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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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V.
Selbstgeständnisse des Herrn Professor Jung*)
aus Stillings Jugendjahren.

Um das Ende dieser Zeit, etwa mitten im Julius, ging er an einem Sonntage Nachmittage durch eine Gasse der Stadt Schauberg; die Sonne schien angenehm, und der Himmel war hier und da mit einigen Wolken bedeckt; er hatte weder tiefe Betrachtungen, noch sonst etwas sonderliches in den Gedanken; von ohngefähr blickte er in die Höhe, und sah eine lichte Wolke über seinem Haupte hinziehen.

Mit diesem Anblick durchdrang eine unbekannte Kraft seine Seele, ihm wurde so innig wohl, er zitterte am ganzen Leibe, und konnte sich kaum enthalten, daß er nicht darnieder sank.

Von dem Augenblick an fühlte er eine unüberwindliche Neigung, ganz für die Ehre Gottes, und das Wohl seiner Mitmenschen zu leben und zu sterben; seine Liebe zum Vater der Menschen, und zum göttlichen Erlöser, desgleichen zu allen Menschen, war in dem Augenblick so groß, daß er willig sein Leben aufgeopfert hätte, wenns nöthig gewesen wäre.


*) Da der Herr Professor Jung sich öffentlich erklärt hat, daß Stillings Geschichte seine eigne Geschichte sey, so ist sie auch in psychologischer Rücksicht merkwürdig. A. d. H.

V.
Selbstgestaͤndnisse des Herrn Professor Jung*)
aus Stillings Jugendjahren.

Um das Ende dieser Zeit, etwa mitten im Julius, ging er an einem Sonntage Nachmittage durch eine Gasse der Stadt Schauberg; die Sonne schien angenehm, und der Himmel war hier und da mit einigen Wolken bedeckt; er hatte weder tiefe Betrachtungen, noch sonst etwas sonderliches in den Gedanken; von ohngefaͤhr blickte er in die Hoͤhe, und sah eine lichte Wolke uͤber seinem Haupte hinziehen.

Mit diesem Anblick durchdrang eine unbekannte Kraft seine Seele, ihm wurde so innig wohl, er zitterte am ganzen Leibe, und konnte sich kaum enthalten, daß er nicht darnieder sank.

Von dem Augenblick an fuͤhlte er eine unuͤberwindliche Neigung, ganz fuͤr die Ehre Gottes, und das Wohl seiner Mitmenschen zu leben und zu sterben; seine Liebe zum Vater der Menschen, und zum goͤttlichen Erloͤser, desgleichen zu allen Menschen, war in dem Augenblick so groß, daß er willig sein Leben aufgeopfert haͤtte, wenns noͤthig gewesen waͤre.


*) Da der Herr Professor Jung sich oͤffentlich erklaͤrt hat, daß Stillings Geschichte seine eigne Geschichte sey, so ist sie auch in psychologischer Ruͤcksicht merkwuͤrdig. A. d. H.
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[115/0117] V. Selbstgestaͤndnisse des Herrn Professor Jung*) aus Stillings Jugendjahren. Um das Ende dieser Zeit, etwa mitten im Julius, ging er an einem Sonntage Nachmittage durch eine Gasse der Stadt Schauberg; die Sonne schien angenehm, und der Himmel war hier und da mit einigen Wolken bedeckt; er hatte weder tiefe Betrachtungen, noch sonst etwas sonderliches in den Gedanken; von ohngefaͤhr blickte er in die Hoͤhe, und sah eine lichte Wolke uͤber seinem Haupte hinziehen. Mit diesem Anblick durchdrang eine unbekannte Kraft seine Seele, ihm wurde so innig wohl, er zitterte am ganzen Leibe, und konnte sich kaum enthalten, daß er nicht darnieder sank. Von dem Augenblick an fuͤhlte er eine unuͤberwindliche Neigung, ganz fuͤr die Ehre Gottes, und das Wohl seiner Mitmenschen zu leben und zu sterben; seine Liebe zum Vater der Menschen, und zum goͤttlichen Erloͤser, desgleichen zu allen Menschen, war in dem Augenblick so groß, daß er willig sein Leben aufgeopfert haͤtte, wenns noͤthig gewesen waͤre. *) Da der Herr Professor Jung sich oͤffentlich erklaͤrt hat, daß Stillings Geschichte seine eigne Geschichte sey, so ist sie auch in psychologischer Ruͤcksicht merkwuͤrdig. A. d. H.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/117>, abgerufen am 21.11.2024.