Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Bei Beschreibung des Weges, welchen er genommen, hielt sich Arrestant an die auf den Tisch mit Kreide gemahlte Figur der Kienheide und des Weges nach Nedlitz, mahlte an der Kirschallee eine Mühle, oberwärts aber noch einige Thürme, und noch eine andere Mühle, davon die erste vermuthlich die Relitzsche bedeuten sollte.

Er wieß, wie er noch diesseits der Nedlitzer Mühle um die Nedlitzer Kienheide dicht herum, jedoch nicht nach Nedlitz zu, nach der andern Mühle heraufgegangen, sich aber vorhero in einen Graben geleget, und sich umgesehen.

Er wieß zugleich auf einen hieher gezeichneten Schäfer, und gab so viel zu verstehen, daß er den Schäfer gesehen, sich aber in Erwählung seines Weges immer umgesehen, und solchem aus dem Gesichte zu kommen gesucht, und endlich nach den Dorfe gekommen, wo er arretirt worden.

Bei Vorstellung dieses Dorfs mahlte und beschrieb er ein Wirthshaus, darin er sich mit des Entleibten Sachen hingesetzt und das Geld überzählet.

Jndessen sei ein großer starker Mann, welchen er mit einer großen rauhen Mütze mahlte, in dem Wirthshause beim Geldzählen an ihn gekommen, und habe von ihm ein Papier verlanget.

Hier ergrif er einen Bogen Papier vom Tisch, wieß auf die gezeichnete Figur, so daß Papier von ihm verlanget, und welcher er auch den Bogen zugestellet.



Bei Beschreibung des Weges, welchen er genommen, hielt sich Arrestant an die auf den Tisch mit Kreide gemahlte Figur der Kienheide und des Weges nach Nedlitz, mahlte an der Kirschallee eine Muͤhle, oberwaͤrts aber noch einige Thuͤrme, und noch eine andere Muͤhle, davon die erste vermuthlich die Relitzsche bedeuten sollte.

Er wieß, wie er noch diesseits der Nedlitzer Muͤhle um die Nedlitzer Kienheide dicht herum, jedoch nicht nach Nedlitz zu, nach der andern Muͤhle heraufgegangen, sich aber vorhero in einen Graben geleget, und sich umgesehen.

Er wieß zugleich auf einen hieher gezeichneten Schaͤfer, und gab so viel zu verstehen, daß er den Schaͤfer gesehen, sich aber in Erwaͤhlung seines Weges immer umgesehen, und solchem aus dem Gesichte zu kommen gesucht, und endlich nach den Dorfe gekommen, wo er arretirt worden.

Bei Vorstellung dieses Dorfs mahlte und beschrieb er ein Wirthshaus, darin er sich mit des Entleibten Sachen hingesetzt und das Geld uͤberzaͤhlet.

Jndessen sei ein großer starker Mann, welchen er mit einer großen rauhen Muͤtze mahlte, in dem Wirthshause beim Geldzaͤhlen an ihn gekommen, und habe von ihm ein Papier verlanget.

Hier ergrif er einen Bogen Papier vom Tisch, wieß auf die gezeichnete Figur, so daß Papier von ihm verlanget, und welcher er auch den Bogen zugestellet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0047" n="47"/><lb/>
            <p>Bei Beschreibung des Weges, welchen er genommen, hielt sich Arrestant an die                         auf den Tisch mit Kreide gemahlte Figur der Kienheide und des Weges nach                         Nedlitz, mahlte an der Kirschallee eine Mu&#x0364;hle, oberwa&#x0364;rts aber noch einige                         Thu&#x0364;rme, und noch eine andere Mu&#x0364;hle, davon die erste vermuthlich die                         Relitzsche bedeuten sollte.</p>
            <p>Er wieß, wie er noch diesseits der Nedlitzer Mu&#x0364;hle um die Nedlitzer Kienheide                         dicht herum, jedoch nicht nach Nedlitz zu, nach der andern Mu&#x0364;hle                         heraufgegangen, sich aber vorhero in einen Graben geleget, und sich                         umgesehen.</p>
            <p>Er wieß zugleich auf einen hieher gezeichneten Scha&#x0364;fer, und gab so viel zu                         verstehen, daß er den Scha&#x0364;fer gesehen, sich aber in Erwa&#x0364;hlung seines Weges                         immer umgesehen, und solchem aus dem Gesichte zu kommen gesucht, und endlich                         nach den Dorfe gekommen, wo er arretirt worden.</p>
            <p>Bei Vorstellung dieses Dorfs mahlte und beschrieb er ein Wirthshaus, darin er                         sich mit des Entleibten Sachen hingesetzt und das Geld u&#x0364;berza&#x0364;hlet.</p>
            <p>Jndessen sei ein großer starker Mann, welchen er mit einer großen rauhen                         Mu&#x0364;tze mahlte, in dem Wirthshause beim Geldza&#x0364;hlen an ihn gekommen, und habe                         von ihm ein Papier verlanget.</p>
            <p>Hier ergrif er einen Bogen Papier vom Tisch, wieß auf die gezeichnete Figur,                         so daß Papier von ihm verlanget, und welcher er auch den Bogen                         zugestellet.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0047] Bei Beschreibung des Weges, welchen er genommen, hielt sich Arrestant an die auf den Tisch mit Kreide gemahlte Figur der Kienheide und des Weges nach Nedlitz, mahlte an der Kirschallee eine Muͤhle, oberwaͤrts aber noch einige Thuͤrme, und noch eine andere Muͤhle, davon die erste vermuthlich die Relitzsche bedeuten sollte. Er wieß, wie er noch diesseits der Nedlitzer Muͤhle um die Nedlitzer Kienheide dicht herum, jedoch nicht nach Nedlitz zu, nach der andern Muͤhle heraufgegangen, sich aber vorhero in einen Graben geleget, und sich umgesehen. Er wieß zugleich auf einen hieher gezeichneten Schaͤfer, und gab so viel zu verstehen, daß er den Schaͤfer gesehen, sich aber in Erwaͤhlung seines Weges immer umgesehen, und solchem aus dem Gesichte zu kommen gesucht, und endlich nach den Dorfe gekommen, wo er arretirt worden. Bei Vorstellung dieses Dorfs mahlte und beschrieb er ein Wirthshaus, darin er sich mit des Entleibten Sachen hingesetzt und das Geld uͤberzaͤhlet. Jndessen sei ein großer starker Mann, welchen er mit einer großen rauhen Muͤtze mahlte, in dem Wirthshause beim Geldzaͤhlen an ihn gekommen, und habe von ihm ein Papier verlanget. Hier ergrif er einen Bogen Papier vom Tisch, wieß auf die gezeichnete Figur, so daß Papier von ihm verlanget, und welcher er auch den Bogen zugestellet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/47
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/47>, abgerufen am 23.11.2024.