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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

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Weil wir uns nun bei unsern Fragen gemeiniglich nach den Beschaffenheiten der Dinge erkundigen, so fangen sie sich auch gemeiniglich mit w an; als wenn wir fragen, wer ist da? so setzen wir durch das er schon das Daseyn einer Person voraus, aber durch das vorgesetzte w drücken wir unser Verlangen aus, etwas von der Beschaffenheit der Person zu erfahren, welche nun wirklich da ist.

Wir können uns also hieraus erklären, warum die Wörter welcher, welche, welches, auch als Fragewörter gebraucht werden, zu denen wir noch die Wörter wer oder was rechnen müssen; wovon das erste von Personen beiderlei Geschlechts; das letztere aber nur von Sachen gebraucht wird.

Er, sie, es, sind also allgemeine Benennungen desjenigen, wovon ich rede; denn alles in der Welt kann ich er, sie oder es nennen. Setze ich nun vor jedes dieser Wörter ein d, als in der, die, das, oder in dieser, diese, dieses, so trage ich den Begriff der Wirklichkeit in meine Vorstellung; setze ich aber ein w davor, als in welcher, welche, welches, und in wer oder was, so trage ich den Begriff einer Beschaffenheit hinein.

Durch die Frage wer? kann man nun die wirkliche Persönlichkeit von der figürlich beigelegten sehr gut unterscheiden: denn ob ich gleich dem Baume eine Art von Persönlichkeit beilege, indem ich er, (der Baum,) dieser Baum, und welcher Baum, sage, so kann ich doch nicht fragen, wer


Weil wir uns nun bei unsern Fragen gemeiniglich nach den Beschaffenheiten der Dinge erkundigen, so fangen sie sich auch gemeiniglich mit w an; als wenn wir fragen, wer ist da? so setzen wir durch das er schon das Daseyn einer Person voraus, aber durch das vorgesetzte w druͤcken wir unser Verlangen aus, etwas von der Beschaffenheit der Person zu erfahren, welche nun wirklich da ist.

Wir koͤnnen uns also hieraus erklaͤren, warum die Woͤrter welcher, welche, welches, auch als Fragewoͤrter gebraucht werden, zu denen wir noch die Woͤrter wer oder was rechnen muͤssen; wovon das erste von Personen beiderlei Geschlechts; das letztere aber nur von Sachen gebraucht wird.

Er, sie, es, sind also allgemeine Benennungen desjenigen, wovon ich rede; denn alles in der Welt kann ich er, sie oder es nennen. Setze ich nun vor jedes dieser Woͤrter ein d, als in der, die, das, oder in dieser, diese, dieses, so trage ich den Begriff der Wirklichkeit in meine Vorstellung; setze ich aber ein w davor, als in welcher, welche, welches, und in wer oder was, so trage ich den Begriff einer Beschaffenheit hinein.

Durch die Frage wer? kann man nun die wirkliche Persoͤnlichkeit von der figuͤrlich beigelegten sehr gut unterscheiden: denn ob ich gleich dem Baume eine Art von Persoͤnlichkeit beilege, indem ich er, (der Baum,) dieser Baum, und welcher Baum, sage, so kann ich doch nicht fragen, wer

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[120/0120] Weil wir uns nun bei unsern Fragen gemeiniglich nach den Beschaffenheiten der Dinge erkundigen, so fangen sie sich auch gemeiniglich mit w an; als wenn wir fragen, wer ist da? so setzen wir durch das er schon das Daseyn einer Person voraus, aber durch das vorgesetzte w druͤcken wir unser Verlangen aus, etwas von der Beschaffenheit der Person zu erfahren, welche nun wirklich da ist. Wir koͤnnen uns also hieraus erklaͤren, warum die Woͤrter welcher, welche, welches, auch als Fragewoͤrter gebraucht werden, zu denen wir noch die Woͤrter wer oder was rechnen muͤssen; wovon das erste von Personen beiderlei Geschlechts; das letztere aber nur von Sachen gebraucht wird. Er, sie, es, sind also allgemeine Benennungen desjenigen, wovon ich rede; denn alles in der Welt kann ich er, sie oder es nennen. Setze ich nun vor jedes dieser Woͤrter ein d, als in der, die, das, oder in dieser, diese, dieses, so trage ich den Begriff der Wirklichkeit in meine Vorstellung; setze ich aber ein w davor, als in welcher, welche, welches, und in wer oder was, so trage ich den Begriff einer Beschaffenheit hinein. Durch die Frage wer? kann man nun die wirkliche Persoͤnlichkeit von der figuͤrlich beigelegten sehr gut unterscheiden: denn ob ich gleich dem Baume eine Art von Persoͤnlichkeit beilege, indem ich er, (der Baum,) dieser Baum, und welcher Baum, sage, so kann ich doch nicht fragen, wer

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/120>, abgerufen am 21.11.2024.