Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.mann von Winterfeld erschießen, und stürzte
sich Er kam wirklich in traurige Umstände, konnte Von der heftigsten innren Unruhe und Angst Er liebte dieß Kind außerordentlich, sowohl niß
mann von Winterfeld erschießen, und stuͤrzte
sich Er kam wirklich in traurige Umstaͤnde, konnte Von der heftigsten innren Unruhe und Angst Er liebte dieß Kind außerordentlich, sowohl niß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0032" n="28"/> mann von Winterfeld erschießen, und stuͤrzte sich<lb/> bei dem Herrn Ordensrath Wißmann aus dem Fen-<lb/> ster des dritten Stockwerks.</p><lb/> <p>Er kam wirklich in traurige Umstaͤnde, konnte<lb/> vom December 1772 bis zum Februar 1781 mit<lb/> der groͤßten Muͤhe, durch Naͤhen, kaum seinen<lb/> hoͤchst nothwendigen Unterhalt erwerben, und hatte<lb/> noch einige kleine Schulden, die er gern bezahlen<lb/> wollte, und doch kein Mittel, dieses zu bewerkstel-<lb/> ligen, sahe.</p><lb/> <p>Von der heftigsten innren Unruhe und Angst<lb/> gefoltert, die er lange durch bruͤnstiges <hi rendition="#b"> Gebet zu<lb/> Gott und Singen</hi> unterdruͤckte, aber nicht zu<lb/> heben vermochte; von der grausamsten Furcht ge-<lb/> quaͤlet, ein ungluͤckliches und elendes Leben fuͤhren<lb/> zu muͤssen; seiner Schulden wegen, die freilich un-<lb/> betraͤchtlich waren, verklagt zu werden, und sich<lb/> oͤffentlicher Beschimpfung ausgesetzt zu sehen; und<lb/> von der Einbildung hingerissen, daß seine Leiden<lb/> nicht anders, als durch seinen Tod, gehoben wer-<lb/> den koͤnnten; kam er auf den ungluͤcklichen Ent-<lb/> schluß, durch den Tod eines unschuldigen Kindes,<lb/> seinem qualvollen Leben und seinem Leiden ein gewis-<lb/> ses und sichres Ende zu machen.</p><lb/> <p>Er <hi rendition="#b">liebte</hi> dieß Kind außerordentlich, sowohl<lb/> nach seinem eignen Gestaͤndniß, als nach dem Zeug-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">niß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
mann von Winterfeld erschießen, und stuͤrzte sich
bei dem Herrn Ordensrath Wißmann aus dem Fen-
ster des dritten Stockwerks.
Er kam wirklich in traurige Umstaͤnde, konnte
vom December 1772 bis zum Februar 1781 mit
der groͤßten Muͤhe, durch Naͤhen, kaum seinen
hoͤchst nothwendigen Unterhalt erwerben, und hatte
noch einige kleine Schulden, die er gern bezahlen
wollte, und doch kein Mittel, dieses zu bewerkstel-
ligen, sahe.
Von der heftigsten innren Unruhe und Angst
gefoltert, die er lange durch bruͤnstiges Gebet zu
Gott und Singen unterdruͤckte, aber nicht zu
heben vermochte; von der grausamsten Furcht ge-
quaͤlet, ein ungluͤckliches und elendes Leben fuͤhren
zu muͤssen; seiner Schulden wegen, die freilich un-
betraͤchtlich waren, verklagt zu werden, und sich
oͤffentlicher Beschimpfung ausgesetzt zu sehen; und
von der Einbildung hingerissen, daß seine Leiden
nicht anders, als durch seinen Tod, gehoben wer-
den koͤnnten; kam er auf den ungluͤcklichen Ent-
schluß, durch den Tod eines unschuldigen Kindes,
seinem qualvollen Leben und seinem Leiden ein gewis-
ses und sichres Ende zu machen.
Er liebte dieß Kind außerordentlich, sowohl
nach seinem eignen Gestaͤndniß, als nach dem Zeug-
niß
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