Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="58"/><lb/> seinem Vater uͤberlassen, der ihn mit sich nach Hause nahm. Da ihn der Meister dessen ohnerachtet wieder annehmen wollte, gieng der Vater mit dem Knaben wieder nach der Stadt. Dieser gieng einige Schritt hinter dem Vater, und ließ das bestaͤndig bei sich getragene Geld in den Weg fallen, rief seinem Vater zu: daß dort etwas liege! dieser hob es auf, und als er das Gefundene untersuchte, gerieth er gleich auf den Argwohn, daß dies wol das entwendete Geld sey, und vom Knaben listiger Weise in den Weg geworfen worden. Er stellte den Burschen auf der Stelle ernstlich zur Rede; da dieser aber standhaft leugnete, den Vater versicherte, daß es jemand verlohren haben muͤste, und ihn bat: ihm zu erlauben, daß er es der Mutter nach Hause truͤge, bis Nachfrage darnach geschaͤhe, und hinzusetzte: daß, wenn nichts davon erwehnt wuͤrde, es ein kleiner Beitrag zu seiner Wanderschaft waͤre; so ließ der Vater solches vor der Hand zwar geschehen; entdeckte aber doch, als ein ehrlicher Mann diesen Vorfall dem Sattler, und als derselbige einige naͤhere Beschreibung der entwendeten Geldsorten gab, und der Vater fand, daß es dies Geld sein muͤsse, brachte er es dem Meister zuruͤck. Der Knabe, welcher unterdeß wieder zum Verhaft gezogen worden, laͤugnete noch immer, bis man ihn endlich uͤberfuͤhrte, weil der Lappen, in welchen das Geld gewickelt war, genau in den Abschnitt eines Stuͤcks Leinwands paßte, so man in des Knaben Koffer gefunden, und welches<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0060]
seinem Vater uͤberlassen, der ihn mit sich nach Hause nahm. Da ihn der Meister dessen ohnerachtet wieder annehmen wollte, gieng der Vater mit dem Knaben wieder nach der Stadt. Dieser gieng einige Schritt hinter dem Vater, und ließ das bestaͤndig bei sich getragene Geld in den Weg fallen, rief seinem Vater zu: daß dort etwas liege! dieser hob es auf, und als er das Gefundene untersuchte, gerieth er gleich auf den Argwohn, daß dies wol das entwendete Geld sey, und vom Knaben listiger Weise in den Weg geworfen worden. Er stellte den Burschen auf der Stelle ernstlich zur Rede; da dieser aber standhaft leugnete, den Vater versicherte, daß es jemand verlohren haben muͤste, und ihn bat: ihm zu erlauben, daß er es der Mutter nach Hause truͤge, bis Nachfrage darnach geschaͤhe, und hinzusetzte: daß, wenn nichts davon erwehnt wuͤrde, es ein kleiner Beitrag zu seiner Wanderschaft waͤre; so ließ der Vater solches vor der Hand zwar geschehen; entdeckte aber doch, als ein ehrlicher Mann diesen Vorfall dem Sattler, und als derselbige einige naͤhere Beschreibung der entwendeten Geldsorten gab, und der Vater fand, daß es dies Geld sein muͤsse, brachte er es dem Meister zuruͤck. Der Knabe, welcher unterdeß wieder zum Verhaft gezogen worden, laͤugnete noch immer, bis man ihn endlich uͤberfuͤhrte, weil der Lappen, in welchen das Geld gewickelt war, genau in den Abschnitt eines Stuͤcks Leinwands paßte, so man in des Knaben Koffer gefunden, und welches
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