er, im
Jahr 1764, einen Schatz von zweihundert Mil-
ionen an Werth gefunden, der in großen Dia-
manten, einem großen silbernen und goldenen Cru-
cifix mit Augen von Karfunkelstein, welches auch
Sr. Majestaͤt der Koͤnig selbst in Augenschein ge-
nommen, nebst vielem Gelde, bestanden habe.
Dieser ungeheure Schatz sey von ihm in des Tuch-
scheerers Kerchow Keller, mit Huͤlfe seines schon
verstorbenen Bruders, entdeckt und aufgegraben
worden.

Die heiligen Engel und Geister, wie auch
zwei jetzt schon verstorbne Buͤrger von der Frie-
drichsstadt haben es ihnen offenbart, daß der
Schatz da laͤge, und mit Huͤlfe eines solchen Gei-
stes und einer Wuͤnschelruthe hat er die eigentliche
Stelle entdeckt. Boͤse Geister aber haben ihm so
viele Hindernisse in den Weg gelegt, daß er die
erste Nacht mit seinem Bruder den Schatz nicht
heben konnte.

Er entdeckte also die Sache dem Tuchscheerer
Kerchow, und einem Kupferschmidt Nahmens
Jury, um ihn mit deren Beihuͤlfe die andre Nacht
zu heben. Diese aber gehen allein hin, ohne ihm
ein Wort zu sagen, und leugnen darauf gaͤnzlich
gegen ihn, daß sie einen Schatz gefunden haben.
Er weiß dieses aber ganz gewiß, und ob er gleich

dasje-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0026" n="22"/>
          <p>Er glaubte nehmlich ungezweifelt, daß er, im<lb/>
Jahr 1764, einen Schatz von
                   zweihundert Mil-<lb/>
ionen an Werth gefunden, der in großen Dia-<lb/>
manten, einem
                   großen silbernen und goldenen Cru-<lb/>
cifix mit Augen von Karfunkelstein, welches
                   auch<lb/>
Sr. Majesta&#x0364;t der Ko&#x0364;nig selbst in Augenschein
                   ge-<lb/>
nommen, nebst vielem Gelde, bestanden habe.<lb/>
Dieser ungeheure Schatz
                   sey von ihm in des Tuch-<lb/>
scheerers Kerchow Keller, mit Hu&#x0364;lfe seines
                   schon<lb/>
verstorbenen Bruders, entdeckt und aufgegraben<lb/>
worden.</p><lb/>
          <p>Die heiligen Engel und Geister, wie auch<lb/>
zwei jetzt schon verstorbne
                   Bu&#x0364;rger von der Frie-<lb/>
drichsstadt haben es ihnen offenbart, daß
                   der<lb/>
Schatz da la&#x0364;ge, und mit Hu&#x0364;lfe eines solchen Gei-<lb/>
stes
                   und einer Wu&#x0364;nschelruthe hat er die eigentliche<lb/>
Stelle entdeckt.
                   Bo&#x0364;se Geister aber haben ihm so<lb/>
viele Hindernisse in den Weg gelegt,
                   daß er die<lb/>
erste Nacht mit seinem Bruder den Schatz nicht<lb/>
heben
                   konnte.</p><lb/>
          <p>Er entdeckte also die Sache dem Tuchscheerer<lb/>
Kerchow, und einem Kupferschmidt
                   Nahmens<lb/>
Jury, um ihn mit deren Beihu&#x0364;lfe die andre Nacht<lb/>
zu heben.
                   Diese aber gehen allein hin, ohne ihm<lb/>
ein Wort zu sagen, und leugnen darauf
                   ga&#x0364;nzlich<lb/>
gegen ihn, daß sie einen Schatz gefunden haben.<lb/>
Er weiß
                   dieses aber ganz gewiß, und ob er gleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dasje-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0026] Er glaubte nehmlich ungezweifelt, daß er, im Jahr 1764, einen Schatz von zweihundert Mil- ionen an Werth gefunden, der in großen Dia- manten, einem großen silbernen und goldenen Cru- cifix mit Augen von Karfunkelstein, welches auch Sr. Majestaͤt der Koͤnig selbst in Augenschein ge- nommen, nebst vielem Gelde, bestanden habe. Dieser ungeheure Schatz sey von ihm in des Tuch- scheerers Kerchow Keller, mit Huͤlfe seines schon verstorbenen Bruders, entdeckt und aufgegraben worden. Die heiligen Engel und Geister, wie auch zwei jetzt schon verstorbne Buͤrger von der Frie- drichsstadt haben es ihnen offenbart, daß der Schatz da laͤge, und mit Huͤlfe eines solchen Gei- stes und einer Wuͤnschelruthe hat er die eigentliche Stelle entdeckt. Boͤse Geister aber haben ihm so viele Hindernisse in den Weg gelegt, daß er die erste Nacht mit seinem Bruder den Schatz nicht heben konnte. Er entdeckte also die Sache dem Tuchscheerer Kerchow, und einem Kupferschmidt Nahmens Jury, um ihn mit deren Beihuͤlfe die andre Nacht zu heben. Diese aber gehen allein hin, ohne ihm ein Wort zu sagen, und leugnen darauf gaͤnzlich gegen ihn, daß sie einen Schatz gefunden haben. Er weiß dieses aber ganz gewiß, und ob er gleich dasje-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning, Marc Kuse, Justus-Liebig-Universität: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2013-06-06T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-06-06T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/26
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/26>, abgerufen am 29.04.2024.