Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Pronomina in psychologischer Rücksicht. Selbst unter denjenigen Wörtern, die etwas für sich bestehendes in der Natur anzeigen, als Baum, Bach, u.s.w. denken wir uns doch keine einzelne für sich bestehende Sache, sondern fassen z.B. unter Baum, alles, was in der Welt Baum heißt, zusammen; wenn wir nicht durch eines von den kleinen Wörtern der, die oder das, ein einzelnes Ding, aus der Menge aller übrigen herausheben, um es uns, nicht nur in unsrer Vorstellung, sondern auch außer uns, als wirklich vorzustellen, indem wir z.B. sagen, der Baum, welcher da steht, das Wasser, welches dort fließt, die Wiese, die hier vor mir liegt. Durch die kleinen Wörter, der, die oder das, denken wir uns also eine Sache, von der wir reden, aus unsrer Vorstellung heraus, so daß wir sie uns nicht nur in unsern Gedanken, sondern auch außer uns, als wirklich für sich bestehend, vorstellen. Wollen wir aber von einer Sache bloß als von einer Vorstellung in uns reden, so setzen wir vor das Hauptwort statt der, die oder das, nur das
Pronomina in psychologischer Ruͤcksicht. Selbst unter denjenigen Woͤrtern, die etwas fuͤr sich bestehendes in der Natur anzeigen, als Baum, Bach, u.s.w. denken wir uns doch keine einzelne fuͤr sich bestehende Sache, sondern fassen z.B. unter Baum, alles, was in der Welt Baum heißt, zusammen; wenn wir nicht durch eines von den kleinen Woͤrtern der, die oder das, ein einzelnes Ding, aus der Menge aller uͤbrigen herausheben, um es uns, nicht nur in unsrer Vorstellung, sondern auch außer uns, als wirklich vorzustellen, indem wir z.B. sagen, der Baum, welcher da steht, das Wasser, welches dort fließt, die Wiese, die hier vor mir liegt. Durch die kleinen Woͤrter, der, die oder das, denken wir uns also eine Sache, von der wir reden, aus unsrer Vorstellung heraus, so daß wir sie uns nicht nur in unsern Gedanken, sondern auch außer uns, als wirklich fuͤr sich bestehend, vorstellen. Wollen wir aber von einer Sache bloß als von einer Vorstellung in uns reden, so setzen wir vor das Hauptwort statt der, die oder das, nur das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="114"/><lb/> deswegen ist auch nur ein kleiner Unterschied dazwischen, wenn wir sagen, <hi rendition="#b">ich bin gefahren,</hi> und, <hi rendition="#b">ich bin gefahren worden.</hi></p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head>Pronomina in psychologischer Ruͤcksicht.</head><lb/> <p>Selbst unter denjenigen Woͤrtern, die etwas fuͤr sich bestehendes in der Natur anzeigen, als <hi rendition="#b">Baum, Bach,</hi> u.s.w. <choice><corr>denken</corr><sic>Denken</sic></choice> wir uns doch keine <hi rendition="#b">einzelne</hi> fuͤr sich bestehende Sache, sondern fassen z.B. unter <hi rendition="#b">Baum</hi>, alles, was in der Welt <hi rendition="#b">Baum</hi> heißt, zusammen; wenn wir nicht durch eines von den kleinen Woͤrtern <hi rendition="#b">der, die</hi> oder <hi rendition="#b">das,</hi> ein einzelnes Ding, aus der Menge aller uͤbrigen herausheben, um es uns, nicht nur in unsrer Vorstellung, sondern auch außer uns, als wirklich vorzustellen, indem wir z.B. sagen, <hi rendition="#b">der Baum, welcher da steht, das Wasser, welches dort fließt, die Wiese, die hier vor mir liegt.</hi></p> <p>Durch die kleinen Woͤrter, <hi rendition="#b">der, die</hi> oder <hi rendition="#b">das,</hi> denken wir uns also eine Sache, von der wir reden, aus unsrer Vorstellung heraus, so daß wir sie uns nicht nur in unsern Gedanken, sondern auch <hi rendition="#b">außer uns,</hi> als wirklich fuͤr sich bestehend, vorstellen.</p> <p>Wollen wir aber von einer Sache bloß als von einer Vorstellung <hi rendition="#b">in uns</hi> reden, so setzen wir vor das Hauptwort statt <hi rendition="#b">der, die</hi> oder <hi rendition="#b">das,</hi> nur das<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0114]
deswegen ist auch nur ein kleiner Unterschied dazwischen, wenn wir sagen, ich bin gefahren, und, ich bin gefahren worden.
Pronomina in psychologischer Ruͤcksicht.
Selbst unter denjenigen Woͤrtern, die etwas fuͤr sich bestehendes in der Natur anzeigen, als Baum, Bach, u.s.w. denken wir uns doch keine einzelne fuͤr sich bestehende Sache, sondern fassen z.B. unter Baum, alles, was in der Welt Baum heißt, zusammen; wenn wir nicht durch eines von den kleinen Woͤrtern der, die oder das, ein einzelnes Ding, aus der Menge aller uͤbrigen herausheben, um es uns, nicht nur in unsrer Vorstellung, sondern auch außer uns, als wirklich vorzustellen, indem wir z.B. sagen, der Baum, welcher da steht, das Wasser, welches dort fließt, die Wiese, die hier vor mir liegt.
Durch die kleinen Woͤrter, der, die oder das, denken wir uns also eine Sache, von der wir reden, aus unsrer Vorstellung heraus, so daß wir sie uns nicht nur in unsern Gedanken, sondern auch außer uns, als wirklich fuͤr sich bestehend, vorstellen.
Wollen wir aber von einer Sache bloß als von einer Vorstellung in uns reden, so setzen wir vor das Hauptwort statt der, die oder das, nur das
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