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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.

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gel, aus Seelenkranken Menschen heraustreiben will,) muß nothwendig die Seelenkrankheit erst selbst überstanden haben, das heißt -- Er muß mit seinem gütigen Schöpfer und Erhalter, und mit sich selbst im festen Frieden stehn, er muß daneben vielfältige Menschenkenntniß haben, und ein scharfsichtiger Beobachter der Menschen seyn.

Seelenkranke Menschen, bei denen entweder übertriebne Liebebegierde oder übertriebne Ehrbegierde (eine Begierde, für der andern starke Macht hat,) die müssen entweder von der Liebebegierde zur Ehrbegierde, oder umgekehrt, durch Kunst des Arztes übergelocket werden.

Bei denen also, wo Liebebegierde und Ehrbegierde ohngefähr mit gleicher Macht herrschen, denen muß der Arzt durch scherzhafte Erzählungen und lustige Begebenheiten, die Seelen in Bewegung bringen, und durch wohlthätige Erzählungen und lobenswürdige Begebenheiten, die Seelen erweichen, (er muß die Gedanken bei ihnen vervielfältigen,) sie zum Umgange mit allerley Menschen wieder gewöhnen, und sie zu beständigen Geschäften anweisen, er muß sie überführen, daß auf der Welt nichts ist, das eine übertriebne Liebe werth sey, daß übertriebene Ehrbegierde Unsinn, und Laufen zum Nachruhm -- Raserey sey, er muß sie oft an die kurze Dauer des zeitlichen Lebens erinnern.

Alle Seelenkranke Menschen hegen unzufriedne Gedanken gegen ihren gütigen Schöpfer und Er-


gel, aus Seelenkranken Menschen heraustreiben will,) muß nothwendig die Seelenkrankheit erst selbst uͤberstanden haben, das heißt — Er muß mit seinem guͤtigen Schoͤpfer und Erhalter, und mit sich selbst im festen Frieden stehn, er muß daneben vielfaͤltige Menschenkenntniß haben, und ein scharfsichtiger Beobachter der Menschen seyn.

Seelenkranke Menschen, bei denen entweder uͤbertriebne Liebebegierde oder uͤbertriebne Ehrbegierde (eine Begierde, fuͤr der andern starke Macht hat,) die muͤssen entweder von der Liebebegierde zur Ehrbegierde, oder umgekehrt, durch Kunst des Arztes uͤbergelocket werden.

Bei denen also, wo Liebebegierde und Ehrbegierde ohngefaͤhr mit gleicher Macht herrschen, denen muß der Arzt durch scherzhafte Erzaͤhlungen und lustige Begebenheiten, die Seelen in Bewegung bringen, und durch wohlthaͤtige Erzaͤhlungen und lobenswuͤrdige Begebenheiten, die Seelen erweichen, (er muß die Gedanken bei ihnen vervielfaͤltigen,) sie zum Umgange mit allerley Menschen wieder gewoͤhnen, und sie zu bestaͤndigen Geschaͤften anweisen, er muß sie uͤberfuͤhren, daß auf der Welt nichts ist, das eine uͤbertriebne Liebe werth sey, daß uͤbertriebene Ehrbegierde Unsinn, und Laufen zum Nachruhm — Raserey sey, er muß sie oft an die kurze Dauer des zeitlichen Lebens erinnern.

Alle Seelenkranke Menschen hegen unzufriedne Gedanken gegen ihren guͤtigen Schoͤpfer und Er-

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[116/0118] gel, aus Seelenkranken Menschen heraustreiben will,) muß nothwendig die Seelenkrankheit erst selbst uͤberstanden haben, das heißt — Er muß mit seinem guͤtigen Schoͤpfer und Erhalter, und mit sich selbst im festen Frieden stehn, er muß daneben vielfaͤltige Menschenkenntniß haben, und ein scharfsichtiger Beobachter der Menschen seyn. Seelenkranke Menschen, bei denen entweder uͤbertriebne Liebebegierde oder uͤbertriebne Ehrbegierde (eine Begierde, fuͤr der andern starke Macht hat,) die muͤssen entweder von der Liebebegierde zur Ehrbegierde, oder umgekehrt, durch Kunst des Arztes uͤbergelocket werden. Bei denen also, wo Liebebegierde und Ehrbegierde ohngefaͤhr mit gleicher Macht herrschen, denen muß der Arzt durch scherzhafte Erzaͤhlungen und lustige Begebenheiten, die Seelen in Bewegung bringen, und durch wohlthaͤtige Erzaͤhlungen und lobenswuͤrdige Begebenheiten, die Seelen erweichen, (er muß die Gedanken bei ihnen vervielfaͤltigen,) sie zum Umgange mit allerley Menschen wieder gewoͤhnen, und sie zu bestaͤndigen Geschaͤften anweisen, er muß sie uͤberfuͤhren, daß auf der Welt nichts ist, das eine uͤbertriebne Liebe werth sey, daß uͤbertriebene Ehrbegierde Unsinn, und Laufen zum Nachruhm — Raserey sey, er muß sie oft an die kurze Dauer des zeitlichen Lebens erinnern. Alle Seelenkranke Menschen hegen unzufriedne Gedanken gegen ihren guͤtigen Schoͤpfer und Er-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/118>, abgerufen am 28.11.2024.