Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0059" n="57"/><lb/> retten, glaubte er, seine Spukerei, die folgende Nacht, unter fast aͤhnlichen Umstaͤnden fortsetzen zu muͤssen, und gieng gar so weit, sich Abends vorher mit einem Messer das Halstuch entzwei zu schneiden. Jn der Nacht fieng er wieder ein Geschrei an, daß man ihn umbringen wolle, sagte zum Gesellen, daß jemand bei seinem Koffer gewesen, und schnapte denselben, da er ihn vorher leise aufgemacht, mit Gewalt zu, daß jener es in seiner Kammer hoͤren konnte, und selbst auf den Verdacht gerieth, daß auswaͤrtige Diebe an des Purschen Koffer gewesen. Auf den ehemaligen Hausknecht war nichts zu bringen, und nun fiel der Verdacht auf den Gesellen, welcher auch arretirt wurde. Diesen unschuldigen Menschen in dieser Lage zu wissen, gieng dem Knaben gleichfals unendlich nahe, und er beschloß, auch ihn, durch seine fortgesetzte Spukerei zu retten; ob er sich gleich stellte, als fuͤrchte er sich recht sehr, und wolle nun nicht mehr laͤnger im Hause bleiben, sondern zu seinen Eltern gehen. Jn einer der folgenden Naͤchte fand er sich in Ausfuͤhrung seiner gewoͤhnlichen Spuckerei dadurch gehindert, daß die Glasthuͤre zur Werkstatt zu war, durch welche er in den Hof muste. Hier stieß er in der Unuͤberlegtheit das Fenster ein. Das von ihm herausgestoßene Glas, zeigte bei der Besichtigung, daß diese Spukerei von keinem außer dem Hause, sondern von dem Burschen selbst unternommen sein muste. Er wurde darauf verhoͤrt, laͤugnete aber alles, und ward gegen gestellte Caution<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0059]
retten, glaubte er, seine Spukerei, die folgende Nacht, unter fast aͤhnlichen Umstaͤnden fortsetzen zu muͤssen, und gieng gar so weit, sich Abends vorher mit einem Messer das Halstuch entzwei zu schneiden. Jn der Nacht fieng er wieder ein Geschrei an, daß man ihn umbringen wolle, sagte zum Gesellen, daß jemand bei seinem Koffer gewesen, und schnapte denselben, da er ihn vorher leise aufgemacht, mit Gewalt zu, daß jener es in seiner Kammer hoͤren konnte, und selbst auf den Verdacht gerieth, daß auswaͤrtige Diebe an des Purschen Koffer gewesen. Auf den ehemaligen Hausknecht war nichts zu bringen, und nun fiel der Verdacht auf den Gesellen, welcher auch arretirt wurde. Diesen unschuldigen Menschen in dieser Lage zu wissen, gieng dem Knaben gleichfals unendlich nahe, und er beschloß, auch ihn, durch seine fortgesetzte Spukerei zu retten; ob er sich gleich stellte, als fuͤrchte er sich recht sehr, und wolle nun nicht mehr laͤnger im Hause bleiben, sondern zu seinen Eltern gehen. Jn einer der folgenden Naͤchte fand er sich in Ausfuͤhrung seiner gewoͤhnlichen Spuckerei dadurch gehindert, daß die Glasthuͤre zur Werkstatt zu war, durch welche er in den Hof muste. Hier stieß er in der Unuͤberlegtheit das Fenster ein. Das von ihm herausgestoßene Glas, zeigte bei der Besichtigung, daß diese Spukerei von keinem außer dem Hause, sondern von dem Burschen selbst unternommen sein muste. Er wurde darauf verhoͤrt, laͤugnete aber alles, und ward gegen gestellte Caution
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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